Individual- statt Gruppenreisen zeichnet das veränderte Reiseverhalten im Vergleich zur Zeit vor Covid aus. (Bild: zvg)
Die schwache Konjunktur hat Chinas Bevölkerung nicht gehindert, in der «Golden Week» zum Nationalfeiertag im Oktober – dem ersten Feiertag seit Ende der dreijährigen Reisebeschränkungen – zu reisen. Die Ziele und was sie kauften, sagt viel über das Konsumvertrauen und den sich ändernden Geschmack aus.
29.10.2023, 12:30 Uhr
Autor: Peiqian Liu, Asia Economist, Fidelity International
Der Klang des Mandarin in den touristischen Hotspots Europas und Asiens ist das bisher sicherste Zeichen dafür, dass chinesische Reisende wieder in Scharen unterwegs sind. Eine umfassende Erholung der grenzüberschreitenden Mobilität, die bereits vor Oktober wieder bei über 70 Prozent des Niveaus vor der Pandemie lag, scheint nun in Reichweite.
In der neuen Post-Covid-Normalität sieht die Landkarte der Reiseziele für Chinas Auslandsreisende jedoch etwas anders aus. Laut Daten des Online-Reisebüros DAST, die von Goldman Sachs zusammengestellt wurden, wurden am diesjährigen Nationalfeiertag nur halb so viele Flüge durchgeführt wie am gleichen Feiertag im Jahr 2019, also vor der Pandemie.
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Destination Amerika verliert
Die Reisenden wurden vielleicht durch chinesische soziale Medien abgeschreckt, die mit Warnungen über Tokios Entsorgung von nuklearen Abwässern überschwemmt sind, oder durch warnende Geschichten über grassierende Fälle von Telefonbetrug oder Handel durch Cyberkriminalitätssyndikate in Südostasien.
Wohin es sie hinzieht
Quelle: DAST, Goldman Sachs, Fidelity International, Oktober 2023
Noch erstaunlicher ist der Rückgang der Beliebtheit Amerikas als Reiseziel (die Zahl der Flüge erreichte nur 10 Prozent des Niveaus von 2019); dies könnte mit den Spannungen in den bilateralen Beziehungen zusammenhängen, ist aber auch eine Folge der vergleichsweise langsamen Wiederaufnahme der Flüge nach der Schliessung, da diese erst im August wieder aufgenommen wurden.
Natürlich spielen auch Basiseffekte eine Rolle, und wir dürfen den Nachteil eines geringfügig schwächeren Renminbi nicht ausser Acht lassen, der Reisen ins Ausland relativ teuer macht. Auf der anderen Seite stehen Reiseziele wie das Vereinigte Königreich und Italien, die ihr Flugaufkommen von 2019 weit übertroffen haben.
Der Zuwachs könnte darauf hindeuten, dass diese Märkte Anteile von denjenigen gewinnen, die eingebrochen sind. Aber wahrscheinlich ist der Grund auch die schnellere Wiederaufnahme der Flüge.
Weniger Geld für Luxusgüter
In gewisser Weise spiegelt der chinesische Auslandstourismus, was im eigenen Land vor sich geht. In Singapur, wo sich die Zahl der Flüge aus China auf 80 Prozent des Niveaus von 2019 erholt hat, beobachtete man weniger chinesische Besucher, die ihr Geld für Luxusgüter ausgaben.
Nachrichtenberichten aus dem Stadtstaat zufolge ging die Zahl der ankommenden Gruppenreisen im Vergleich zu 2019 sogar um 80 Prozent zurück; stattdessen streiften Individualtouristen durch die Strassen, was dem unter jungen Leuten in China beliebten Trend des «Stadtbummelns» nicht unähnlich ist, bei dem teure touristische Hotspots gemieden werden, was praktisch eine Form des Konsumverzichts darstellt.
Letztlich ist das Reisen eine Ermessensausgabe. Die Fremdenverkehrsbosse haben darauf gesetzt, dass die Chinesen nach drei Jahren pandemischer Beschränkungen wieder mehr ausgehen wollen. Doch da das Verbrauchervertrauen noch nicht wieder in Form ist, könnte eine vollständige Erholung noch einige Zeit dauern.
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