05.07.2024, 10:08 Uhr
«Chinesische Zustellunternehmen sind grosse Profiteure des E-Commerce-Booms in China, aber ihre Aktien spiegeln den sprunghaften Anstieg der Liefermengen nicht wider. Diese Diskrepanz ist eine wichtige Lektion für...
Früher als andere Länder hat China die Pandemie-Massnahmen gelockert und strebt wieder nach Wachstum. Wichtiger als BIP-Daten sind jedoch fundamentale Veränderungen in der Wirtschaft, erläutert Bin Shi, Head of China Equities von UBS Asset Management.
Chinas BIP ist im ersten Quartal 2020 gefallen, und China hat kein konkretes Wachstumsziel vorgegeben – macht Ihnen das Sorgen?
Bin Shi: Nicht wirklich. In vielerlei Hinsicht ist die Entscheidung, kein ausdrückliches Ziel festzulegen, eine vernünftige Reaktion. Wenn man den Lokalregierungen Ziele vorgibt, besteht die Gefahr, dass die Verantwortlichen vor Ort überstürzt Massnahmen ergreifen, um diese Ziele zu übertreffen, was der Wirtschaft auf lange Sicht schaden könnte. Wir konzentrieren uns nicht so sehr auf die BIP-Daten, sondern eher auf langfristige fundamentale Trends wie Urbanisierung, Premiumisierung, Forschung & Entwicklung und Innovation sowie die alternde Bevölkerung Chinas. Wir glauben, dass diese Trends intakt bleiben.
Welche Sektoren haben von der Pandemie gar profitieren können?
Die Verhaltensänderungen haben die Umstellung von Offline- zu Online-Diensten beschleunigt, was Geschäftsfeldern wie Nachhilfeunterricht, Finanzdienstleistungen und Gesundheitsdiagnosen zugutekommt. Ein Sektor, der davon besonders profitiert hat, ist die Online-Bildung. Die führenden Online-Bildungsunternehmen verzeichneten während des Covid-19-Ausbruchs einen enormen Anstieg der Downloads. Online-Spiele sind ebenfalls ein Sektor, der in der Zeit des Ausbruchs mehr Geschäftsvolumen verzeichnet hat. Ferner wurde durch die Pandemie die Konsolidierung vieler Branchen in China beschleunigt. Wir sehen dies als eine Wachstumschance für Branchenführer.
Kehrt in China jetzt wieder Normalität ein?
Chinas Wirtschaft erholt sich ohne Zweifel, aber wir haben die Vor-Krisen-Niveaus noch nicht erreicht. Indikatoren wie die Häufigkeit von Verkehrsstaus haben gegenüber dem letzten Jahr zugenommen, was auf eine Erholung hindeuten könnte. Staus sind jedoch häufiger, weil die Menschen soziale Distanz halten und öffentliche Verkehrsmittel meiden. Daher ist es wichtig, beim Ausblick vorsichtig zu bleiben.
Was erwarten Sie für die Beziehungen zwischen den USA und China?
Die Spannungen zwischen den USA und China haben sich über den Handel hinaus auf Technologie, Kapitalmärkte und andere Gebiete ausgedehnt. Ausserdem wäre es keine Überraschung, wenn die derzeitige US-Regierung im Vorfeld der Wahlen im November gegenüber China hart auftritt. Die aktuellen Streitigkeiten hängen auch mit COVID-19 zusammen. Wir beobachten, dass China eine Teilschuld für den Ausbruch zugewiesen wird, und das schafft eine Menge schlechter Stimmung. Die Spannungen dürften zumindest bis zu den US-Wahlen anhalten und wahrscheinlich zu mehr Volatilität im Markt führen. Für aktive Anleger wie uns bietet das jedoch Chancen, die wir nutzen können – vor allem dann, wenn Unternehmen bester Qualität mit starken langfristigen Aussichten überverkauft werden.
Was ist Ihre aktuelle Strategie?
Unsere Cash-Bestände sind etwas höher als normal, aber das halten wir unter den aktuellen Marktbedingungen für vernünftig. Wir werden diese Liquidität einsetzen, wenn wir glauben, dass die Zeit dafür reif ist. Wir konzentrieren uns auf die Suche nach Qualitätsunternehmen, die schwierige Zeiten überstehen und langfristig Marktanteile gewinnen können. Angesichts der Ineffizienzen an den Aktienmärkten Chinas könnte unser aktiver Ansatz weiterhin langfristig hohe Renditen für die Anleger generieren.
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In einer Welt, deren globale Wirtschaft zunehmend von China vorangetrieben wird, können Investoren jetzt eine eigenständige Allokation chinesischer Vermögenswerte in Betracht ziehen, wie sie bereits für Regionen wie die USA, Japan, Europa und Grossbritannien erfolgt. Erfahren Sie mehr hier.
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