Bayram Dincer, Rohstoff-Analyst bei LGT Capital Management
Der in einigen europäischen Ländern geführten Diskussion um überhöhte Benzinpreise könnte zwischenzeitlich der Wind aus den Segeln genommen werden. Die gegenwärtig hohen Ölpreise sind durch fundamentale Daten nicht gerechtfertigt. Die Öl- und damit auch die Benzinpreise sollten daher zurückgehen, sobald der Konflikt um das iranische Atomprogramm in eine Phase der Entspannung mündet. Die LGT Capital Management rechnet mit einer Normalisierung und einem Rückgang der Risikoprämie beim Erdöl.
27.04.2012, 16:15 Uhr
Redaktion: sek
Unter Berücksichtigung der fundamentalen Marktdaten lässt sich der weiterhin hohe Ölpreis nicht erklären. Die hohen Preise am Ölmarkt sind vielmehr vor allem dem geopolitischen Konflikt um das iranische Atomprogramm geschuldet. Aus Sicht der LGT Capital Management sollte der Konflikt in absehbarer Zeit allerdings nicht militärisch eskalieren. Im Gegenteil: Mit den Istanbul-Gesprächen zwischen dem Iran und den involvierten internationalen Playern (5 +1-Gruppe) sind die Konfliktparteien nach einer Phase des Säbelrasselns einen ersten Schritt aufeinander zugegangen. Sowohl der Iran als auch die 5+1-Gruppe bewerteten das Treffen positiv. In der Atomfrage gab es eine zaghafte Annäherung, die nach Jahren des Streits als Erfolg gewertet werden kann. Eine Fortsetzung der Gespräche wurde für den 23. Mai in Bagdad vereinbart.
Aktuelle Skepsis übertrieben Der Markt hat auf diese Gesprächsoffensive bisher nur sehr schwach reagiert. Die Preise für Öl der Sorten Brent und WTI befinden sich nach wie vor in luftigen Höhen. Noch sind die Markteinehmer von einer Entspannung nicht wirklich überzeugt. Diese Skepsis teilen wir nicht. Vielmehr geht die LGT Capital Management von einer Normalisierung der Situation in den kommenden Wochen aus. Sollte sich dies realisieren, könnte der Ölpreis um zehn Prozent fallen.
Das Interesse der involvierten Parteien an einer Einigung sollte letztendlich grösser sein, als eine Fortführung des Konflikts mit militärischen Mitteln. Ein Anhalten der Spannungen nutzt weder dem Iran noch den westlichen Industriestaaten. So sanken nach Angaben der IEA die täglichen Ölexporte des Iran infolge der Krise von 2,6 auf 2,0 Fass. Eine Verschärfung des Konflikts passt zudem nicht in die fragile Lage der Weltwirtschaft. Weiter steigende Rohölpreise wären Gift für die Volkswirtschaften. Als vorbeugende Massnahmen wird daher bereits über eine Freigabe der strategischen Erdölreserven spekuliert, damit sich die Erdölpreise und die Situation auf dem internationalen Erdölmarkt kurzfristig entspannen.
Hohe Benzinkosten erhöhen den Druck auf die Politik In den USA befindet sich Präsident Barak Obama im Wahlkampf. Obwohl er eine militärische Option ausdrücklich nicht ausschliesst, beinhaltet die Rolle als Peacemaker die grössten politischen Chancen. Politischer Druck kommt zudem von den amerikanischen Autofahreren, die an den Tankstellen inzwischen Preise von rund vier Dollar pro Gallone bezahlen müssen. Auch in Europa sind die hohen Benzinpreise ein Thema, das die Politik beschäftigt. Wenngleich Gegenmassnahmen einstweilen vor allem mit Blick auf die Mineralölindustrie diskutiert werden, besteht darüber hinaus jedoch ein vitales Interesse daran, die Ölpreise insbesondere über eine Entschärfung des Iran-Konflikts nach unten zu bringen. Auch dieser Aspekt dürfte für zusätzlichen Verhandlungsdruck sorgen.
Technologie bleibt ein zentraler geopolitischer Brennpunkt
20.01.2021, 19:25 Uhr
Corona hat den ohnehin rasanten technologischen Fortschritt noch mehr beschleunigt. Vieles deutet darauf hin, dass bei Telemedizin, Halbleitern, Robotik und Quanteninformatik das Disruptionspotenzial gross ist. Kim...
Diese Themen werden 2021 für Schwellenländeranleihen wichtig
20.01.2021, 12:25 Uhr
Emerging Markets Bonds Spezialist Gregory Smith von M&G Investments beleuchtet sieben Themen, die 2021 über den Erfolg der Anlageklasse entscheiden werden. Er erwartet, dass hochverzinsliche Schwellenländeranleihen...
Marc-Antoine Collard von Rothschild & Co AM erwartet, dass wegen der aufflammenden Corona-Epidemie der Aufschwung zunächst mühsam verläuft, bis das Frühjahr einen Schub bringt. Entsprechend habe der "Reflation...
Google baut mit Plex eine Front-End-Plattform für traditionelle Finanzinstitute und wird damit immer mehr zu einer Bank. Was davon zu halten ist und welche Überlegungen sich Schweizer Banken dazu machen sollten,...
US-Staatsanleihen: Bullenmarkt steht nicht vor radikaler Umkehr
18.01.2021, 05:00 Uhr
Wer bei der Berechnung der 10-jährigen Rendite von US-Staatsanleihen mit Terminzinssätzen arbeite, könne das kurzfristige Rauschen ausblenden, meint Jim Leaviss von M&G Investments. Er analysiert, warum es wenig...
Die Wahrscheinlichkeit weiterer Defizitausgaben in den USA ist aufgrund des Ergebnisses der Senatswahlen in Georgia deutlich gestiegen. Politik funktioniere allerdings selten so, wie man sich das aus...
Die Aktienmarktrenditen schwankten 2020 zeitweise so stark, dass die Anleger ordentlich durchgeschüttelt wurden. Die Achterbahnfahrt endete in etwa dort, wo sie begann. Peter Bezak von der Zurich Invest analysiert,...
Ob man sie liebt oder hasst, den Elektroautos gehört die Zukunft. Nicht nur Tesla, sondern auch Ferrari findet man deshalb in Baillie Giffords wachstumsorientierten Aktienportfolios. Überrascht?
Der Ölmarkt wird sich 2021 stabilisieren und Öl seine Preisrallye fortsetzen. Michel Salden von Vontobel AM sieht Potenzial für Preiserhöhungen bis über 60 USD bis zur Jahresmitte. Auch andere Rohstoffe sind...
Für die Marktentwicklung 2021 ist die Schwyzer Kantonalbank "verhalten optimistisch". CIO Thomas Heller rechnet nicht mit einem überragenden, aber doch positiven Anlagejahr 2021.