Rätselraten um den Kapitalbedarf spanischer Banken

Nachdem auch Moody´s Spaniens Institute abgestuft hat, steigt die Nervosität wieder an den Märkten, wie David Sekera von Morningstar in seiner Kolumne schreibt.

28.06.2012, 14:29 Uhr

Autor: Dave Sekera | Morningstar

Wenn die Politik keine Impulse gibt, ist immerhin auf die Rating-Agenturen verlass: Weder vom G20-Gipfel noch vom Treffen der US-Notenbanker kamen in der vergangenen Woche entscheidende Impulse, die auf eine politische Kehrtwende hätten schliessen lassen können. Nach dem Gerangel auf und um den G-20-Gipfel zwischen den USA und Deutschland über die Frage nach der "richtigen" Reaktion der Politik auf die Schuldenkrise, ist die langfristige Richtung der Politik nach wie vor für viele Marktteilnehmer unklar. Und das, obwohl die EU Spanien prinzipiell die maximale Summe von 100 Milliarden Euro an Hilfe zugesagt hat. Diese Summe würde den bislang ermittelten Kapitalbedarf der spanischen Banken - 62 Milliarden Euro - deutlich übertreffen. Doch dazu später mehr.

Am heutigen Dienstag folgte jedenfalls zunächst ein Paukenschlag: Moody´s stufte 28 spanische Banken herab. Vor allem kleinere Institute wurden um bis zu 4 Stufen heruntergestuft, während Banco Santander und BBVA laut Moody´s noch immer im Investment-Grade-Bereich liegen. Wir dürfen gespannt auf die Entwicklung der Renditen der Bonds der Euro-Südländer sein! In einer ersten Reaktion gaben am Dienstagmorgen sowohl der Kurs des Euro wie auch die Aktiennotierungen in Europa deutlich nach.

Der Schritt von Moody´s kam nicht überraschend
Ganz überraschend kam der Rundumschlag von Moody´s freilich nicht. Morningstar hatte die Kreditratings für spanische Banken bereits Anfang des Monats heruntergenommen - und war bereits skeptischer als Moody's über die Kreditqualität der spanischen Institute! Bei der Neubewertung hatte Morningstar die Wahrscheinlichkeit einer oder mehrerer Umschuldungen untersucht und im Ergebnis die Ratings der Banken mit den grössten Beständen an spanischen und italienischen Staatsanleihen gesenkt. Die Folge: Banco Popular wurde auf „B+” (von „BBB-”) herabgestuft, BBVA auf „BB+” (von „BBB+”), Banco Santander auf „BBB” („BBB+”), Intesa Sanpaolo auf „BB-” („BBB”) und UniCredit auf „BBB-” („BBB”). Auch die französische Credit Agricole hatte Morningstar auf „BBB-” („BBB+”) heruntergestuft.

Nach wie vor wird eine neutrale Gewichtung von Unternehmensanleihen empfohlen und es werden US-Corporate Bonds gegenüber Papieren europäischer Emittenten bevorzugt. Zwar ist es auf den ersten Blick ermutigend, dass die Renditen der Staatsanleihen der Euro-Krisenländer in der vergangenen Woche gesunken sind, doch fürchtet Morningstar, dass die Auswirkungen der Schuldenkrise – und ihre Auswirkungen auf Unternehmensanleihen – noch lange nicht klar sind. Verluste beim Eigenkapital der Banken müssen nach Meinung von Morningstar realisiert und nicht kaschiert werden. Zudem müssen die strukturellen Probleme Europas gelöst werden - einschliesslich der Frage nach der Natur der künftigen Europäischen Union.

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