28.11.2024, 09:01 Uhr
Urs Keller und Gianfranco Iuliano starten gemäss Mitteilung eine Dienstleistungs- und Beratungsfirma mit Sitz in Zürich. Im Fokus stehen bei Fundvalue die Vertriebs- und Ausbildungsunterstützung für die...
Eine deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer denkt, dass nach einem Jahrzehnt der Technologiewerte nun die Corona-Pandemie ein Jahrzehnt der Substanzwerte eingeläutet hat. Tatsächlich sind mit der Hoffnung auf wirtschaftliche Normalisierung Value-Aktien derzeit gefragter als Growth-Aktien.
Bei der Lancierung der investrends.ch-Umfrage Anfang April befassten sich die Wirtschaftsmedien auffällig häufig mit dem Thema Growth- vs. Value-Aktien. "Cash" etwa titelte "Momentum-Investoren satteln nun auf Substanzaktien um", und zitierte Erhebungen von Barclays, die zeigen, dass Investoren in den Wochen zuvor kräftig Zykliker und Finanzwerte zukauften. "Fortsetzung folgt, und das noch eine Weile", so Barclays. Und "The Market" schrieb: "Während die Aktien ehemaliger Highflyer aus dem Technologiesektor nicht mehr vom Fleck kommen, feiern jahrelang vernachlässigte Werte aus dem Finanz-, Rohstoff- und Industriebereich ein Revival." Angesichts der stetig höher kletternden Kurse würden sich viele Marktteilnehmer fragen, ob die Luft für Zykliker nicht langsam dünn werde. Beim Blick auf die Bewertungen sei die Antwort aber eindeutig nein.
Wachstums- gegenüber Value-Aktien, zu denen die meisten zyklischen Werte zählen, handelten trotz der jüngsten Gegenbewegung mit einer höheren Prämie als während der Technologieblase zur Jahrtausendwende. Auch sonst spreche vieles für eine Fortsetzung der Aufholbewegung. So wechselten die grossen Trends an den Finanzmärkten meist zu Beginn eines Jahrzehnts. Die Zehnerjahre gehörten den Technologiewerten, die trotz dem schleppenden Wirtschaftswachstum Umsatz und Gewinn kräftig steigern konnten und bei Anlegern entsprechend gefragt waren. "The Market" meint, dass mit Ausbruch der Corona-Pandemie der Wind nun aber gedreht haben könnte.
"Die Hoffnung auf wirtschaftliche Normalisierung beschleunigt die aktuelle Rotation von Growth-Aktien zu Value-Aktien, wobei Rohstoffe und zinssensitive Sektoren wie Finanzwerte an der Spitze stehen", analysiert Geoffroy Goenen von Candriam in einem Beitrag auf investrends.ch. Einige Qualitätssektoren profitierten wegen ihrer Prognostizierbarkeit und ihres Status als Begünstigte der Gesundheitskrise von der Pandemie.
Die Value-Aktien, die derzeit aus der Stil-Rotation Nutzen ziehen, können laut dem Experten dominieren, sofern das Wirtschaftswachstum über die haushalts- und geldpolitischen Konjunkturpakete hinaus anzieht. Angesichts des Ausmasses der Haushaltsdefizite und Staatsschulden weltweit, insbesondere in Amerika und Europa, sei die Beschleunigung natürlich nicht das Hauptszenario.
Goenen rechnet nach der Konjunkturförderung mit Haushaltseinsparungen und der Rückkehr des Deflationstrends. Vor diesem Hintergrund seien nur Unternehmen, die ihr eigenes rentables Wachstum sicherstellen können, in der Lage, ihren Wert trotz der stagnierenden Wirtschaft zu erhöhen. Und damit sollte langfristige Aktienperformance verbunden sein. Candriam begünstige in den nächsten Monaten erneut den Growth- und Quality-Anlagestil, da die Bewertungen attraktiv seien.
Aktuell von einem Absturz der Technologieaktien zu sprechen, wäre allerdings auch übertrieben. Der Nasdaq ist zwar Ende Februar/Anfang März deutlich zurückgegangen, hat sich aber schnell wieder aufgefangen und hat im April stark zugelegt (4,81%, 29.04.2021). Zudem nimmt die Beschleunigung der Digitalisierung in vielen Bereichen weiter zu. Dem stehen indes die enormen Infrastrukturvorhaben weltweit gegenüber – auch im Zusammenhang mit ESG-Zielen – welche den Substanzwerten noch über Jahre Rückenwind geben könnten.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der investrends.ch-Umfrage sehen offenbar letzteres Argument im Vorteil: Die Frage, ob jetzt nach einem Jahrzehnt der Technologiewerte (Wachstumswerte) die Corona-Pandemie ein Jahrzehnt der Value-Aktien (Substanzwerte) eingeläutet habe, beantworteten 57,1% mit ja und entsprechend 42,9% mit nein.
In der neuen Umfrage können Sie ihre Meinung dazu abgeben, ob Kernenergie zu den nachhaltigen Investments gehört oder nicht. Hier geht es zur Umfrage.