Lesetipp: Autos gefährlicher als Tiger

Autos sind gefährlicher! (Bild: Shutterstock.com)
Autos sind gefährlicher! (Bild: Shutterstock.com)

Im Interview mit der NZZ warnt Risikoforscher Didier Sornette vor falschen Risikoeinschätzungen. Die Risiken des Coronavirus würden über- und diejenigen des SMI unterschätzt.

13.02.2020, 15:17 Uhr

Redaktion: ras

Gemäss Didier Sornette, Professor für unternehmerisches Risiko an der ETH Zürich, werden etliche Risiken sowohl im täglichen Leben sowie an den Finanzmärkten völlig falsch eingeschätzt. So sei die derzeitige Panik wegen des Coronavirus, der weltweit einige hundert Todesfälle verursacht hat, völlig übertrieben. Die jährlich auftretende normale Grippe hingegen raffe pro Jahr bis zu eine Million Leute dahin, was so überhaupt nicht wahrgenommen würde.

Urängste dominieren

Anderseits würden Verkehrsunfälle im breiten Publikum völlig unterschätzt. Allein in der Schweiz wurden 2018 rund 18’000 Strassenverkehrsunfälle registriert. 233 Menschen kamen ums Leben und 3'873 wurden verletzt. Doch laut Sornette hätten die Leute mehr Angst, durch einen Hai oder Tiger getötet, als von einem Auto überfahren zu werden. Diese Urangst sei in unserem Hirn geblieben und evolutorisch nicht abgelöst worden durch eine ebenbürtige Furcht vor Autos.

Sornette äussert sich im NZZ-Interview auch zu den Risiken von Finanzblasen. Als Beispiel nennt er die Aktien des amerikanischen Elektromobilherstellers Tesla. Elon Musk sei ein Genie darin, die Erwartungen zu steuern. "Manche Blasen beginnen mit einer neuen Technologie, doch dann kommt der Zeitpunkt, bei dem alles aus dem Ruder läuft. Wie bei der Internetblase im Jahr 2000, als kurzfristig Riesengewinne versprochen wurden. An den Märkten und in der Wirtschaft verläuft das Wachstum schneller als exponentiell. Wenn sich die Wachstumsrate aber superexponentiell beschleunigt, kann dies nicht lange anhalten. Es kommt zu einem Regimewechsel, zu einem Crash", erklärt er.

Auf Kurswelle surfen

Eine Blase diagnostiziert Sornette beim SMI. Für einen Marktausstieg sei es allerdings zu früh. "Es kann lange dauern, bis eine Blase platzt. Alan Greenspan, der frühere Chef der US-Notenbank, sprach schon im Dezember 1996 von einem irrationalen Überschwang an den Märkten. Die Blase platzte aber erst im Jahr 2000. Ich rate also, auf der Kurswelle zu surfen, doch nicht zu spät abzuspringen. Dafür braucht es Methode, Disziplin und Mut", rät er.

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