21.11.2024, 15:16 Uhr
Schweizerinnen und Schweizer stellen bei der Finanzierung ihres Eigenheims wenig Zinsvergleiche an. Obwohl ein tiefer Zinssatz bei der Wahl des Hypothekenanbieters als wichtiger Faktor angegeben werde, komme am...
Mit einem Marktanteil von 4% des privaten Hypothekarvolumens in der Schweiz sind Online-Hypotheken nach wie vor eine Nische, die jedoch überproportional zulegt. Das zeigt eine Studie von e.foresight und dem IFZ der Hochschule Luzern. Im vergangenen Jahr wuchs der Markt, wenn auch langsamer als im Jahr davor, um 14% auf rund CHF 7 Mrd.
Für die Studie über den Online-Hypothekenmarkt Schweiz wurden 30 relevante Marktteilnehmer um Daten angefragt. Einige, vor allem kleinere Anbieter, haben den Autoren zufolge haben die Daten nicht zur Verfügung gestellt. Die Untersuchung hat deshalb ausser auf die erhaltenen Daten auch auf öffentlich verfügbare Informationen zurückgegriffen und für die restlichen Anbieter Annahmen getroffen und Expertenmeinungen eingeholt, erklärt der Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern, Prof. Andreas Dietrich.
Im Jahr 2021 wurde ein Hypothekarvolumen von insgesamt rund CHF 7 Mrd. online initiiert respektive abgeschlossen (vgl. Abbildung unten). Das Volumen nahm mit 14% weniger stark zu als im Vorjahr (+20%). Die Prognose von rund CHF 7.9 Mrd. wurde nicht erreicht. Es sei davon auszugehen, dass das Wachstum bei den Banken in den Vorjahren eher überschätzt wurde, merken die Autoren an. Im Vergleich zum Gesamtwachstum des Hypothekarkreditvolumens an private Haushalte von 3%) verzeichneten Online-Hypotheken aber auch im vergangenen Jahr eine weiterhin überproportionale, starke Zunahme.
Obwohl diverse Online-Möglichkeiten bereits seit zehn Jahren existieren, ist der entsprechende Marktanteil per Ende 2021 mit rund 3,9 bis 4,1% noch immer eher tief (2020 waren es 3,7% gewesen). Unter Berücksichtigung der "strengeren" Definition einer Online Hypothek – eine Online-Hypothek mit Online-Abschluss) ist der Marktanteil sogar noch deutlich geringer.
Banken hatten 2021 rund 24% Volumenanteile an Online-Hypotheken und befinden sich damit im selben Rahmen wie im Vorjahr (23%). Die Wachstumsrate betrug rund 14%.
Knapp 76% des Online-Hypothekenvolumens sind dem Hypothekenvermittler-Modell zuzuordnen, "was im Vergleich zum Bankenanteil eindrücklich ist", so die Analyse. Die Marktanteile liegen im Verhältnis zum Ausland aber noch klar zurück. Ein Anteil der Vermittler in der Schweiz von rund 3% vergleicht sich mit einem Wert von rund 30 bis 40% in Deutschland. "Auch hierzulande kann man aber davon ausgehen, dass die Vermittler vor allem im Bereich der Standard-Hypotheken einen weiterhin signifikanten Zuwachs in den kommenden Jahren ausweisen können", prognostiziert die Studie.
Der Grossteil der Hypothekenvermittler hat zwischen zwei und 50 Finanzpartner. Modelle mit nur einem Kreditgeber bilden nach wie vor eine klare Nische.
"Der Digitalisierungsgrad des Online-Hypothekarprozesses weist sowohl bei den Banken als auch bei den Vermittlern noch immer viel Potenzial auf und scheint sich kaum entwickelt zu haben", folgern die Autoren. Digitale Tools wie Hypotheken-, Tragbarkeits- und Zins-Rechner seien auf den Webseiten zwar immer präsenter. Die Prozesse im Hintergrund hinkten jedoch oft noch hinterher.
Es sei zu erwarten, dass sowohl das Online-Hypothekarkreditvolumen der Vermittler als auch dasjenige der traditionellen Banken in diesem Jahr steigen werde, die reinen Neuabschlüsse von Online-Hypotheken (ohne Beratung) aber eher unbedeutend bleiben würden. Das Marktpotenzial liegt gemäss Expertenschätzung bei nur rund 5%. Das hybride Modell werde hingegen weiter an Relevanz gewinnen. Hier sei festzustellen, dass sich Vermittler und Banken bezüglich ihres Angebots weiter annähern würden.
Obwohl Vermittler im Vergleich zum Ausland eine deutlich tiefere Marktpenetration aufweisen, erwarten die Studienautoren auch in den nächsten Jahren eine Zunahme der Marktanteile der Vermittler. Gleichzeitig sei aber auch für sie der Markt anspruchsvoll und es sei möglich, dass die Anzahl der Teilnehmer weiter abnehmen werde. Die Marketingkosten, um Hypothekargeber und -nehmer auf die Plattformen zu bringen, sind hoch – und auch die Skalierung ist bei hybriden Modellen nicht einfach, halten die Marktbeobachter fest.