22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Nachdem vergangenen Herbst die US-Zentralbank und die Bank of England
im Zuge der sich verstärkenden US-Hypothekenkrise die Leitzinsen
gesenkt hatten, mussten sie sich
teilweise heftige Kritik gefallen lassen. Von übertriebener und
ungerechtfertigter Hilfestellung für die Banken und die Börsen war da
die Rede. Diese Stimmen
verstummen nun langsam angesichts der wachsenden globalen
Wachstumsrisiken. Die Selbstheilungskräfte des Marktes scheinen zurzeit
nicht auszureichen, stärkere Medizin
trotz allfälliger Nebenwirkungen - sprich eventuelle höhere Inflation -
ist angebracht. Weitere Zinssenkungen und fiskalische Massnahmen wie
Steuerleichterungen
für US-Haushalte und Firmen sind nötig.
In der Tat: die US-Geldpolitik ist trotz zweier Zinssenkungen im Januar
2008 um insgesamt 1.25% noch immer im Rückstand. Dies zeigt uns der
Zinsmarkt an. Noch immer ist die
Zinskurve zwischen dem Tagesgeldsatz und dem Zins für zweijährige
Laufzeiten im unnatürlichen Zustand einer Inversion, das heisst, dass
der Zins für kurze
Laufzeiten höher ist als jener für lange. Will die US-Notenbank der
Wirtschaft spürbar unter die Arme greifen, müssen die Leitzinsen
mindestens auf 2.5%,
besser auf 2% gesenkt werden, und zwar möglichst rasch. Wir haben den
Eindruck, dass die US-Notenbank sich der Ernsthaftigkeit der Situation
bewusst ist und vor allem willens
ist, die Medizin zu verabreichen. Es ist zu hoffen, dass die reichlich
theoretische und realitätsfremde Diskussion, dass mit den Zinssenkungen
das eigentliche Problem nicht
gelöst werde, oder dass die Notenbank fälschlicherweise die Börse
stütze, die US-Notenbank nicht davon abhält, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Es ist
natürlich richtig, dass Zinssenkungen nicht das Problem der US
Wirtschaft, nämlich die Überschuldung von Staat und Bürger, lösen
können. Dennoch muss
jede Institution im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zur Lösung
des Problems liefern. Die Situation vergleicht sich mit einem
übergewichtigen Patienten, der
akut mit Verdacht auch Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert wird. Der
behandelnde Arzt hatte dem Patienten schon seit langem einen gesünderen
Lebenswandel mit mehr Sport
und weniger Essen nahe gelegt, jedoch vergebens. Soll der Arzt ihm nun
die Notfalloperation und die nötigen Medikamente verweigern, nur weil
der Patient vorher nicht auf ihn
gehört hat? Ähnliches gilt für das angekündigte Hilfspaket durch die
Regierung zur Stimulierung der Wirtschaft im Umfang von 150 Mrd. USD.
Was bedeutet dies alles nun für die Anleger? Solange die Verunsicherung
und die Volatilitäten an den Finanzmärkten so hoch sind, ist eine
ausgewogene
Portfoliostruktur mit einer Vielzahl verschiedener Anlageklassen von
besonderer Bedeutung. Denn zurzeit profitieren einzelne Rohwaren wie
etwa Getreide oder Gold, hochqualitative
Staatsanleihen und der Schweizer Franken. Die Stimmung kann auf der
anderen Seite auch sehr schnell und unerwartet wieder drehen, wovon die
zurzeit deutlich unterbewerteten Aktien
wieder profitieren werden.