22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Der Ausverkauf am japanischen Aktienmarkt beschleunigte sich im 3. Quartal. Infolgedessen verzeichnete der MSCI Japan einen Quartalsverlust von über 18%. Wie Vontobel in ihrem Japan-Update mitteilt, waren insbesondere konjunkturanfällige Aktienwerte von Kurseinbrüchen betroffen.
Zum Ende des 3. Quartals hatte der MCSI Japan Index seinen tiefsten Stand seit Dezember 2004 erreicht. Die Sektoren Seetransport, Handelshäuser und Stahl, die besonders stark von Marktpreisen und Konjunkturzyklus beeinflusst sind, brachen um über 40% ein. Im Falle einer globalen Rezession werden unweigerlich die Unternehmensgewinne unter Druck geraten. Im Vergleich zum vorangegangenen zyklischen Abschwung ist jedoch die Price-to-Book Ratio der Unternehmen viel niedriger, die Dividendenrenditen dagegen viel höher. Bei einigen Unternehmen liegen die Dividendenrenditen über den erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Einigen Sell-Side-Analysten zufolge ist bei diesen Unternehmen auf dem aktuellen Niveau ein Gewinnrückgang von über 40% bereits eskomptiert. Vontobel geht davon aus, dass sie überverkauft sind. Auch Exportunternehmen konnten sich dem Ausverkauf nicht entziehen. Toyota, Canon und Sony erlitten ebenfalls drastische Kursverluste aufgrund der Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten und des stärkeren Yens.
Relativer Anstieg bei defensiven Werten
Die Anleger versuchten, dem aktuellen zyklischen Abschwung durch den Kauf defensiverer Werte beispielsweise aus dem Pharma-, Versorgungs- und Lebensmittelektor zu entgehen. Für Vontobel ist die Bewertung des Pharmasektors recht attraktiv, doch der Versorgungs- und der Lebensmittelsektor sind gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis und der Price-to-Book Ratio sehr hoch bewertet.
Hedgefonds durften in Japan noch Short-Verkäufe tätigen. Japan war bis Ende September der einzige entwickelte Markt, in dem Finanzwerte noch short verkauft werden konnten. Die grösste Rolle spielten bei der jüngsten Verkaufswelle ausländische Anleger. Lokale Anleger waren auch in sehr hohem Masse mit Einschussforderungen konfrontiert. Die Angebots- und Nachfragesituation bezüglich Aktien war im aktuellen Marktumfeld nicht günstig.
Diverse Konkurse in Japan
Die aktuelle Kreditklemme hat auch Auswirkungen für japanische Immobiliengesellschaften. Vermögensverwalter wie Urban Corp, Sohken Home, Re-plus und Cs Create mussten aufgrund fehlender Kredite Konkurs anmelden. Die Situation auf dem Immobilienmarkt und die Angst vor einer weiter wachsenden Zahl Not leidender Kredite sorgten für fallende Kurse bei Bankaktien. In Japan wie im Ausland wuchs die Angst vor den Kreditrisiken, und die Märkte warteten nervös auf den nächsten Untergang eines Finanzinstituts oder einer Immobiliengesellschaft.
Regierungsumbildung und Konjunkturpaket
Ministerpräsident Yasuo Fukuda bildete am 1. August sein Kabinett um. Schlüsselpositionen wurden mit konservativen Abgeordneten und solchen, die Steuererhöhungen favorisieren, besetzt. Am 29. August beschloss die Regierung ein umfassendes Konjunkturpaket, doch dieses wurde als nicht ausreichend betrachtet, um der Konjunktur Auftrieb zu geben. Zwei Tage später trat Yasuo Fukuda als Ministerpräsident zurück, und Taro Aso wurde zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Die japanischen Wirtschaftsindikatoren blieben auch weiterhin schwach. Indessen zeigten die Handelsstatistiken vom Juli, dass China die USA als grösster Exportmarkt Japans überholt hatte.