20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Eine Studie von Morningstar zur Portfoliokonstruktion in 14 Ländern zeigt, dass es so etwas wie einen Durchschnittsanleger nicht gibt. Investoren entscheiden nach lokalen Gepflogenheiten und Kultur, aber auch gemäss den regulatorischen Bestimmungen und den Altervorsorgepraktiken. In der Schweiz dominiert Vorsorgesparen die Portfolios der Privatanleger.
Das Anlageverhalten unterscheidet sich je nach Markt und Region zum Teil erheblich – nicht nur in Bezug auf die Risikobereitschaft, sondern auch in Bezug auf die Wahl der Anlageprodukte, des Home Bias oder Bedeutung von Nachhaltigkeit. Das zeigt die eben veröffentlichte Untersuchung "Global Investor Portfolio Study" des Informations- und Analyseunternehmens Morningstar.
Allerdings – eine gewisse Home Bias, eine starke Ausrichtung auf den Heimatmarkt, ist in allen Ländern verbreitet. Zusätzlich zu den traditionellen Charakteristiken wie Vertrautheit, Zugangsmöglichkeiten und das Vermeiden von Währungsrisiken gibt es oft weitere Gründe: "etwa die Grösse der heimischen Aktien- und Anleihemärkte, mögliche Kapitalverkehrskontrollen und Steuervorteile", wie Autorin Antje Schiffler schreibt.
Zudem zeigt sich, dass Anleger risikobereiter sind, wenn sie schon früh im Leben zu investieren beginnen. Deutlich wird das vor allem in Märkten, in denen eine beitragsorientierte Altersvorsorge vorherrscht. "Dies trifft besonders auf Märkte wie Australien, Neuseeland, das Vereinigten Königreich und die USA zu", bemerkt Schiffler.
Im Gegensatz dazu sind die Anleger in Ländern mit leistungsorientierten Altersvorsorgesystemen (Defined Benefit), einer allgemeinen Gesundheitsversorgung und einem umfassenden Sozialversicherungsnetz meist konservativer und gehen ein geringeres Aktienmarktrisiko ein.
Dazu gehören Länder wie Deutschland, Frankreich und Japan. "Allerdings gibt es in diesen Ländern auch ein wachsendes Bewusstsein für die Anfälligkeit der öffentlichen Finanzen und Rentensysteme", folgert Morningstar. "Die private Altersvorsorge gewinnt dadurch an Stellenwert."
Der Trend zu beitragsorientierten Rentenkonten hat sich der Studie zufolge auch auf die Beliebtheit der Anlagemöglichkeiten ausgewirkt und dazu geführt, dass Investmentfonds zum dominierenden Anlageinstrument geworden sind. Dies ist der Fall bei 401(k) in den USA, KiwiSaver in Neuseeland und Superannuation in Australien.
Doch die Analyse zeigt auch, dass es viele andere Märkte gibt, in denen Investmentfonds nur die zweite Geige spielen. In Asien etwa sind direkte Aktien beliebt, gefolgt von einer Vielzahl von Produkten. Schiffler nennt Beispiele: Anleger in Hongkong setzten häufig auf Devisen, während japanische Portfolios Annuitäten enthalten und indische Anleger eher auf festverzinsliche Anlagen als auf Fonds setzen würden.
In Europa liessen sich indessen in den Portfolios häufig verschiedene Arten von Bargeld und festverzinslichen Anlagen sowie Versicherungsprodukte finden.
Wieder eher gemeinsam ist, dass Immobilien weltweit bei den persönlichen Finanzen eine wichtige Rolle spielen. Sie machen in der Regel den grössten Teil des Vermögens an nichtfinanziellen Vermögenswerten aus und sind der Hauptgrund dafür, "dass Anleger hohe Schulden aufnehmen, besondere in hoch verschuldeten Märkten wie Australien, Kanada, China, Hongkong und Neuseeland", zeigt die Studie auf.
Europäische Anleger ziehen es vor, ihr Vermögen durch Immobilien aufzubauen statt am Finanzmarkt. In Indien sind nichtfinanzielle Anlagen wie Immobilien und Gold, oft in physischer Form, beliebter als Aktien und Fonds. Das Thema Nachhaltigkeit spielt vor allem in Europa eine grosse Rolle, die Region Asien-Pazifik hinkt es hinterher.
Zur Schweiz schreibt Morningstar: Das Land sei einzigartig durch seinen hohen Anteil vermögender Privatpersonen und, weil es ein beliebtes Ziel für ausländische Investitionen ist. Entsprechend etabliert sei die Wealth Management Branche.
Allerdings, sagt Shannon Kirwin, Associate Director of Manager Research bei Morningstar: "Obwohl die Schweiz über eine langjährig etablierte und auch von ausländischen Investoren geschätzte Wealth Management Branche verfügt, haben viele Anleger keinen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Finanzberatung und ganzheitlichen Portfoliokonstruktion unter Berücksichtigung aller Vermögenswerte und langfristigen Ziele."
Dies zeige sich in einem hohen Home Bias in der Geldanlage, aber auch im hohen Cash-Anteil der Haushalte von etwa 30%.
Während einige Grossbanken Kunden beratungsbasierte Gebührenstrukturen anbieten, würden viele Anleger immer noch von Bankberatern betreut, die durch Verkaufsprovisionen Anreize für den Kauf von "Trendprodukten" haben.
Die Portfolios der Schweizer sind vor allem auf das Sparen fürs Alter ausgerichtet. Der Grossteil der Ersparnisse eines typischen Schweizer Anlegers wird in einer betrieblichen Pensionskasse (zweite Säule) gehalten, klärt die Studie das internationale Publikum auf und kritisiert, die Pensionskassen seien oft intransparent und unflexibel.
Beliebt sind in der Schweiz – nicht zuletzt aufgrund des Steuerabzugs – freiwillige Beiträge in die dritte Säule (Säule 3a). Aus Renditeüberlegungen kommen dafür immer mehr Mischfonds oder Lebensversicherungsprodukten in Frage. "Rund ein Drittel der Schweizer Steuerpflichtigen besitzt so ein Produkt zusätzlich zur regulären Vorsorge", stellt die Studie fest.
Nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank wurden 2021 rund 50% des gesamten Haushaltsvermögens in der Schweiz in Immobilien gehalten. Allerdings sind nur etwa 40% der Schweizerinnen und Schweizer Wohneigentümer, "da hohe Anforderungen an Eigenkapital und Einkommen den Zugang zum Immobilienmarkt einschränken." Dem wäre anzufügen: Mit Sicht auf die Finanzstabilität sind die international gesehen hohen Anforderungen begrüssenwert.
Für die Studie hat Morningstar die Statistiken für 14 Vermögensmärkte durchforstet, die alle wichtigen Regionen sowie die beiden grössten Schwellenländer China und Indien repräsentieren.