Die Inflationsentwicklung hängt stark von den kommenden Entscheidungen der Notenbanken ab. (Bild: Shutterstock: Rainer-Lesniewski)
Die Inflation ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Unsicher ist aber, ob der Teuerungsschub anhalten wird. Alex Holroyd-Jones und Jason Borbora-Sheen von Ninety One erklären, warum das ausschliesslich von den kommenden Massnahmen der Zentralbanken abhängt.
19.07.2022, 11:39 Uhr
Redaktion: maw
In der Politik bedeutet "Regimewechsel", dass eine Regierungspartei eine andere ablöst; in der Wirtschaft wird derselbe Begriff verwendet, um eine Veränderung in verschiedenen Bereichen des Wirtschafts- oder Finanzsystems zu beschreiben. "Während politische Regimewechsel leicht zu erkennen sind, ist es in der Wirtschaft eine grössere Herausforderung", sagen Alex Holroyd-Jones und Jason Borbora-Sheen, Portfoliomanager im Multi-Asset-Team von Ninety One.
Zur Illustration soll die Inflationsentwicklung dienen. Die Industrieländer befanden sich von 1948 bis 1980 in einem strukturellen Teuerungsregime. Darunter war der aggressive Preisanstieg nach dem Zweiten Weltkrieg, die boomende US-Wirtschaft ab Mitte der 1960er Jahre und der Ölboom in den 1970er Jahren.
Seit 1980 befindet sich die Weltwirtschaft jedoch in einer strukturellen Deflation. Unter Paul Volcker, dem US-Notenbankchef während eines Grossteils der 1980er Jahre, wurde die Inflation eingedämmt. Volcker hat sich auf das Wachstum der Geldmenge und nicht auf die Zinssätze konzentriert. So blieb das Preisniveau bis zur Covid-Ära niedrig und stabil.
Wiederholung der Nachkriegszeit?
"Die Nachkriegsinflation in den späten 1940er Jahren weist einige Parallelen zum heutigen Umfeld auf", erklären die Experten. Es gab einen plötzlichen Nachfrageschub, es kam zu Unterbrechungen der Lieferketten und zu weitverbreiteten Rohstoffschocks.
Die US-Notenbank Fed – welche die Geldmenge von 1939 bis 1946 verdreifacht hatte, um die Kriegsanstrengungen zu finanzieren – versuchte damals, die Bilanz zu verkleinern und die Kreditvergabe einzuschränken. Das Ergebnis war ein drastischer Rückgang der Inflation von beinahe 20% auf ein deflationäres Umfeld und eine 11-monatige Rezession ab Ende 1948.
Fed-Leitzins bei 3,6% Ende 2022
Die Zentralbanken hätten in den letzten Monaten zu Recht schlechte Presse bekommen. "Sie haben sich mit Blick auf die Inflation geirrt", so die Portfoliomanager. Ein Blick auf die Inflationsprognosen aus dem dritten Quartal 2020 für die USA, die Eurozone, Japan und China verdeutliche dies. Sie waren so ungenau, dass ein Zufallszahlengenerator ihre Prognosen übertroffen hätte. Aber: "Um fair zu sein, waren die privaten Prognosen nicht besser."
Der aktuelle Zinserhöhungszyklus ist bereits jetzt einer der schnellsten der letzten Jahrzehnte. "Wir erwarten, dass sich der Leitzins der Fed bis Ende 2022 3,6% nähern wird", prognostizieren die Ninety-One-Experten. Die Fed mache deutlich, dass sie eine höhere Inflation vermeiden wolle. "Wenn das auf Kosten des Wachstums und schwächerer Vermögenspreise geht, ist dies der Preis, den sie zu zahlen bereit ist."
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