22.11.2024, 09:55 Uhr
Papst Franziskus schickt einen ungewöhnlichen Brief an seine Kardinäle. Das Rentensystem werde mittelfristig nicht mehr funktionieren. Auch sonst zeigen sich die Geldsorgen im Vatikan.
Kaum eine Branchen- oder Firmenanalyse ohne Diversity-Teil. Die zehnte Ausgabe der Retail-Banking-Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern macht keine Ausnahme. Die Studie wird Ende November präsentiert. Wie es um den Frauenanteil an der Spitze der Retailbanken in der Schweiz steht, zeigt das Institut schon jetzt.
Zur diesjährigen IFZ-Studie gehört eine umfassende Analyse der Corporate Governance von 73 Schweizer Retailbanken. Die Studie wird am 25. November im Rahmen der Retail-Banking-Konferenz des Instituts publiziert.
In einem Blog geben Prof. Christoph Lengwiler und Marc Leuenberger schon jetzt Einblick in einen Teil der Analyse. Diversity-Überlegungen spielten in der Personalplanung eine immer wichtigere Rolle, schreiben sie: "Es ist heute in der wissenschaftlichen Literatur weitgehend unbestritten, dass divers aufgestellte Teams bessere Ergebnisse erzielen."
Diversity sei jedoch mehrdimensional und beziehe sich ausser aufs Geschlecht auch auf Faktoren wie das Alter, die Ausbildung, fachliche Kompetenzen, das Netzwerk, den Mindset und weitere Gesichtspunkte. Viele dieser Faktoren sind in der Corporate Governance-Analyse der IFZ Retail Banking-Studie enthalten. Im Blog befassen sich Lengwiler und Leuenberger aber ausschliesslich mit der Geschlechterfrage.
Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der Retail-Banken steigt zwar, ist aber noch immer niedrig. Unter den untersuchten Banken lag der Frauenanteil im VR Ende Juni 2021 bei durchschnittlich 25% verglichen mit 16% im Jahr 2014.
Wie nachfolgende Abbildung zeigt, haben die Regionalbanken und Sparkassen mit 22% einen relativ tiefen Frauenanteil in den Verwaltungsräten. Im VR von Raiffeisen Schweiz war per Ende Juni nur eine einzige Frau vertreten. Allerdings waren Ende 2020 in den Verwaltungsratsgremien der 225 einzelnen Raiffeisenbanken 347 von 1’408 Mitgliedern Frauen, was immerhin 25% und damit dem Durchschnitt aller Retailbanken entspricht.
Die Gruppe der Weiteren Banken sticht mit einem Frauenanteil von 40% positiv hervor. In dieser Gruppe sind die Alternative Bank Schweiz mit 60% und die Bank Cler mit 57% führend.
Die Alternative Bank Schweiz weist mit sechs Frauen auch in absoluten Zahlen die höchste Anzahl Frauen aller VR-Gremien auf. Danach folgen die Basler Kantonalbank mit fünf sowie die Bank Cler und die Banque Cantonale de Genève mit je vier Frauen im Verwaltungsrat.
Demgegenüber setzten sich zum Stichdatum Ende Juni acht der untersuchten 73 Verwaltungsräte ausschliesslich aus Männern zusammen.
Wesentlich schlechter als in den Verwaltungsräten steht es um den Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der Schweizer Retailbanken. Er beträgt im Durchschnitt weniger als (ultra-bescheidene) 10%. Unter den 316 erfassten Geschäftsleitungsmitgliedern sind nur 32 Frauen. Im Jahr 2013 waren es sogar nur neun gewesen.
Lediglich drei hatten bei den 73 untersuchten Banken per Ende Juni 2021 die operative Leitung inne. Bei der Bank Cler Mariateresa Vacalli, bei der Hypothekarbank Lenzburg Marianne Wildi und bei der Schwyzer Kantonalbank Susanne Thellung.
Wie von invetrends.ch gemeldet, wird per Ende März 2022 mit Margrit Koch eine vierte Frau CEO einer Schweizer Retailbank: Koch übernimmt die Führung der Obwaldner Kantonalbank. Das mediokre Gesamtbild wertet aber auch diese Ernennung nicht auf.
Immerhin, bei der Alternativen Bank Schweiz sind drei von fünf Geschäftsleitungsmitgliedern Frauen. Sieben weitere Retailbanken haben in der operativen Führung einen Frauenanteil von einem Drittel oder höher. Ende Juni erreichten 18 der 73 analysierten Retailbanken den im Aktienrecht Artikel 734f definierten Anteil von mindestens 20%.
Obwohl sich der Anteil in den Geschäftsleitungen und im VR den letzten Jahren erhöht hat, bleiben Frauen in beiden Gremien deutlich untervertreten. "Das hängt teilweise sicherlich mit der demographischen Situation in der Finanzindustrie zusammen, welche stark von Männern geprägt ist", erklären die Studienautoren, halten jedoch mit Nachdruck fest: "Dennoch ist insbesondere in den Geschäftsleitungen der Frauenanteil mit 10% deutlich zu tief, um von Gender-Diversity sprechen zu können."
Das Schweizer Aktienrecht sieht gemäss OR Artikel 734f vor, dass im Verwaltungsrat ein Frauenanteil von mindestens 30% und in der Geschäftsleitung ein Anteil von mindestens 20% anzustreben ist. Es handelt sich um Richtwerte und sind nur für kotierte Firmen gültig. Eine Abweichung muss jedoch begründet werden.
Zurzeit erreichen lediglich rund 30% der Verwaltungsräte bzw. 25% der Geschäftsleitungen der Retailbanken die Zielquoten. Entsprechend fordern die Autoren Christoph Lengwiler und Marc Leuenberger: "Es darf erwartet werden, dass Schweizer Retailbanken in Zukunft vermehrt Fördermassnahmen treffen werden, um die Frauenquoten – wie gemäss OR Artikel 734f vorgesehen – auf Top-Management-Ebene erhöhen zu können."