13.06.2024, 13:55 Uhr
Diese Art der Hilfe für die Ukraine hat eine neue Qualität. Bis Ende des Jahres soll das von Russland angegriffene Land auf einen Kredit in Höhe von etwa 50 Milliarden US-Dollar zurückgreifen können - auch für...
Eine Mehrheit der von Deloitte befragten CFOs rechnet nach wie vor mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung für die kommenden zwölf Monate. Die Schweizer Unternehmen betrachten geopolitische Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg als grösstes Risiko für die kommenden zwölf Monate. Auch Inflation, Lieferketten und Energiepreise bereiten Sorgen.
Die Schweizer Unternehmen zeigen sich angesichts des Krieges in der Ukraine und der umfassenden Sanktionen gegen Russland und Belarus gefasst. Knapp die Hälfte (46%) der 99 von Deloitte befragten Chief Financial Officers (CFOs) von Unternehmen in der Schweiz ist nach wie vor überzeugt: Die Schweizer Wirtschaft wird in den nächsten zwölf Monaten weiterwachsen. Dieser Anteil hat sich zwar seit der letzten Deloitte CFO-Umfrage im September 2021 fast halbiert, ist aber dennoch gut doppelt so hoch wie der Anteil derjenigen, die von einem Wachstumseinbruch ausgehen (22%). Mehr als um das eigene Unternehmen sorgen sich die befragten CFOs aktuell um die allgemeine Wirtschaftsentwicklung. So rechnet über die Hälfte (57%) mit besseren Unternehmensaussichten für die kommenden zwölf Monate, und nur gerade 15% erwarten eine negative finanzielle Entwicklung.
Auch die übrigen in der CFO-Umfrage abgefragten Unternehmenskennzahlen sind allesamt noch auf der positiven Seite. Eine Mehrheit (64%) der Befragten geht weiterhin von wachsenden Umsätzen aus; vor einem halben Jahr waren es allerdings noch bedeutend mehr (79%). Auch bei den allgemeinen Investitionen und bei Ausgaben wie Marketing oder Reisen rechnen immer noch mehr CFOs mit einem Wachstum als mit einem Rückgang. Einzig bei den operativen Margen sieht es weniger positiv aus. Dort halten sich optimistisch und pessimistisch Eingestellte bereits nahezu die Waage. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte die Teuerung sein.
"Die Schweiz ist rascher als viele andere OECD-Länder aus der Corona-Krise herausgekommen. Schweizer Unternehmen haben bereits während der Pandemie gelernt, mit Problemen in der Lieferkette umzugehen. Und auch die steigenden Inflationsraten in den USA und der EU sind für sie keine Überraschung mehr", erläutert Deloitte CEO Reto Savoia. "Ich gehe deshalb aktuell davon aus, dass der Krieg in der Ukraine den Post-Corona-Aufschwung zwar verlangsamen wird, die Schweizer Wirtschaft aber dieses Jahr auf dem Wachstumspfad bleibt." Die weitestgehende Aufhebung der Corona-Massnahmen vor einem guten Monat hat der Schweizer Wirtschaft zusätzlichen Schub verliehen. Dieser ist aber seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine fast vollständig verpufft. Neben dem Krieg sehen die CFOs von Unternehmen in der Schweiz die Inflation als grösstes Risiko (siehe Grafik).
Das gilt nicht zuletzt auch für die steigenden Inputpreise, die Unternehmen für Energie, Rohstoffe, Vorprodukte oder Dienstleistungen selbst zahlen müssen. Knapp die Hälfte der Befragten (42%) rechnet mit einem Anstieg der Inputpreise von 5% oder mehr. Von denjenigen, die von einem Anstieg der Inputpreise ausgehen, rechnet ein gutes Drittel (36%) damit, dass sie den Grossteil des Preisanstiegs an ihre Kundschaft weitergeben können.
Trotzdem gehen die CFOs nicht von einem markanten Anstieg der Konsumentenpreise im eigenen Land aus und rechnen über zwei Jahren mit einer Konsumentenpreisinflation von 2,0%.
"Die Inflation ist wieder zurück, auch in der Schweiz. Die Schweizer Unternehmen zeigen sich aber widerstandsfähig. Sie müssen zwar Einbussen bei den Margen hinnehmen, viele Firmen sind jedoch sehr gut positioniert, um der Preissteigerung zu trotzen. Die Frankenstärke belastet die Exportwirtschaft nicht mehr so wie vor einigen Jahren", kommentiert Alessandro Miolo, Managing Partner für Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.
Die Lieferketten seien zwar in Bezug auf die Risikoeinschätzung der CFOs von den aktuellen Kriegsereignissen in der Ukraine sowie der sich als hartnäckig erweisenden Inflation in den grossen westlichen Wirtschaftsräumen überholt worden, stellten aber nach wie vor eine grosse Herausforderung für viele Schweizer Unternehmen dar. Die meisten Unternehmen sehen sich mindestens leicht beeinträchtigt (77%), 16% berichten gar von schweren Beeinträchtigungen. Von den betroffenen Unternehmen müssen 68% spürbar mehr bezahlen für Rohstoffe und Zwischenprodukte. Rund die Hälfte (52%) berichtet von höheren Transportkosten – eine Folge von gestiegenen Energiepreisen und vielfältigen Logistikproblemen. Fast ebenso viele (40%) der CFOs beklagen sich, dass Zwischenprodukte nicht rechtzeitig geliefert werden und jeder vierte (24%), dass diese nicht mehr verfügbar sind.
Stornierungen von Aufträgen durch die Kundschaft seien hingegen kaum ein Problem und von einer Nachfrageschwäche als Risiko sprechen weniger CFOs als noch im Herbst. "Der Krieg in der Ukraine scheint die Konsumlust in der Schweiz bisher nicht negativ beeinflusst zu haben. Falls dieser aber noch länger andauert und sich sogar weiter intensivieren oder ausweiten sollte, werden die Menschen wieder vorsichtiger und verzichten auf Ferien und Anschaffungen. Eine anhaltende Inflation würde zudem die Haushaltsbudgets belasten", gibt Reto Savoia zu bedenken. "Dazu kommt, dass die konjunkturellen Zeichen bei unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland weniger positiv aussehen. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich daher zeigen, ob der Wirtschaftsaufschwung in der Schweiz wirklich anhält oder wir nicht doch wieder in eine Rezession schlittern."