Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management
Die Aussichten auf weitere geldpolitische Lockerungsschritte sind nun limitiert und die «Risikorallye» verliert somit zusehends an Schwung. Bessere Konjunkturdaten oder Fortschritte bei der Fiskalpolitik könnten die Märkte zwar wieder beleben, doch eine rasche wirtschaftliche Aufhellung ist unwahrscheinlich und fiskalpolitische Kompromisse dürften mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die jüngsten Entscheidungen der Notenbanken.
28.09.2012, 15:16 Uhr
Redaktion: sek
Die Freude über die jüngsten geldpolitischen Massnahmen der Zentralbanken scheint an den Finanzmärkten wieder abzuklingen. Die Anleger wissen nun, dass die Federal Reserve, die Bank of England und selbst die vergleichsweise konservativen Notenbanken der Eurozone und Japans die Notwendigkeit weiterer «unorthodoxer» monetärer Massnahmen akzeptiert haben. Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan werden bereits nächste Woche (am 4. bzw. 5. Oktober) erneut Stellung zu ihrer geldpolitischen Ausrichtung beziehen. Die EZB hatte nach ihrer letzten Ratssitzung am 9. September entgegen den Erwartungen des Marktes von einer Leitzinssenkung noch abgesehen (und stattdessen an Bedingungen geknüpfte, aber potentiell unlimitierte Käufe von Staatsanleihen von Euro-Krisenländern angekündigt). Die BoJ hatte am 19. September ebenfalls überraschend zusätzliche Anleihenkäufe beschlossen, damit aber das Ziel einer Schwächung des für die heimische Exportwirtschaft problematisch starken Yen bisher trotzdem nicht erreicht. Daher ist es möglich, dass diese zwei Notenbanken ihre Geldpolitik noch einmal anpassen.
Weitere Aktivitäten der Zentralbanken werden nicht ausreichen Doch selbst im Falle weiterer monetärer Massnahmen dürften diese wahrscheinlich nicht mehr signifikant genug ausfallen, um das aktuelle Gesamtbild an den Märkten zu verändern. Für eine Fortsetzung der jüngsten «Risikorallye» reichen geldpolitische Ankündigungen alleine nicht mehr aus denn diese sind inzwischen grösstenteils eingepreist. Die grossen Zentralbanken haben im Laufe der letzten Monate bereits genug unternommen, um die Weltwirtschaft zu stützen. Nun sind insbesondere die Politiker, aber auch die Unternehmen, Privathaushalte und Anleger gefordert. Greifbare Fortschritte in der Realwirtschaft, bei den Geschäftsaussichten der Unternehmen und keinesfalls zuletzt in der Fiskalpolitik werden jedoch selbst im Erfolgsfall eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Diese können nicht einfach «verkündet» werden.
Asien und Europa: Abschwung hält an oder bleibt fragil Was die Weltkonjunktur betrifft, ist derzeit leider keine signifikante Aufhellung in naher Zukunft absehbar. Chinas Wirtschaft verliert weiter an Schwung und der politische Machtwechselprozess scheint nicht ganz so reibungslos, wie in früheren Zeiten über die Bühne zu gehen. In Japan bleibt die vom Wiederaufbau getriebene Wirtschaftserholung fragil. So lange der Yen weiter stark bleibt ist ausserdem auch kein Ende der Deflation absehbar. In Europa haben sich die Konjunkturdaten weiter eingetrübt und Haushalte und Unternehmen halten sich angesichts der bestehenden Unsicherheiten zunehmend zurück. Ob und wann sich Spanien und eventuell auch Italien dem spar- und reformpolitischen «Diktat» Brüssels unterstellen, um das Anleihenkaufprogramm der EZB nutzen zu können, bleibt ebenfalls unklar.
USA: «Fiskalische Klippe» wird frühestens nach den Präsidentschaftswahlen überwunden In den USA gibt es zwar Anzeichen einer Erholung im Häusermarkt. Doch solange ungewiss bleibt, wie die Fiskalpolitik der nächsten Jahre aussehen wird, dürften sich Haushalte und Unternehmen weiter mit dem Konsum bzw. den Investitionen zurückhalten. Politisch wird das Fiskalproblem frühestens nach den Präsidentschaftswahlen am 6. November in Angriff genommen werden und wohl erst im Januar entschieden, wenn nicht noch später. In einem Best-Case-Szenario könnten die Anleger versuchen, einen fiskalpolitischen Kompromiss vorwegzunehmen, sobald sich klar abzeichnet, wer das Rennen um das Weisse Haus für sich entscheiden wird. Doch selbst dieser Moment könnte noch einige Wochen auf sich warten lassen.
Die Zentralbanken haben ihr Möglichstes getan Zusammenfassend hält LGT Capital Management fest, dass die wichtigsten Notenbanken alles in ihrer Macht stehende bereits unternommen und ihren Teil des Krisenmanagements somit erfüllt haben. Nun sind Politik, Unternehmen, Privathaushalte aber auch die Anleger an der Reihe, ihren Anteil zur Krisenbewältigung beizusteuern. Dieser Prozess ist jedoch um einiges komplizierter und zeitaufwendiger als die Entscheidungen, die in den letzten Monaten von den führenden Notenbankern in einem relativ kleinen und exklusiven Rahmen getroffen wurden.
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