Gegenüber September sanken die Energiepreise in Deutschland um 10,4 Prozent. (Bild Shutterstock yelantsevv)
Die Produzentenpreise sanken im Oktober im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 4,2%. Ökonomen hatten ein kleines Plus erwartet. Gemessen am Vormonat sanken die Energiepreise um gut 10%.
21.11.2022, 10:43 Uhr
Redaktion: sw
«Dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020 und zugleich der stärkste seit Beginn der Erhebung 1949», bestätigte das Statistische Bundesamt der Nachrichtenagentur Reuters auf Nachfrage. Der Rückgang kommt völlig überraschend: Ökonomen hatten mit einem erneuten Anstieg von 0,9% gerechnet.
Die Entwicklung weckt die Hoffnung, dass die starke Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. «Ein spektakulärer Rückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen», sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. «Vielleicht das erste Signal eines gewissen konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks.» Ähnlich schätzt das Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ein. «Zwar könnte die Inflationsrate bis Anfang kommenden Jahres noch zulegen, da die höheren Energiepreise teilweise erst mit einer deutlichen Verzögerung bei den Haushalten ankommen», sagte Solveen. «Die auf der Produzentenstufe nun bereits deutlich rückläufigen Preise deuten aber darauf hin, dass dieser Effekt in einigen Monaten durch sein dürfte.» Hinzu komme, dass staatliche Eingriffe wie die Gas- und Strompreisbremse die Teuerung im kommenden Jahr drücken werden.
Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Erhöhen oder senken die Produzenten ihre Preise, kommt das in der Regel auch bei den privaten Haushalten an, zumindest teilweise. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise 10,4% höher als ein Jahr zuvor, das ist die höchste Inflationsrate seit 1951.
Kosten nicht vollständig weitergereicht
Dass die Inflationsgefahr noch nicht gebannt ist, zeigt auch eine Ifo-Umfrage. Die deutschen Unternehmen reichen ihre gestiegenen Einkaufspreise bislang nur langsam und auch nicht vollständig an ihre Kunden weiter. Demnach haben die Firmen in den vergangenen Monaten ihre Einkaufspreise erst zu 34% durchgereicht, wie das Münchner Institut zu seiner Umfrage unter 6’500 Betrieben mitteilte. Eine schwache Nachfrage, hoher Wettbewerbsdruck und langfristige Vertragslaufzeiten hemmten die Firmen nach eigenen Angaben bei Preiserhöhungen. Bis April 2023 planen sie allerdings, die Weitergabe auf 50% zu erhöhen. «Dies führt voraussichtlich zu weiterem Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen in den nächsten Monaten», sagte Ifo-Forscher Manuel Menkhoff voraus.
Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Produzentenebene ist Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erheblich mehr kostet. Hier lagen die Produzentenpreise um 85,6% höher als im Oktober 2021. Gemessen am Vormonat September sanken die Energiepreise allerdings im Schnitt um 10,4%, «hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für elektrischen Strom sowie für Erdgas in der Verteilung», wie die Statistiker betonten.
Leichtes Heizöl kostete 76,2% mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 30,8% mehr. Nahrungsmittel waren 25,1% teurer als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+66,3%), Schweinefleisch (+47,0), Käse und Quark (+38,3) sowie Milch (+36,1). Kaffee war 29,1%
Die Teuerung in der Schweiz hat im September erstmals seit gut einem halben Jahr wieder leicht angezogen. Sie bewegt sich mit 1,7 Prozent weiterhin im Rahmen der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten...
In Marktkreisen hatte es in jüngster Zeit Spekulationen gegeben, die Bank of Japan könnte ihren Kurs modifizieren. Doch die japanische Zentralbank hält an ihrer lockeren Geldpolitik vorerst unverändert fest.
Die türkische Notenbank hat angesichts der hohen Inflation den Leitzins erneut deutlich angehoben. Er steigt um 5,0 Prozentpunkte auf 30,0 Prozent. Es war die vierte Zinserhöhung in Folge und so erwartet worden.
Die Grundgehälter in England lagen in den drei Monaten bis Juli 7,8 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr, wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte. Das Lohnwachstum ist damit stärker als der Anstieg der...
Im zweiten Quartal stieg das japanische Bruttoinlandsprodukt auf das Jahr hochgerechnet um 4,8 Prozent. Ein unerwartet starker Rückgang der Investitionen wie auch der Verbraucherausgaben trüben die Aussichten der...
Die Teuerung in Deutschland hält sich trotz eines erneuten Rückgangs hartnäckig über der Marke von sechs Prozent. Im August lagen die Verbraucherpreise um 6,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei den...
Die Ökonomen der Versicherungsgruppe Swiss Life sind etwas pessimistischer mit Blick auf die Schweizer Wirtschaft. Neu rechnen sie für das laufende Jahr mit einem BIP-Wachstum von 0,5 Prozent, zuletzt waren es 0,7...
Die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone sind im Juli leicht gestiegen. Zuvor waren die Erwartungen laut der EZB-Umfrage mehrere Monate infolge gesunken.
In Österreich wird für einen Grossteil der Mieten in den nächsten drei Jahren ein Preisdeckel eingeführt. Das kündigte die Regierung aus konservativer ÖVP und Grünen in Wien an.
Der Wohnungsbau in Deutschland setzt seine Talfahrt ungebremst fort. Im Juli klagten 40 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Unternehmen über Auftragsmangel, nach 34,5 Prozent im Juni. Jedes zehnte...