Erneuerbare Energien nach wie vor attraktiv

26.11.2007, 15:19 Uhr

Im Juli und August lösten die Liquiditätskrise im US-Finanzsektor und deren weltweite Folgen für zahlreiche Finanzinstitute einen Ausverkauf in stärker risikobehafteten Wertpapieren aus. Auf die Fundamentaldaten für Anlagen im Bereich erneuerbare Energien hatte dies allerdings keinen Einfluss.

Betrachtet man den alternativen Energiemarkt, so haben steigende Preise für fossile Brennstoffe im dritten Quartal die Nachfrage nach erneuerbaren Energieträgern weiter angeheizt: Der Ölpreis kletterte zwischen Juni und September von USD 71 auf USD 82 je Barrel und untermauerte damit die Attraktivität des Sektors erneuerbare Energien.

Ein weiterer wesentlicher Treiber für den alternativen Energiesektor waren die anhaltenden Meldungen über den Klimawandel und die erhitzte Diskussion auf der politischen Bühne. Zudem profitierte die Branche von wachsenden Sorgen über die globale Energiesicherheit. Insbesondere der Sicherheits-aspekt ist eine wichtige Triebfeder für alternative Energien, da viele Länder eine Reduzierung ihrer Abhängigkeit von Energieimporten anstreben. Die Europäische Gemeinschaft beispielsweise deckt derzeit lediglich 50% ihres Energiebedarfs aus ihren Mitgliedsstaaten ab.

In verschiedenen Ländern haben diese Entwicklungen bereits zu einer verstärkten staatlichen Förderung erneuerbarer Energien und neuen gesetzlichen Regelungen geführt. Spanien etwa erliess das königliche Dekret 661/2007 (Royal Decree 661/2007), mit dem die Tarifstruktur für erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen angepasst wurde. Es wird ferner erwartet, dass die EU Anfang Dezember einen neuen Vorschlag für ihre Rahmenrichtlinie über erneuerbare Energien vorlegen wird. Die Richtlinie soll Massnahmen definieren, um den Anteil erneuerbarer Energien in der EU bis 2020 von derzeit 7% auf 20%beinahe zu verdreifachen.

Branchenentwicklung

Vor diesem Hintergrund wiesen die Märkte für erneuerbare Energien eine erhebliche Wachstums-dynamik auf. An der Spitze des Branchenwachstums standen weiterhin die Solar- und die Windenergie, die aber zugleich unter einer Angebotsverknappung litten. Im Biokraftstoffsektor bestehen die Herausforderungen derzeit vor allem aus Überkapazitäten, Margendruck und der Abschaffung von Steuervorteilen beispielsweise in Deutschland.

Trotz der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten kann der Solarsektor auf ein Quartal zurückblicken, das von einem beschleunigten Wachstum und einem steigenden Vertrauen gekenn-zeichnet war. Die Nachfrage der Investoren nach Solartiteln ist unverändert robust und vielen Start-up-Unternehmen gelingt es weiterhin, Wagniskapital anzuziehen. Diese Trends spiegeln sich in der Entwicklung des WilderHill New Energy Global Innovation Index (NEX), der seit Jahresbeginn um 50% gestiegen ist. Die jährliche Produktion von Photovoltaikzellen hat die Schwelle von 2’500 MWp überschritten und der Branchenumsatz erreichte ein Niveau von USD 9 Mrd.

Angesichts einer nachhaltigen Nachfrage nach Photovoltaikprodukten bereitet ein massiver Mangel an Silizium der Solarenergiebranche Kopfzerbrechen. Reinsilizium ist die entscheidende Komponente in der Produktion von Solarkollektoren.

Die Windindustrie macht ebenfalls zunehmend von sich reden und präsentiert sich fundamental in guter Verfassung. Bis Mitte September belief sich das seit Beginn des dritten Quartals abgeschlossene Transaktionsvolumen auf USD 3.7 Mrd., womit dieser Zeitraum für die Branche einer der besten Phasen der vergangenen Jahre war. Zahlreiche bevorstehende IPOs wie Iberdrola Renovables und Hansen Transmissions bestätigen diesen Trend. Gleichwohl steht der Sektor aufgrund einer deutlich erhöhten Nachfrage nach Windenergie vor ähnlichen Kapazitätsengpässen wie die Solarindustrie. Die grössten Engpässe gibt es im Komponentenbereich. Die mittel- bis langfristigen Perspektiven sind jedoch unverändert gut, da sich das regulatorische Umfeld sukzessive verbessert und sich die Pläne der 20 grössten Eigentümer von Windanlagen für eine Verdreifachung der Kapazitäten von derzeit 24 GW auf 68 GW konkretisieren.

Die Biokraftstoffbranche hat – wie bereits zuvor erwähnt – im Berichtsquartal einige Rückschläge erlitten und erste Anlagenstilllegungen verzeichnet. Neben der Debatte über die Wirtschaftlichkeit sowie die Umweltbilanz von Biokraftstoffen haben höhere Nahrungsmittelpreise und ein begrenztes Angebot an neuen Flächen eine Diskussion über einen Interessenskonflikt zwischen Nahrungsmitteln und Kraftstoffen ausgelöst. Darüber hinaus ist es in Deutschland, einem der grössten Produzenten von Biodiesel, seit der Abschaffung von Steuervergünstigungen für Biodiesel (B100) Anfang 2007 zu einem erheblichen Absatzrückgang gekommen. In unseren Augen ist das Biokraftstoffthema zwar langfristig interessant, kurzfristig mangelt es ihm aber sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten an Attraktivität.

Aussichten

Wir schätzen sowohl den Sektor erneuerbare Energien als auch das Thema Energieeffizienz weiterhin positiv ein. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen und Produkten in diesem Sektor sollte hoch bleiben, da die Energiepreise weiter steigen und das Streben nach Energiesicherheit und ökologischer Nachhaltigkeit in Politik und Wirtschaft weiter an Bedeutung gewinnt.

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