Coronavirus stellt Anleger vor noch nie dagewesene Marktbedingungen
Timo Paul, Managing Director Deutschschweiz bei Natixis Investment Managers
Finanzakteure erwarteten laut einer Studie von Natixis IM schon vor der Corona-Pandemie eine höhere Marktvolatilität für 2020. Ein Grossteil der Befragten sind der Meinung, dass das anhaltende Umfeld von niedrig verzinslichen Anleihen eine Verschiebung hin zu alternativen Anlagen auslösen wird. Zudem werde ESG in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
08.04.2020, 09:49 Uhr
Redaktion: saj
Bereits vor den historischen Volatilitätsniveaus der globalen Märkte ab Februar 2020 hatten die Fondskäufer signalisiert, dass sie in diesem Jahr mehr Volatilität auf Anleihen- und Aktienmärkten erwarten, wie aus einer Umfrage von Natixis Investment Managers unter mehr als 400 professionellen Fondsselektoren hervorgeht. Die Befragten gaben an, einen risikoaversen Ansatz bei der Fondsauswahl zu verfolgen. Fast die Hälfte (44%) erwartete eine Diversifizierung weg von den US-Aktien, während 73% sagten, sie wären bereit, im Austausch für mehr Sicherheit eine geringere Performance als ihre Wettbewerber in Kauf zu nehmen.
Die Umfrage ergab weiter, dass die Fondskäufer aktive Manager suchen, um die zunehmende sektorielle Verteilung in den Märkten zu bewältigen. Drei Viertel der Fondskäufer (75%) sind demnach bereit, für eine mögliche Outperformance höhere Gebühren zu zahlen. Die Fondskäufer stellten auch fest, dass der Vormarsch passiver Investitionen eine Quelle systemischer Risiken und Volatilität darstellt, da Wertpapiere mit besserer Wertentwicklung eine grössere Gewichtung erhalten. Sie äusserten die Befürchtung, dass im Falle eines Abschwungs grosse Verluste drohen.
Relativ stabile Renditeerwartungen
Trotz der erhöhten Volatilität und der kurzfristigen Störungen bleiben die langfristigen Renditeerwartungen der Fondskäufer ziemlich stabil, da sie bereits Ebbe und Flut der Marktzyklen eingepreist haben. Dieses Jahr stellt keine Ausnahme dar, und die grosse Mehrheit der Fondsselektoren (85%) gab an, dass die Renditeannahmen ihrer Organisation realistisch seien. Viele Käufer hatten jedoch – nach einem starken Jahr 2019 – eine gewisse Annäherung ans Mittelmass erwartet, wobei deutlich mehr Befragte mit einer Senkung der Renditeannahmen rechneten als mit einer Erhöhung.
Die Umfrage zeigte auch, dass die Sektorpräferenzen der Käufer bereits die Erwartungen eines schwachen Wirtschaftswachstums widerspiegeln. Nur wenige rechneten mit einer Outperformance der prozyklischen Material- und Industriesektoren. Stattdessen waren die Käufer am optimistischsten in Bezug auf Sektoren mit starken säkularen Wachstumstreibern und erwarteten eine Outperformance in den Bereichen Informationstechnologie (44%), Gesundheitswesen (42%) und Finanzen (32%).
Private Assets als Diversifikator
Während einige Fondsselektoren Bedenken über den Einsatz alternativer Investments äussern, sind sie im Allgemeinen der Meinung, dass die Vorteile dieser Anlageklassen einen Kompromiss wert sind. Insbesondere im Falle von Private Asset Investitionen. Fast die Hälfte (49%) sagt, dass Private Assets in ihrer Portfoliostrategie künftig eine grössere Rolle spielen werden.
Acht von zehn Käufern (82%) sind überzeugt, dass das anhaltende Umfeld von niedrig verzinslichen Anleihen eine Verschiebung hin zu Alternatives auslösen wird. Die Jagd nach Rendite erklärt wahrscheinlich das Interesse an ertragsbezogenen alternativen Anlagen wie Infrastruktur, Immobilien und privaten Schulden, wobei die Hälfte (49%) davon ausgeht, dass Private Assets in ihrem Portfolio eine prominentere Rolle spielen werden. Es sei offensichtlich, dass die Käufer nach der Volatilität der letzten Wochen Strategien schätzen, die unkorrelierte Renditen erzielen und ein grösseres Potenzial für das Risikomanagement bieten, so die Studienautoren.
ESG auf dem Vormarsch
In turbulenten Märkten wird ESG unter aktiven Managern auch zunehmend als wichtiger Risikofaktor anerkannt. Auf die Frage nach dem Hauptgrund für die Einbeziehung von ESG-Faktoren in ihre Anlageentscheidungen, gaben 22% der Fondskäufer an, das Hauptrisiko zu minimieren. 21% sagten, sie wollten mit Hilfe von ESG hohe risikobereinigte Renditen erzielen und 19%, dass durch Nachhaltigkeitskriterien die Diversifizierung verbessert werden soll. Die Umfrage ergab zudem, dass 62% der Fondskäufer eine zunehmende Nachfrage seitens der Kunden verspüren, die Strategien an deren Überzeugungen auszurichten.
Bei der Implementierung von ESG-Kriterien hat Europa Pionierarbeit geleistet und nimmt weiterhin eine Vorreiterrolle ein. Europa erzielt höhere Umsetzungsquoten und tritt aktiv mit Unternehmen in den Nachhaltigkeits-Dialog. Dabei werden sowohl Eigentumsrechte als auch Mitspracherechte ausgeübt, um anhaltende Veränderungen zu bewirken.
Timo Paul, Managing Director Deutschschweiz bei Natixis Investment Managers kommentiert: "Vor dem Hintergrund der Marktvolatilität stehen professionelle Fondskäufer vor der mehrschneidigen Herausforderung, Renditen zu erwirtschaften und gleichzeitig das Abwärtsrisiko sowie neuere Risikoüberlegungen wie ESG zu berücksichtigen. Angesichts der sich abzeichnenden weiteren geopolitischen Risiken und der Tatsache, dass die Fondskäufer die Marktbedingungen aufmerksam beobachten werden, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass sie gut auf das derzeitige sich verändernde Marktumfeld vorbereitet sind.”
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