26.05.2023, 09:11 Uhr
Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. In Peking sei Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die lokale Gesundheitskommission mitteilte.
Die Talsohle der Corona-Rezession ist den Industrieländern durchschritten, meinen die Ökonomen von Swiss Life. Beim Wachstum werde die USA im dritten Quartal hinter Europa zurückfallen.
"Die Pandemie scheint in den USA ausser Kontrolle", schreibt das Asset Management des Schweizer Lebensversicherers im neuesten Monatsbericht. Die globale Konjunkturerholung setze sich fort. Kurzfristig sei die Konjunkturdynamik aber atypisch, indem die USA im dritten Quartal hinter Europa zurückfalle. Nach der spektakulären Erholung Ende des zweiten Quartals, die unter anderen in einem rekordhohen Überraschungsindex der Citigroup zum Ausdruck kam, werde Corona die US-Wirtschaft im laufenden Vierteljahr belasten.
Vorübergehend werde sich die Konjunkturdynamik nach Europa verlagern, wo das Aufschwungspotenzial grösser sei. Diese Verlagerung zeigte sich schon an den Einkaufsmanagerindizes im Juli, als die Eurozone und Grossbritannien die USA in der Produktion und bei den Dienstleistungen klar ausstachen. Auch zum Nachteil Amerikas gereiche das angespannte Verhältnis mit China, während das politische Risiko in Europa nach dem EU-Finanzpaket gesunken sei, folgert Swiss Life
Aufs ganze Jahr gesehen sieht der Versicherer die USA mit einem geschätzten Rückgang des Bruttoinlandprodukts von 3,7% allerdings vor Europa, für das ein Wirtschaftseinbruch von 6,5% erwartet wird. Beide Prognosen sind deutlich milder als der Konsens. Das gilt auch für die Schweiz, für die Swiss Life 2020 mit einer um 3,8% schrumpfenden Wirtschaftszeitung rechnet.
Auch für 2021 wird eine stärkere Erholung vorausgesagt als der Konsens - mit Ausnahme für die Eurozone, wo die Swiss Life Prognose mit +5,5% etwas unter dem Konsensus (+5,9%) liegt. Im Sog der erwarteten konjunkturellen Besserung im kommenden Jahr werde sich auch die Inflation etwas beschleunigen, in der Schweiz auf 0,6% (2020: -0,6%), in der Eurozone auf 1,1% (nach 0,5%) und in den USA auf 1,6% vs. 1,0% in 2020.
Mit Blick auf die Zinsen und den Obligationenmarkt meint Swiss Life, die möglichen langfristigen Risiken der massiven Erhöhung der Geldmenge zur Bekämpfung der Rezession wegen Corona dürfe man nicht ausser Acht lassen. Aufgrund einer anziehenden Inflation
könnten die Zentralbanken restriktiv werden, was für die von Stimulierungen abhängigen Finanzmärkte verheerend wäre. "Dieser Fall dürfte kurzfristig nicht eintreten, aber wir gehen angesichts der Diskrepanz zwischen Bewertungen und Fundamentaldaten lieber auf Nummer sicher und bleiben defensiv", so der Versicherer.
Auch zum Aktienmarkt äussert sich Swiss Life vorsichtig: "Die meisten guten Meldungen scheinen eingepreist zu sein, was den Markt möglichen negativen Schocks aussetzt." Vor allem die jüngste Entwicklung der Covid-19-Pandemie in den USA und die wachsenden Spannungen mit China könnten die Marktstimmung trüben. "Während also der US-Aktienmarkt wohl weiterhin besser performt als der Rest der Welt, werden wir vorsichtiger."
Bei den Währungen bleibt die negative Einschätzung zum Dollar bestehen. Währenddessen macht der Euro, wie Chefökonom Marc Brütsch festhält, "einen Schritt in Richtung überlebensfähiger Währungsunion."