20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Im 1. Quartal 2022 sanken die Schweizer Pensionsverpflichtungen in den Unternehmensbilanzen so stark wie in keinem anderen Quartal seit der Einführung des Indexes von Willis Towers Watson. Der sprunghafte Anstieg der Anleiherenditen, welche dem Diskontierungssatz zugrunde liegen, hat zu einer Reduktion der Verpflichtungen um mehr als 12% geführt.
In den letzten 18 Jahren zeigte der vorherrschende Trend bei den Diskontierungssätzen laut Willis Towers Watson (WTW) abwärts. Dies bedeute, dass in den Unternehmensbilanzen ein Anstieg der Pensionsverpflichtungen zu verzeichnen war. Angesichts der Tatsache, dass die Welt in eine neue makroökonomische Phase eintrete und die Zinssätze zu steigen beginnen, könnten die Unternehmen trotz aller anderen Probleme, die dies mit sich bringen möge, erleichtert sein, denn der Anstieg der Anleiherenditen und damit auch der Diskontierungssätze, der sich aus den Zinserhöhungen ergebe, wirke sich positiv auf ihre Pensionsverpflichtungen aus.
Der Pensionskassenindex wird vierteljährlich von WTW im Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht. Der Index untersucht die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf die Finanzierung von Vorsorgeplänen in der Schweiz. Er basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS 19) und US GAAP FASB ASC 715 und stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter diesen Rechnungslegungsstandards dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.
"Steigende Obligationenrenditen (und damit höhere Diskontierungssätze) führen nicht nur zu tieferen Verbindlichkeiten, sondern auch zu Kursverlusten bei den Obligationen. Da sich sowohl die Verpflichtungen als auch die Kurswerte der Obligationen in dieselbe Richtung bewegen, wird dadurch die Bilanzvolatilität reduziert. Zudem verringern die steigenden Diskontierungssätze auch den Aufwand des Unternehmens, welcher in den Betriebskosten des Unternehmens verbucht ist. Für Unternehmen können die Pensionskosten beträchtlich sein. Auch wenn sie keine Kontrolle über die Diskontierungssätze haben, werden sie die Entlastung bei den Betriebskosten, die durch die steigenden Diskontierungssätze bedingt sind, begrüssen", erklärt Adam Casey, Head of Corporate Retirement Consulting bei WTW in Zürich.
Und er fügt an: "Ob die lange Phase der letzten Jahre, in denen die Diskontierungssätze zwischen 0% und 0.5% pendelten, nun vorbei ist, lässt sich kaum vorhersagen. Auf jeden Fall ist diese Entwicklung jedoch ein Fingerzeig darauf, dass die Renditen der Unternehmensanleihen (und die Diskontierungssätze) bisweilen sehr volatil sein können. Wir empfehlen unseren Kundinnen und Kunden weiterhin, Möglichkeiten zu prüfen, wie sie ihre leistungsorientierten Pensionsverpflichtungen in der Schweiz beschränken können, wie beispielsweise durch die Einführung einer rein beitragsorientierten (1e) Zusatzvorsorge."
Die Performance einer typischen Schweizer Pensionskasse lag im ersten Quartal 2022 laut WTW bei -5.2%, wie der 2005 BVG-40 plus Index von Pictet darstellt. Der Abwärtstrend begann Ende Januar durch den Anstieg der Renditen von Unternehmensanleihen, da Investoren ihre High Yield und Investment-Grade Unternehmensanleihen verkauften. Diese Entwicklung verlief parallel zu der Schwäche der Aktienmärkte und brachte die Risikoaversion im Zusammenhang mit den erwarteten Zinserhöhungen zum Ausdruck. Zudem brachen die Aktienkurse angesichts der Besorgnis über die wirtschaftlichen Folgen der Ukraine-Krise im ersten Quartal um rund 6% ein.
Alexandra Tischendorf, Head of Investment bei WTW in Zürich, erläutert: "Die treuhänderische Pflicht der Stiftungsräte von Pensionskassen, Sicherheit, genügender Ertrag, angemessene Verteilung der Risiken sowie die Deckung der Liquidität zu gewährleisten, bleibt angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen eine Herausforderung. Einmal mehr haben die vergangenen beiden Jahre die Notwendigkeit von stressresistenten, robusten Portfolios verdeutlicht."