Von der Subprime- zur Inflations-Krise - und zurück

09.07.2008, 09:07 Uhr

Die Inflation zieht global an. Dies zeigt ein Ausblick der Vontobel-Gruppe für die zweite Jahrehälfte. In Europa liegt die Inflation mit inzwischen 4% deutlich über dem Zielwert von 2%, in den USA wurde die 4%-Marke vor einigen Monaten überschritten und in Asien sind vereinzelt Werte von gegen 20% zu verzeichnen. Überall steht die gleiche Ursache im Vordergrund: anziehende Energie- und Rohwarenpreise.

In diesem Umfeld stellen sich manche Anleger die Frage, wie sie sich gegen die anziehende Inflation schützen können. In der Vergangenheit haben sich folgende Investments als sinnvolle Inflationsabsicherung herausgestellt: Gold, Rohwaren, inflationsgesicherte US-Obligationen, Aktien von Firmen, welche einen Grossteil der Erträge in Asien erwirtschaften und schliesslich osteuropäische und lateinamerikanische Aktien, welche generell stark vom Rohwarenboom profitieren. Auch Währungen von Rohwarenländern wie der australische Dollar oder die norwegische Krone bieten einen gewissen Schutz gegen einen rohwarengetriebenen Inflationsboom. Generell kommen zudem Sachwerte vermehrt in den Blickwinkel, wobei die Themen "Infrastruktur" und "Immobilien" besonderes attraktiv erscheinen. Nebst dem Inflationsschutz bewegen sie sich weitestgehend unabhängig von den übrigen Finanzmarktvariablen, was sie zur Portfoliobeimischung geradezu prädestiniert.

Neben den inflationären Tendenzen infolge der Rohwarenpreis-Hausse gibt es jedoch gleichzeitig auch stark deflationäre Tendenzen. Die US-Kreditkrise hat sich jüngst wieder verschärft, da die Banken im 2. Quartal erneut unerwartet grosse Abschreibungen vornehmen mussten. Die Häuserpreise haben sich nur teilweise stabilisiert, die Aktienkurse sind noch unter Druck, und es dürfte für die Unternehmen generell schwierig sein, Preiserhöhungen bei einer Konjunkturberuhigung durchzusetzen. Auch die Nachfrage nach Öl dürfte in einem solchen Umfeld tendenziell zurückkommen und die Preise für das "schwarze Gold" nach unten bringen. Das jüngste Säbelrasseln Israels gegenüber Iran könnte den Zeitpunkt noch etwas hinausschieben.

Insgesamt erwartet Vontobel in der zweiten Jahreshälfte einen spürbaren Rückgang des rohwarengetriebenen Inflationsdruckes, was sich nicht nur für die Obligationenmärkte, sondern auch die Aktienmärkte stabilisierend auswirken wird. Obwohl das US-Wachstum im zweiten Quartal negativ ausfallen dürfte, gehen die Vontobel-Strategen in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der expansiven Geld- und Fiskalpolitik wieder von positiven Wachstumsraten aus. Das Risiko des Szenarios liegt nebst einem weiter steigenden Ölpreis unverändert bei den US-Immobilienpreisen. Sollte in beiden Bereichen keine Beruhigung eintreten, würde die Krise länger als erwartet andauern. Es wird zwar davon ausgegangen, dass die Unternehmensgewinne noch einige Zeit unter Druck bleiben werden. Die Aktienkurse werden sich jedoch vor dem Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung erholen. Dies war seit dem zweiten Weltkrieg in Rezessionen immer der Fall.

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