02.02.2017, 16:14 Uhr
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Frontier Markets weisen geringe Korrelationen mit den Aktienmärkten in Schwellenländern oder Industrieländern auf. Lohnt es sich daher, jetzt in Ländern wie Nigeria, Bangladesch oder Saudi Arabien zu investieren? fondstrends.ch sprach mit Michael Levy, dem Manager des Baring Frontier Markets Fund, über Chancen und Risiken von Anlagen in Frontier Markets.
Herr Levy, Sie sind Fondsmanager des Baring Frontier Market Fund (ISIN: IE00B8BVS817). Wie lange sind Sie für diesen Fonds verantwortlich?
Michael Levy: Ich manage den Fonds seit Auflegung im April 2013. Insgesamt habe ich als Fondsmanager in Emerging- und Frontier Markets mehr als 15 Jahre Investmenterfahrung.
Welches Volumen hat der Fonds aktuell?
Per 31. Mai 2014 waren wir bei 41 Mio.
Der Begriff Frontier Markets wird oftmals unterschiedlich definiert. Wie grenzen Sie Frontier Markets zu Emerging Markets ab?
Wir betrachten alle Märkte als Frontier Markets, die nicht im Universum der MSCI Developed Markets oder der MSCI Emerging Markets zu finden sind. Wir benutzen also bewusst eine breite Definition, um unsere Investmentmöglichkeiten zu maximieren.
Was spricht aus Ihrer Sicht generell und im aktuellen Marktumfeld für Frontier Markets?
Das generell wichtigste Thema ist ganz sicher Wachstum. Die entwickelten Märkte kämpfen seit Jahren um ein Wachstum, das wenigstens über den Inflationsraten liegt. Und Schwellenmärkte wie die BRICs haben die Jahre des stürmischsten Wachstums hinter sich. Langfristig attraktive Wachstumsraten findet man heute überwiegend in Frontier Markets. Das macht sich natürlich auch an den Unternehmensgewinnen bemerkbar. Ausserdem gibt es weniger offensichtliche Gründe, die für Frontier Markets sprechen. Erstens: Ineffiziente Märkte in frühen Entwicklungsstadien stehen weniger im Fokus und machen es dadurch leichter, unterbewertete Investmentchancen zu finden. Zweitens: Diese Märkte sind eine gute Diversifikationsmöglichkeit für Aktienportfolios, da ihre Entwicklung stark von regionalen Faktoren abhängt und nur gering mit den Aktienmärkten in Schwellen- oder Industrieländern korreliert ist.
Wo sehen Sie die grössten Risiken in Frontier Markets?
Ein ganz zentrales Thema ist Liquidität. Darum meiden wir Small Caps und konzentrieren uns ausschliesslich auf Unternehmen mit höheren Marktkapitalisierungen. Darüber hinaus gibt es ein ganzes Bündel von Risiken, die für unentwickelte Märkte typisch sind. Schwache Rechtssysteme, Korruption, mangelnde Infrastruktur, soziale und politische Verwerfungen, und als vielleicht am meisten unterschätztes Risiko: die Unternehmensführung selbst. Wir sehen uns die Unternehmensführungen sehr genau an, untersuchen die Track Records des Managements, analysieren, wie die Geschäfte geführt werden und achten vor allem auch darauf, ob in der Vergangenheit auch die Interessen kleinerer Anteilseigner angemessen berücksichtigt wurden. Letzteres ist ein absolutes Schlüsselkriterium für uns.
Lassen Sie uns beim Investmentprozess bleiben. Welche sind hier die wesentlichen Schritte bei Ihnen?
Für die Generierung von Ideen setzen wir auf eine Mischung aus Top-down- und Bottom-up-Analyse. Kern unseres Investment-Prozesses ist aber ganz eindeutig die Aktienanalyse, also Stock Picking auf der Basis von Bottom-up-Research. Unser Investment-Universum umfasst ca. 5.700 Aktien, von denen nach Marktkapitalisierung und Liquidität ca. 370 Titel für uns in Frage kommen. Davon decken wir derzeit 137 Unternehmen mit eigenem Research ab. Wir nutzen ein feststehendes Verfahren, das fünf Kriterien umfasst: Wachstum, Liquidität, Währungseinflüsse, Managementqualität und relative Bewertung (Chance/Risiko) des jeweiligen Unternehmens. Wenn wir in allen Kriterien positiv sind und eine klare Unterbewertung entdecken, nehmen wir den Titel ins Portfolio.
Wie viele Positionen haben Sie im Portfolio und wie lange halten Sie diese?
Unser Portfolio umfasst 50-70 Aktien mit einem Zeithorizont für die Haltedauer von 12 bis 18 Monaten.
An welcher Benchmark richtet sich der Fonds aus und wo liegen für Investoren die Unterschiede im Vergleich?
Unsere Benchmark ist der MSCI Frontier Markets. Unser Anlageuniversum ist allerdings um einiges grösser, sodass wir auch Chancen wahrnehmen können, die im Benchmark-Index nicht abgebildet sind. Unser Ziel lautet schlicht und einfach, langfristig einen höheren Kapitalzuwachs zu erreichen als Marktteilnehmer in einem vergleichbaren Anlageuniversum.
Wie hat Ihr Fonds bisher abgeschnitten, auch im Vergleich zur Benchmark?
Im ersten Jahr seit Auflegung (30. April 2013 bis 30. April 2014) hatten wir einen Wertzuwachs von 18,6%, und somit leicht unterhalb des MSCI Frontier Markets, der im gleichen Zeitraum 21,3% erzielte.
Wo sehen Sie den Mehrwert des Baring Frontier Markets Fund gegenüber vergleichbaren Fonds?
In einem Wort: Erfahrung. Ich werde von einem sehr erfahrenen Team unterstützt, dessen Mitglieder nah an den jeweiligen Märkten sind und teilweise direkt aus den Ländern stammen, in denen wir investieren. Wir haben spezialisierte Händler vor Ort, die auch in schwierigen Marktsituationen Liquiditätsquellen finden. Und wir verfügen über eine gewachsene, klar definierte Investmentphilosophie und einen disziplinierten Investmentprozess. Ich denke, gerade in Frontier Markets ist diese Art Erfahrung der Schlüssel zum Erfolg.
Frontier Markets haben sich zuletzt stark entwickelt. Ist jetzt noch der richtige Zeitpunkt zum Einstieg?
Ja. Frontier Markets stehen nach wie vor erst am Anfang ihrer Entwicklung in etwa dort, wo die Emerging Markets vor 20 Jahren standen. Dies ist noch immer ein sehr frühes Stadium und wir werden zunehmend sehen, dass private und institutionelle Investoren Vertrauen fassen. Einzige Einschränkung: Frontier Markets sind sehr volatil. Investoren sollten auch auf Rückschläge gefasst sein und unbedingt einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont haben.
Was reizt Sie an Ihrem Job besonders?
Ich bin extrem neugierig. Ich liebe es, Menschen ganz unterschiedlicher Berufe und Kulturen kennen zu lernen. Zu Hause sehen wir oft nur ein Zerrbild dessen, wie ein Land wirklich ist. Ich habe unheimlich viel Freude daran, mir mein eigenes Bild zu machen und auch einmal ausgetretene Pfade zu verlassen.
Vielen Dank für das Gespräch!