23.12.2024, 14:23 Uhr
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Nur ein kleiner Teil der Schweizer Unternehmensvertreter sieht in der aktuellen Negativzinspolitik der Nationalbank einen klaren Nutzen für ihren Betrieb, wie die Unternehmensumfrage der UBS zum Outlook im viertel Quartal zeigt.
Auch fünf Jahre nach der Einführung von Negativzinsen zur Schwächung des Frankenwechselkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) deutet nichts darauf hin, dass diese Phase der Geldpolitik bald dzu Ende gehen wird. UBS hat deshalb das Thema zum Schwerpunkt ihrer halbjährlich durchgeführten Unternehmensumfrage gemacht und 2'500 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Personen in leitenden Funktionen zu den Auswirkungen der Negativzinsen auf ihr Unternehmen und auf die Schweizer Volkswirtschaft insgesamt befragt. Die Resultate wurden im Outlook auf das vierte Quartal veröffentlicht und zeigen, dass die Mehrheit der Unternehmen nicht direkt von den Negativzinsen betroffen ist und nur eine Minderheit Negativzinsen auf liquide Mittel bei den Banken zahlt.
Vier Fünftel der befragten Unternehmen sind ausschliesslich binnenorientiert oder haben einen Exportanteil von weniger als 10% und sind somit nicht direkt vom EUR/CHF- und USD/CHF-Wechselkurs abhängig. Den vergleichsweise wenigen Unternehmen, die von einer Schwächung des Frankens profitieren, stehen vor allem importierende Unternehmen gegenüber, die von einem schwächeren Franken negativ tangiert werden. Zudem profitieren laut Umfrage die wenigsten Firmen von einer tieferen Verzinsung von Krediten oder Hypotheken, da eine Mehrheit der Schweizer KMU kein Fremdkapital beansprucht oder in den vergangenen fünf Jahren keine zusätzlichen Kredite aufgenommen hat.
Nach den Kosten und Nutzen der Negativzinsen für ihr Unternehmen befragt, geben die meisten an, dass für sie weder Kosten noch Nutzen überwiegen. "Die Auswirkungen der Negativzinsen auf das eigene Geschäft bereiten den Unternehmen wenig Sorgen", sagt Daniel Kalt, Chefökonom bei UBS. "Grosse Bedenken haben sie hingegen hinsichtlich der Auswirkungen auf die Schweizer Volkswirtschaft – gerade auch, weil ein Ende der Negativzinsphase nicht in Sicht ist." Auf die Gesamtwirtschaft bezogen überwiegen für fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer die Kosten der aktuellen Geldpolitik den Nutzen. "Bemerkenswert ist, dass sogar die Mehrheit der Unternehmen mit einem Exportanteil von mehr als 50% die Negativzinsen als insgesamt schädlich beurteilt", so Kalt. Am meisten Sorgen bereiten den Firmen die Verschlechterung der finanziellen Situation der beruflichen Vorsorge sowie die extrem tiefe Verzinsung von Spargeldern. Zudem lösen die gestiegenen Immobilienpreise Beunruhigung aus.
Mit Hilfe der Zentralbanken dürfte es gemäss dem UBS Outlook gelingen, eine Rezession abzuwenden. Auch der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft trübt sich vor diesem Hintergrund ein. Hierzulande hilft aber ein robuster Arbeitsmarkt, eine Rezession abzuwenden. Dieser ist aber gleichzeitig zu schwach, um eine rasche Erholung der hiesigen Konjunktur loszutreten. Die UBS-Ökonomen rechnen mit einem BIP-Wachstum von 0,7% in diesem und von 0,9% im nächsten Jahr.
Die Rezessionsrisiken rufen die Zentralbanken auf den Plan. Die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank (EZB) haben ihre Leitzinsen in diesem Jahr bereits gesenkt und dürften damit auch in den kommenden Quartalen fortfahren. In der Folge hat sich auch der Franken gegenüber dem Euro aufgewertet. Die SNB hat auf die jüngste Frankenaufwertung mit Devisenmarktinterventionen, aber nicht mit einer Zinssenkung reagiert. Doch letztere ist nicht vom Tisch, denn die europäische Konjunkturabkühlung dürfte laut Outlook der UBS die EZB im neuen Jahr nochmals zu einer Zinssenkung verleiten. In der Folge dürfte die SNB nachziehen, um einer Währungsaufwertung entgegenzuwirken. UBS rechnet deshalb für die kommenden zwölf Monate mit einer Seitwärtsbewegung des EURCHF-Wechselkurses bei 1.10.