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Investmentchancen nach der Krise: Drehbücher für die Erholung

Joseph Amato, Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman, mahnt trotz der aktuellen Aktienrallye zu Geduld und Vorsicht.
Joseph Amato, Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman, mahnt trotz der aktuellen Aktienrallye zu Geduld und Vorsicht.

Neuberger Berman hat angesichts der langfristigen Folgen der gewaltigen Bilanzsummenausweitungen der Notenbanken und der enormen Haushaltsdefizite den Ausblick für die Covid-19-Krise und die Zeit danach in Drehbücher für drei unterschiedliche Szenarien angepasst.

02.05.2020, 13:45 Uhr

Redaktion: rem

Die Welt erlebt einen globalen Lockdown wie nie zuvor. Zwar werden in einigen Ländern die Beschränkungen momentan schrittweise gelockert und die Wirtschaft langsam wieder angekurbelt – dennoch ist die Arbeitslosenzahl weltweit gestiegen und Volkswirte schliessen selbst eine neue "Grosse Depression" nicht aus. "Im März lag der Fokus daher vor allem auf der Schadensbegrenzung. Doch dürfen die langfristigen Folgen der gewaltigen Bilanzsummenausweitungen der Notenbanken und der enormen Haushaltsdefizite nicht ausser Acht geraten: Wir haben daher unseren Ausblick für die Covid-19-Krise und die Zeit danach in Drehbücher für drei unterschiedliche Szenarien angepasst", erklärt Joseph Amato, Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman.

Basisszenario: Erholung ab der zweiten Hälfte 2020

In dem aus Sicht von Neuberger Berman wahrscheinlichsten Basisszenario folgt auf eine tiefe Rezession im ersten Halbjahr 2020 eine Erholung ab der zweiten Hälfte. Demnach würde das amerikanische Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 6% fallen, das europäische um 8% und das japanische um 3%. Die chinesische Wirtschaft würde um gerade einmal 2% wachsen. Voraussetzung dafür ist, dass die Covid-19-Neuinfektionen in den USA ab Mai oder Juni wieder fallen und die US-Wirtschaft im Juni oder Juli langsam wieder geöffnet wird.

Im Basisszenario gehen die Experten von Neuberger Berman auch davon aus, dass die Unternehmen aufgrund der Rezession durchweg Schulden und Risiken abbauen, weniger investieren und vielleicht sogar über die nächsten Jahre hinweg konservativ wirtschaften. Ausserdem lassen die niedrigen Staatsanleiherenditen der Kernländer Investoren keine Wahl: Sie können ihre langfristigen Ertragsziele nur mit Aktien erreichen, was steigende Kurs-Gewinn-Verhältnisse zur Folge haben kann. Aber die Unternehmensgewinne werden wohl unter der schwächeren Wirtschaft, den mangelnden Investitionen und den höheren Unternehmenssteuern leiden.

"In unserem Basisszenario bevorzugen wir daher finanzstarke Unternehmen mit nachhaltigen Gewinnen und Dividenden. Für mehr Wachstum könnten Firmen sorgen, die von Langfristtrends profitieren, die durch die Krise beschleunigt werden. Dazu zählen 5G-Konnektivität und E-Commerce", sagt Amato. Angesichts der allgemeinen Unsicherheit und der Vielzahl möglicher Entwicklungen bleibe die Volatilität höchstwahrscheinlich noch einige Zeit hoch. Bleibe dies der Fall, würden sich Strategien anbieten, mit denen Anleger die Volatilitätsrisikoprämie nutzen können.

"Auch in unserem Basisszenario für Anleihen gilt: Anleihen-Investoren können generell vom soliden Finanzmanagement vieler Unternehmen profitieren. Zwar sind wohl auch höherwertige High-Yield-Anleihen, einzelne Problem-Titel und illiquide Papiere bisweilen interessant, doch setzen wir überwiegend auf Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Ratings", betont Amato.

Marktverzerrungen und Problemkredite

Wie der Aktienexperte weiter ausführt, scheinen nach den beispiellosen Kursverzerrungen und Verlusten auch nicht-börsennotierte Titel vielversprechend. Insbesondere die Private-Equity-Branche habe Glück gehabt: Vor der Pandemie seien ihre Konten gut gefüllt gewesen. Viele fundamental stabile kleinere Unternehmen könnten dieses Geld jetzt gut brauchen, um ihre Kapitaldecke wieder zu verbessern und sich neu aufzustellen, um die Krise zu überstehen. "Manche Limited Partner mit Liquiditätsbedarf werden wohl verkaufen müssen. Deshalb sehen wir grosse Chancen am Private-Equity-Sekundärmarkt, wenn er wieder öffnet", so Amato.

Wer sich unterdessen für notleidende Kredite interessiere, könne schon jetzt am amerikanischen Leveraged-Loan-Markt fündig werden, der zu etwa einem Viertel äusserst niedrig bewertet ist. Auch die Juniortranchen von Collateralized Loan Obligations (CLOs) könnten interessant sein.

Drehbücher für das Positiv- und das Negativszenario

Weil vieles sehr unsicher ist, hat Neuberger Berman auch untersucht, welche Chancen und Risiken entstehen, sollte sich die Wirtschaft schneller erholen als erwartet – oder auch schlimmer als befürchtet. Die Drehbücher für das Positiv- und das Negativszenario fallen daher natürlich absolut verschieden aus.

"In unserem Positivszenario spricht viel für ausgewählte Anleihen – Emerging-Market-Anleihen oder High Yield – und die Eigenkapitaltranchen von CLOs. Auch bei Aktien bieten sich Emerging-Market-Titel, Substanzwerte und Small Caps an", erklärt Amato. Bewahrheite sich aber das Negativszenario von Neuberger Berman, könnten unkorrelierte Strategien und Staatsanleihen der Kernländer passender sein.

"Trotz der aktuellen Aktienrallye mahnen wir zu Geduld und Vorsicht: Die Weltwirtschaft muss neu starten, sicher und geordnet. Das ist nicht leicht, und es braucht Zeit. Bis dahin könnten noch einige Überraschungen anstehen. Genau deshalb halten wir es jetzt für enorm wichtig, mögliche Szenarien in Betracht zu ziehen und entsprechende Drehbücher parat zu haben", betont der Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman.

Updates

Eine Wiederholung des Webinars zu den unterschiedlichen Erholungsszenarien und den entsprechenden Investmentmöglichkeiten können Sie sich hier anhören. Aktuelle Updates der unterschiedlichen Anlagestrategien finden Sie unter:
Neuberger Berman – Investing in Volatile Markets.

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