Der Verfall des Ölpreises markiert Paradigmenwechsel

Der Ölpreis könnte sich zwar in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas erholen, die Opec dürfte aber Avancen in Richtung alter Höchststände verhindern. In diesem Umfeld rät Barings, aus Aktien von Öl-Unternehmen in Titel von energieintensiven Gesellschaften umzuschichten.

06.02.2015, 15:59 Uhr

Redaktion: ist

Der vor einem halben Jahr einsetzende, jähe Verfall des Ölpreises markiert für viele Ölproduzenten gemäss Barings das Ende einer goldenen Ära: In dieser Periode verflüchtigte sich der Preis für ein Barrel Öl von durchschnittlich 109 USDr auf 48 USD Ende Januar. Anders als beim letzten Crash ist der gegenwärtige Preisrückschlag nicht das Resultat einer nachlassenden Nachfrage, sondern einer strukturellen Überversorgung.

Die Ursache dafür ist laut Barings in der in den vergangenen Jahren vorangetriebenen Expansion der Onshore-Produktion in den USA zu suchen. Die Gesellschaften profitierten von einem historisch hohen Ölpreis, der Verfügbarkeit günstiger Kredite und technologischen Fortschritten im Bereich Ölsand, sagt Duncan Goodwin von Barings.

Diese Voraussetzungen machten es erst möglich, dass eine Vielzahl kapitalintensiver Projekte ins Leben gerufen wurde. Die Zahl der aktiven Onshore-Ölplattformen verneunfachte sich von 179 im Juni 2009 auf 1609 im Oktober 2014.

Mit dem starken Verfall des Ölpreises geraten nun insbesondere kostenintensive Projekte unter Druck, was dazu führen dürfte, dass einige die Produktion aufgeben werden müssen. Der von der Opec anlässlich ihres Meetings vom November 2014 gefällte Entscheid, die Produktion nicht zu drosseln, dürfte zu einer Beschleunigung dieses Trends führen.

Wir sind davon überzeugt, dass dieser Entscheid von der Opec bewusst gefällt worden ist und ein Paradigmenwechsel darstellt, der durch eine steigende Volatilität und Überkapazitäten charakterisiert sein wird, führte Duncan Goodwin weiter aus.

Mit einer balancierten Strategie durchs Anlage-Universum
In den nächsten sechs bis zwölf Monaten erwartet Barings eine signifikant schwindende Anzahl von US-Onshore-Unternehmen. Das dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2015 zu einer Erholung des Ölpreises führen, wobei alte Höchstnotierungen vorerst nicht mehr erreicht werden sollten. Sobald der Ölpreis wieder ein Niveau erreicht, zu dem Investitionen in US-Onshore-Projekte wieder attraktiv werden, kann seitens der Opec mit einer Anhebung der Produktions-Quote gerechnet werden.

In diesen Zeiten des dramatischen Umbruchs empfiehlt Barings im Rohstoffsektor eine balancierte Strategie beizubehalten und dabei das gesamte Spektrum des Anlage-Universums zu nutzen.

Zwar sehen gemäss Duncan Goodwin die Bewertungen im Rohstoffsektor wieder attraktiv aus, was nach den jüngsten Kursrückschlägen nicht überraschend ist. Allerdings favorisiert er nur gewisse Subsektoren, in denen sich energieintensive Unternehmen und Gesellschaften befinden, deren Input-
Kosten von einem tiefen Ölpreis profitieren. Dazu gehören beispielsweise Unternehmen aus dem Bereich Chemikalien, Nahrungsmittelhersteller oder Gesellschaften mit einem Exposure zur US-Automobil-Industrie.

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