20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gehen in Zeiten des Ukraine-Krieges und der überschiessenden Inflation keine Wetten mit ihren Portfolios ein und ändern die Zusammensetzung nicht.
Mit dem globalen Energieschock infolge des Ukraine-Krieges haben die Abwärtsrisiken für die Konjunktur und die Aufwärtsrisiken für die Inflation markant zugenommen. Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum haben sich eingetrübt. Die Energiepreise schiessen durch die Decke und die Inflation schnellt entsprechend in die Höhe. Die neuesten Inflationszahlen für den März etwa aus Deutschland suchen ihresgleichen weit zurück: Die Preise haben sich um 7,3% verteuert, auf harmonisierter Ebene stiegen sie sogar um 7,6%. Dies ist der höchste Anstieg seit März 1974.
Im Energiesektor kletterten die Preise um 39,5%, gefolgt von Nahrungsmitteln mit 6,2%. Doch auch in der Breite nimmt der Preisdruck zu. Alles in allem sei dies ein Vorgeschmack auf die Inflationsrate in der Eurozone, die im März zwischen 7,5 bis 8% liegen dürfte, so die DWS. Dies sei kein einfaches Umfeld für die EZB, denn die Konjunkturrisiken hätten in den letzten Tagen noch weiter zugenommen. Dasselbe Problem stellt sich für die US-Notenbank Fed. Wie stark wird sie in der derzeitigen Lage die Geldpolitik straffen und die Zinsen erhöhen?
Die Zeiten sind schwierig und auch für Anleger alles andere als normal. Der Ukraine-Krieg mit den damit einhergehenden Sanktionsmassnahmen insbesondere auch im Energiesektor sowie die vielen Unsicherheiten über den weiteren Verlauf des Konflikts haben eine enorme Volatilität in die Märkte gebracht. Nach einem jähen Fall nach Kriegsbeginn sind die Aktienmärkte die letzten Tage wieder im Aufwärtstrend. Der S&P 500 zum Beispiel ist nur noch rund 6% von seinen historischen Höchstständen vom vergangenen Dezember entfernt. Olivier de Berranger, CIO bei La Financière de l’Echiquier (LFDE), stellt die Frage in den Raum, ob dies irrationaler Überschwang oder ein Zeichen dafür sei, dass die Anleger nach und nach die neuen geldpolitischen Gegebenheiten berücksichtigen, ohne ihre Positionierung grundlegend infrage zu stellen.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen könnte man geneigt sein, sich der zweiten Hypothese anzuschliessen und an eine Fortsetzung der Rally zu glauben, sagt er. Denn in früheren Phasen der geldpolitischen Straffung hätten sich die Märkte tendenziell vor allem zu Beginn sehr gut entwickelt. Blicke man etwas weiter zurück, sehe die Sache jedoch anders aus. Interessant sei insbesondere die geldpolitische Straffung von 1986-1987 gewesen, die zum Crash vom Oktober 1987 führte, dem berühmten "schwarzen Montag", als die Indizes in nur wenigen Tagen um fast 30% einbrachen.
Da die Märkte in hohem Masse von der bereitgestellten Liquidität abhängig seien, werde sie die Beendigung der Notenbank-Programme umso härter treffen. Vor diesem Hintergrund werfe die derzeitige Stärke der Aktienmärkte – insbesondere die des US-Marktes – Fragen auf. "Unserer Ansicht nach sollte man hier äusserst vorsichtig vorgehen, auch wenn bei den teuersten Aktien bereits eine Korrektur stattgefunden hat. Die Börsenweisheit 'Don‘t fight the Fed' hat sich in den letzten Jahren als äusserst passend erwiesen, und Anleger wären gut beraten, sie zu beherzigen", betont de Berranger.
Ann-Katrin Petersen von BlackRock sagt, dass sich innerhalb des Aktienuniversums die Ertragsaussichten für Europa, das am stärksten vom Energieschock betroffen ist, im Vergleich zu den USA und Japan auf Sicht der nächsten sechs bis zwölf Monate eingetrübt haben.
Petersen stellt auch fest, dass trotz der geopolitischen Unsicherheit klassische "sichere Häfen" im Staatsanleihesegment derzeit nicht gesucht, sondern gemieden werden. Die Gründe liegen ihrer Ansicht nach auf der Hand: ein anhaltender angebotsseitiger Inflationsdruck angesichts von explodierenden Energiepreisen und sich wieder verschärfende Lieferengpässe; und eine Geldpolitik, die der Bekämpfung von Inflationsrisiken eine höhere Priorität einräumt als der Abfederung von Konjunkturrisiken.
Auch in der vergangenen Woche prägten bei Kernstaatsanleihen steigende Renditen das Bild, nachdem der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Möglichkeit kräftiger Zinserhöhungen von 50 Basispunkten ins Spiel brachte. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen kletterte auf 2,5%, das höchste Niveau seit knapp drei Jahren, bei einer fortgesetzt flachen US-Zinsstrukturkurve.
Sean Markowicz von Schroders sagt, dass die Zentralbanken vor einem Dilemma stehen: Eine zu schnelle Zinserhöhung könnte die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben. Werden die Zinsen jedoch zu lange niedrig gehalten, könnte die Inflation ausser Kontrolle geraten.
Entsprechend gebannt blicken Anleger in dieser Woche daher auf die März-Inflationszahlen für die USA, den Euroraum und Deutschland sowie den US-Arbeitsmarktbericht. Erstere könnten laut Petersen die Konsenserwartungen übertreffen, letzterer den binnenwirtschaftlichen Kostendruck in den USA untermauern. Solange die Sorge vor sich verselbstständigenden Inflationserwartungen, Zweitrundeneffekten, etwa einer Lohn-Preis-Spirale, kursiere, behielten die Falken in den geldpolitischen Entscheidungsgremien der Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) die Oberhand.
Wie also in dieser Gemengelage der aktuellen Krise das Portfolio absichern? 45,7% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der investrends.ch-Umfrage verfallen keinem Aktionismus und belassen es, wie es ist.15,7% erhöhen den Cashanteil, das sind mehr als diejenigen, die die Risiken mit einem höheren Goldanteil absichern (14,2%) oder Kryptowährungen zukaufen (10,6%). Die Option, defensive Titel zu übergewichten, wählen 9,8% und lediglich 4,5% stocken Energietitel auf.
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