Isabel Schnabel ist bei der EZB für die Umsetzung der Geldpolitik zuständig. (Bild pd)
Die hohe und vor allem noch steigende Kerninflation im Euro-Raum bereitet den Währungshütern Sorge. «Unser Ziel ist mittelfristig definiert und somit wollen wir natürlich keine unnötigen Schmerzen verursachen», erklärte EZB Direktorin Isabel Schnabel in Washington.
30.03.2023, 08:11 Uhr
Redaktion: sw
Die Kerninflation erweise sich inzwischen als viel hartnäckiger als die Gesamtinflation. «Natürlich verursacht das auch einige Kopfschmerzen für Notenbanker», sagte Isabel Schnabel an der Konferenz der National Association for Business Economics in Washington. Schnabel ist Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank und für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.
Die Gesamtinflation im Euro-Raum ist zwar zuletzt weiter gesunken auf 8,5 Prozent im Februar von 8,6 Prozent im Januar. Doch die Kernrate stieg von 5,3 Prozent im Januar auf 5,6 Prozent im Februar an. Das könnte darauf hindeuten, dass die Phase der hohen Teuerungsraten in der 20-Länder-Gemeinschaft noch länger andauern könnte als bislang gedacht.
Einer der Gründe für die anhaltend hohe Kerninflation hängt Schnabel zufolge mit den Energiepreisen zusammen. So beeinflusse teurere Energie die gesamte Wirtschaft und dies gehe dann auch in die Kerninflation ein, erläuterte sie.
Laut Schnabel hat der Energiepreisanstieg im vergangenen Jahr sehr schnell in die gesamte Wirtschaft hineingewirkt. So schnell werde sich dieser Effekt aber voraussichtlich nicht wieder herauslösen. «Dies ist einer der Faktoren, der erklärt, warum die Kerninflation beharrlicher ist», führte sie aus.
Die EZB strebt zwei Prozent Inflation für die Wirtschaft im Euro-Raum an. Volkswirte gehen aktuell davon aus, dass die Gesamtinflation im März zwar weiter auf 7,1 Prozent sinken wird. Bei der Kerninflation wird dagegen mit einem erneuten Anstieg auf 5,7 Prozent gerechnet.
Schnabel zufolge hat die EZB einigen Spielraum, ihr Inflationsziel zu erreichen. «Ich würde sagen, wir haben in unserem Fall ein wenig Flexibilität», sagte sie. «Unser Ziel ist mittelfristig definiert und somit wollen wir natürlich keine unnötigen Schmerzen verursachen.» Sie wies aber zugleich darauf hin, dass eine höhere Inflation Kosten verursache. Manche bekämen das mehr zu spüren als andere – insbesondere die weniger Wohlhabenden, merkte sie an.
Kein Abfluss
Trotz der jüngsten Bedenken zur Finanzstabilität haben die Banken des Euroraums offenbar keine Einlagenverluste erlitten. «Wir haben eine gewisse Verschiebung von täglich fälligen Einlagen zu Termineinlagen gesehen, doch keinen allgemeinen Einlagenabfluss der Banken», erklärte Schnabel zum anderen aktuellen Thema. «Im Moment sieht der Bankensektor ziemlich widerstandsfähig aus.» Die Eurozone werde die Auswirkungen der jüngsten Finanzmarktturbulenzen auf die Realwirtschaft wahrscheinlich weniger zu spüren bekommen als die USA. Eine gewisse Verschärfung des Kreditumfelds könnte es diesseits des Atlantiks dennoch geben.
Die Jahresteuerung fiel von 7,0 Prozent im April auf noch 6,1 Prozent im Mai, wie das Statistikamt Eurostat nach einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Inflations-Rate von 6,3 Prozent gerechnet.
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