Kernenergie als langfristige Lösung?

Viele Menschen sind heute der Meinung, dass man die Energieversorgung ohne Kernenergie nicht sicherstellen könne. In seinem neusten Kommentar spricht Jurgen Vluijmans, Investment Specialist bei Dexia Asset Management (AM), über die langfristigen Folgen der Katastrophe in Japan für die Kernenergie.

21.03.2011, 09:58 Uhr

Redaktion: ah

Trotz der Vorteile der Kernkraft – geringe CO2-Emissionen und niedrige Grenzkosten – ist umstritten, ob Kernkraft eine akzeptable und nachhaltige Alternative zu anderen Energiearten ist. Die grossen Umwelt- und Sicherheitsrisiken können nicht ignoriert werden. Sie betreffen nicht nur den Betrieb von Kernkraftwerken, sondern auch die Entsorgung von Atommüll, dem Umgang mit stillgelegten Meilern und der Verbreitung von Kernbrennstoffen.

Unsere SRI (Socially Responsible Investment)-Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass dem Beitrag der Kernenergie zur Verringerung des Klimawandels und zur Sicherstellung der Versorgung erhebliche Sicherheits- und Umweltrisiken gegenüberstehen. Unser Best-in-Class-Ansatz bevorzugt daher Unternehmen, die

  • einen diversifizierten Energiemix haben und auf erneuerbare Energien setzen,
  • Sicherheits- und Entsorgungsfragen während des gesamten Lebenszyklus eines Kernkraftwerks ernst nehmen.

Auf Basis unserer Analysen beschränken wir unser SRI-Universum in jedem Sektor auf die jeweils führenden 35% der Unternehmen.

Erneuerbare Energien profitieren von Debatte um Nuklearenergie
Im Versorgersektor meiden wir beispielsweise Unternehmen, die stark auf Kernkraft setzen. Nach der Atomkatastrophe in Japan steht fest, dass Unfälle, so unwahrscheinlich sie auch sein mögen, nicht völlig auszuschliessen sind und massive Konsequenzen haben können. Viele Länder überprüfen ihre Haltung zur Kernkraft. So hat Deutschland gerade beschlossen, alte Kraftwerke zunächst für drei Monate stillzulegen, um dann über Laufzeitverlängerungen zu entscheiden. Dies ist ungünstig für E.ON und RWE, zwei Unternehmen aus unserem SRI-Universum. Das Unglück in Japan bestätigt uns darin, stark von Kernenergie abhängige Unternehmen und nicht zu den Nachhaltigkeitsführern zählende Unternehmen besser zu meiden. Ein Beispiel dafür ist Tepco (Tokyo Electric Power), das aber ohnehin nicht in unserem SRI-Universum enthalten war. Den Kurseinbussen bei Atomwerten stehen aber positive Effekte aufgrund unserer starken Gewichtung von erneuerbaren Energien gegenüber. Unternehmen wie EDP Renovaveis oder Verbund, beide Teil unseres SRI-Universums, werden von der Entwicklung weiter profitieren. Das gilt auch für die Hersteller von Solar- oder Windenergiekraftwerken wie Vestas und Solarworld.

Fazit: Die tragischen Ereignisse in Japan haben gezeigt, dass es wichtig ist, nicht nur auf eine Energiequelle zu setzen und nachhaltige, erneuerbare Energien intensiver zu nutzen.

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