Das Rennen um die günstigsten ETF geht weiter. (Bild: Rybalko/Shutterstock.com)
ETF werden immer billiger. Clevere Anleger steigen deshalb von älteren, verhältnismässig teuren Indexfonds in neue und günstigere um. Bisher scheint die Rechnung der "Billigheimer" aufzugehen, wie das Fondsanalysehaus Morningstar in einer Untersuchung der Kosten weltweit anlegender Aktien-ETF feststellt. Wie in vielen Fällen, steckt der Teufel aber auch da im Detail.
03.09.2019, 09:04 Uhr
Autor: Hanspeter Frey
Den jüngsten Coup hat der französische Asset Manager Amundi gelandet und mit einer Serie von sehr günstigen ETF (Exchange Traded Funds) den vorläufigen Höhepunkt des Preiskampfs bei den kotierten Indexfonds gesetzt. Eines der Angebote ist ein globaler Aktien-ETF; der Amundi IS Prime Global ETF DR, der lediglich fünf Basispunkte (0,05%) kostet und damit alle bisherigen vergleichbaren Produkte in den Schatten stellt. Er ist gemäss Morningstar der mit Abstand günstigste Standardwerte Aktien-ETF.
Ihm liegt der Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap Index zugrunde. ETF, die globale Aktien-Indizes des Frankfurter Hauses Solactive abbilden, kosten im Durchschnitt günstige 18 Basispunkte. Grund für den Tiefpreis ist, wie Morningstar erklärt, dass Solactive mit einem aggressiven und flexiblen Pricing an den Markt geht, in der Hoffnung, den etablierten Index-Anbietern damit Marktanteile abzujagen. Das wiederum ermöglicht ETF-Anbietern, die Marktanteile gewinnen wollen, mit Kampfkonditionen anzutreten.
Amundi setzt mit Index von Solactive neue Marke
Das Solactiv- resp. Amundi-Produkt dürfte nicht zufällig gewisse Ähnlichkeiten mit dem MSCI World aufweisen. Wie der Standard-Index von MSCI bildet auch der Solactive-Index die Performance von rund 1600 Standard- und Nebenwerten (Mid Caps) aus 23 Industrieländern ab, die rund 85% der frei handelbaren Marktkapitalisierung dieser Länder umfassen. MSCI ist globaler Leader für eine Vielzahl von Aktienindices.
Die Stossrichtung der ETF-Anbieter, die aggressiv Marktanteile gewinnen wollen, liegt auf der Hand: Anleger können entscheiden, ob sie 20, 30 oder 50 Basispunkte für einen ETF zahlen wollen, der bekannte Indices abbildet. Oder ob sie mit einem ETF vorliebnehmen möchten, der zwar keinen glamourösen Brand bietet, aber dafür einen Bruchteil der Kosten aufweist.
Bisher scheint die Rechnung der Billigheimer aufzugehen. Während in den vergangenen drei Monaten (per Ende Juli) gut eine Milliarde Euro in die günstigsten 15 Standard-Welt ETF flossen, zogen Anleger rund 20 Mio. Euro aus den 15 teuersten Welt-ETF ab. Weniger eindeutig, aber identisch in der Tendenz, ist der Trend in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. Die Zuflüsse in die günstigsten ETF beliefen sich auf 1,8 Mrd. Euro, die teuersten global investierenden ETF verzeichneten einen Zufluss von 880 Mio. Euro.
Von 50 auf 5 Basispunkte
Anfang des Millenniums waren die Gebühren noch hoch: Mindestens 50 Basispunkte musste man damals als Gebühr für Welt-Aktien-ETF berappen. Bis Ende 2009 lagen die Kosten der damals 15 global anlegenden Aktien-ETF im Schnitt bei 45 Basispunkten. Insgesamt brachten die Welt-ETF seinerzeit gut 3,6 Mrd. Euro auf die Waage.
Seitdem hat sich der Markt rasant entwickelt. Heute gibt es in Europa in dieser Kategorie 72 ETF mit einem Vermögen von 59 Mrd. Euro. Im Schnitt sind 820 Mio.Euro in jeden dieser ETF investiert, mehr als dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Interessant ist, dass die laufenden Gebühren im Durchschnitt bei 32 Basispunkten liegen, klar weniger als die 45 Basispunkte, die noch 2009 durchschnittlich fällig waren.
Morningstar erwartet, dass der Kostentrend nach unten immer mehr ins Bewusstsein der Anleger eindringen wird. Gleichzeitig macht der Finanzdienstleister aber darauf aufmerksam, dass die Tage für teure ETF keinesfalls gezählt sind: Zum einen gibt es (träge) Anleger, die sich nicht um die Details kümmern, wenn ein ETF erst einmal im Depot liegt. Da wäre mehr Aktivität wünschenswert, "es gibt keinen guten Grund, für eine identische Brutto-Performance zehnmal höhere Gebühren zu berappen", fügt Morningstar - mit Einschränkungen - an.
Was ausser den Kosten zu beachten ist
Faktoren, die nichts mit den Kosten eines Investments zu haben, sind die Angemessenheit des Index und die Qualität der Replikation. Klappt es mit dem Index-Tracking nicht, führen günstige Kosten nicht wirklich weiter. Hinzu kommen Faktoren wie Auflagestandort, Ausschüttungsstatus (thesaurierend versus ausschüttend), Replikationsart (Swap versus physisch replizierend), die für oder wider einen bestimmten ETF sprechen.
Schliesslich stellt sich die Frage, ob Anleger in einen klassischen Indexfonds investieren wollen, oder ob es ein halb-aktiver sein soll. In Sachen Gebühren sind so genannte Smart-Beta-ETF das letzte Gebühren-Refugium für ETF-Anbieter. Diese semi-aktiven Produkte haben ein relativ hohes Pricing im Vergleich mit klassischen Index-Trackern. Die 16 Smart Beta ETF am europäischen Markt kosten im Schnitt 0,38% an laufenden Gebühren. Zwar zeigt sich auch da ein Zusammenhang zwischen Mittelfluss und Kosten. Anleger wenden sich vor allem den günstigen Produkten zu. Doch selbst wenn die Kostensenkungswelle auch Smart Beta ETF erreicht hat, bleiben diese Produkte nach Meinung von Morningstar relativ teuer. Anleger müssen also, wie generell bei Finanzprodukten, den potenziellen Nutzen mit den Kosten genau abwägen.
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