20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Mit dem laufenden Impffortschritt werden auch in Europa die Massnahmen zurückgefahren, wovon die hiesige Industrie profitiert. Das Schweizer Wachstum dürfte aber laut UBS in den kommenden Monaten vor allem vom Dienstleistungssektor getrieben werden, dies dank der Öffnung der Binnenwirtschaft.
Das Schweizer BIP verzeichnete im ersten Quartal 2021 einen Rückgang von 0,5% im Vergleich zum Vorquartal. Der Rückgang ist laut den UBS-Ökonomen auf die Einbussen der Dienstleistungsbranchen während der zweiten Corona-Welle zurückzuführen. So verzeichneten das Gastgewerbe und Beherbergungen einen Rückgang von gut 30% gegenüber dem Vorquartal.
Die dynamische Entwicklung der Industrie verhinderte einen stärkeren Einbruch. So konnte im ersten Quartal das verarbeitende Gewerbe eine Zunahme der Wertschöpfung von 5% gegenüber dem Vorquartal verzeichnen. Gestützt wurde die Entwicklung durch eine positive Nachfragedynamik aus Asien und den USA. Innerhalb der Industrie war im ersten Quartal insbesondere bei der Pharma- und Uhrenbranche und gewissen Teilen der Materialien- und MEM-Industrie eine positive Dynamik zu beobachten. Die Uhrenbranche profitierte von der florierenden Nachfrage und Nachholeffekten aus Asien. So lagen die Uhrenexporte im März bereits über dem Vorkrisenniveau, nachdem sie im Zuge der ersten Welle um rund 80% eingebrochen waren.
Wie die UBS-Ökonomen weiter feststellen, dürfte die Materialien-Branche – insbesondere die Holzindustrie – vom Aufschwung des globalen Baus und der daraus resultierenden Beschaffungsknappheit und Preisanstiege profitiert haben. Engpässe seien auch bei der Chip-Herstellung zu beobachten, was der Elektronikindustrie – und insbesondere Schweizer Halbleiterherstellern – im ersten Quartal in die Karten gespielt haben dürfte. Die restliche MEM-Industrie, die Maschinen- und Metallindustrie, hinke in der Erholung etwas hinterher, was auf die hohe Exponierung der MEM-Industrie gegenüber der EU, wo sich der Aufschwung verzögert hat, zurückzuführen sei.
Zuletzt hat sich auch in Kontinentaleuropa, inklusive der Schweiz, die Corona-Situation stabilisiert. Dies erlaubt einen Abbau des Grossteils der Schutzmassnahmen und ebnet den Weg für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft auch in der EU und der Schweiz. "Wir rechnen in 2021 für die Schweiz mit einem Wirtschaftswachstum von 3,4%. Folglich stellt sich die Frage, ob das Wachstum weiter von der Industrie getrieben wird", so die UBS-Ökonomen.
Einzelne Industriebranchen wie die Metall- und Maschinenbranche sowie die Pharmabranche besitzen zwar gemessen an ihrem Trend weiteres Aufholpotenzial, andere Industriebranchen wie die Uhren- und Elektronikindustrie konnten aber bereits im ersten Quartal 2021 ihre Produktionslücke schliessen. Für die gesamte Industrie hat sich die Produktionslücke über die letzten Quartale stark verkleinert und dürfte im Erstquartal 2021 nur noch gegen 2 Prozentpunkte betragen. Folglich ist laut den UBS-Ökonomen in den kommenden Quartalen in der Industrie zwar ein überdurchschnittliches Wachstum zu erwarten, das aber mit dem Anfangsquartal 2021 nicht vergleichbar sei.
Damit werden andere Branchen in den Vordergrund rücken und das Schweizer Wirtschaftswachstum der kommenden Quartale anführen. "Wir erwarten, dass im zweiten Quartal rund drei Viertel des BIP-Wachstums – der Durchschnitt der letzten 20 Jahre liegt bei 40% – von Dienstleistungsbranchen mit Aufholpotenzial stammen wird. Der Grossteil des Wachstums dürfte aus dem Handel und dem Gesundheitswesen kommen.
Mit dem starken Rückgang der Fallzahlen erwarten wir eine Normalisierung des Spitalbetriebs und gehen davon aus, dass Arztbesuche wieder vollständig wahrgenommen werden. Zusätzlich ist vorstellbar, dass aufgeschobene medizinische Eingriffe in den kommenden Quartalen nachgeholt werden", meinen die UBS-Ökonomen. Der Handel profitierte im zweiten Quartal einerseits von Nachholeffekten im Detailhandel infolge der Ladenschliessungen im Frühjahr. Andererseits dürfte die Wiederöffnung der Gastronomie den Grosshandel unterstützen.
Diese Sondereffekte dürften nach Ansicht der Experten aber ab dem dritten Quartal 2021 graduell wegfallen, was das Potenzial für den Handel in der zweiten Jahreshälfte begrenzt. Zwar erwarten sie, dass der Grossteil des Wachstums auch in der zweiten Jahreshälfte vom Dienstleistungssektor getrieben wird (70% im 3. Quartal und 55% im 4. Quartal). Das Wachstum dürfte sich demnach von der Industrie und dem Handel in der ersten Jahreshälfte zu den Branchen Tourismus, Verkehr und Freizeit in der zweiten Jahreshälft verlagern. Jedoch sei zu bezweifeln, dass der Tourismus und die damit verbundene Verkehrsbranche bald auf das Vor-Corona-Niveau zurückfinden.
Weiter erholen dürfte sich das Baugewerbe. die UBS-Ökonomen erwarten, dass die Branche dank hoher Investitionen im öffentlichen Infrastrukturbereich und starker Nachfrage im Wohnbereich ihre Produktionslücke in der zweiten Jahreshälfte schliessen kann. Die krisenresistenten Branchen Banken und Versicherungen, Telekommunikation und die öffentliche Verwaltung werden voraussichtlich gemäss ihrem langfristigen Trend wachsen, während die IT-Branche von vermehrten Investitionen in Software profitieren dürfte.