03.12.2024, 15:42 Uhr
Der ehemalige Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission, Daniel Zuberbühler, fordert für die UBS deutlich höhere Eigenkapitalvorgaben. Damit solle das «desaströse» Szenario einer Abwicklung der Grossbank...
Rund ein Drittel der in der Schweiz verwalteten Gelder sind nachhaltig angelegt - das entspricht einem Zuwachs von 62% gegenüber dem Vorjahr. Ein wichtiger Treiber für nachhaltige Anlagen bleibt die Klimaschutzdebatte.
Aktuell sind in der Schweiz CHF 1'163 Mrd. nachhaltig investiert, was rund einem Drittel der lokal verwalteten Vermögen entspricht. Diese Zahlen stammen aus der Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2020, die Swiss Sustainable Finance (SSF) in Zusammenarbeit mit dem Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich erstellt hat. Nachhaltige Fonds zeigten mit +147% ein markantes Wachstum und machten Ende 2019 mit CHF 470,7 Mrd. 29% des Schweizer Fondsmarkts aus. Nachhaltige Mandate sind noch stärker, nämlich um 195% gewachsen, womit nun in diesem Bereich Vermögenswerte im Umfang von CHF 208,9 Mrd. verwaltet werden. Die nachhaltig verwalteten Vermögen institutioneller Anleger betrugen per Ende 2019 CHF 483,7 Mrd., was rund 30% der von ihnen verwalteten Assets entspricht (siehe Grafik). Nachhaltige Anlagelösungen stehen demnach hoch in der Gunst der Anleger – auch weil sie gegenüber konventionellen Finanzprodukten mit ihrer Wirtschaftlichkeit überzeugen, so die Studienautoren.
79% des Gesamtvolumens nachhaltiger Anlagen liegt in den Depots institutioneller Kunden, während 21% von privaten Kunden gehalten werden. Letztere haben ihren Anteil gegenüber dem Vorjahr (2018: 12%) nahezu verdoppelt und dank einem Gesamtwachstum des Anlagevolumens von 185% deutlich ausgebaut. "Damit bestätigt sich das wachsende Interesse von Privatkunden, aber auch der Umstand, dass viele Finanzdienstleister für klassische Fonds neu nachhaltige Anlageansätze anwenden", zeigt sich Sabine Döbeli, CEO von SSF, erfreut.
Die Volumina nachhaltiger Anlagen haben 2019 über alle Investmentansätze gesehen zugenommen. Die ESG-Integration rangiert an erster Stelle, gefolgt von Ausschlusskriterien und neu von ESG-Engagement auf dem dritten Platz. Auffällig sei, dass sowohl die Stimmrechtsausübung (ESG-Voting) wie auch das ESG-Engagement gegenüber den anderen Investmentansätzen deutlich höhere Wachstumsraten zeigen. "Immer mehr Aktionäre suchen den Dialog mit ihren Unternehmen, damit sich diese nachhaltig ausrichten. Und sie werden offenbar gehört", erklärt Timo Busch, Senior Fellow am CSP. Bemerkenswert sei auch die Verdoppelung der Impact Investing-Volumen. Ein grosser Teil dieses Wachstums entfällt allerdings nicht auf die traditionell verwendeten Anlageklassen Private Debt und Private Equity, sondern auf kotierte Aktien – ein Gebiet, in dem eine direkte Wirkung erfahrungsgemäss schwieriger zu erreichen ist.
Mit 34 gaben dieses Jahr deutlich mehr Asset Manager als im Vorjahr (25) an, dass sie einen spezifischen Investmentansatz für klimafreundliches Investieren verfolgen. Am häufigsten weisen sie dabei den Klimafussabdruck von Portfolios aus, gefolgt von Investitionen in Klimalösungen und aktivem Engagement sowie Stimmrechtsausübung für mehr Klimaschutz bei den Unternehmen. Dies sei eine wichtige Entwicklung in Anbetracht der Forderungen von Politikern und Anlegern, dass Anlagen klimafreundlich werden sollen. Dass aber mit 15 nur rund ein Drittel aller Asset Manager angeben, über die Klimaverträglichkeit ihrer Anlageprodukte zu informieren, zeige, dass hier noch Optimierungsbedarf besteht.
Die Europäische Union (EU) ist in die Offensive gegangen und hat praktisch alle vor einem Jahr angestossenen Gesetzesvorlagen zu nachhaltigen Finanzen definiert sowie auch grösstenteils implementiert. Die technische Expertengruppe (TEG) hat in der sogenannten Taxonomie dargelegt, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten das Prädikat "umweltfreundlich" verdienen und damit die Basis für die Definition von grünen Finanzprodukten, die ihrer Bezeichnung gerecht werden, geschaffen. Damit einher geht eine umfangreiche Informationspflicht, die auch für viele Schweizer Finanzdienstleister relevant sein wird. Die EU geht aber noch einen Schritt weiter und hat bereits eine neue Sustainable Finance-Strategie vorgestellt, die mehr Mittel für den Green Deal mobilisieren soll. Ihre Standards diskutiert sie im Rahmen der neu geschaffenen "International Platform on Sustainable Finance" auch mit anderen Ländern, seit März 2020 auch mit der Schweiz.
Der Schweizer Finanzplatz sei gut beraten, den eingeschlagenen Weg in eine nachhaltige Finanzwirtschaft konsequent weiter zu gehen, zumal sich der internationale Wettbewerb weiter verschärfen dürfte. "Nur wenn sich die Schweizer Finanzindustrie weiterhin agil zeigt, kann sie ihre führende Rolle im Bereich der Nachhaltigkeit ausbauen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der internationalen Klimaziele und der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung leisten", betont Döbeli abschliessend.