Das Fed verwirrt die Anleger

Die Verantwortlichen der US-Notenbank rechnen nur noch mit zwei Zinsschritten im nächsten Jahr. (Bild Peter Silverman Photo/Shutterstoc)
Die Verantwortlichen der US-Notenbank rechnen nur noch mit zwei Zinsschritten im nächsten Jahr. (Bild Peter Silverman Photo/Shutterstoc)

Die US-Notenbank senkt die Zinsen wie erwartet. Für 2025 rechnet sie nur noch mit halb so vielen Schritten wie bisher. Unter anderem verwirren die unterschiedlichen Aussichten zum Arbeitsmarkt.

19.12.2024, 09:13 Uhr
Notenbanken | Regulierung

Redaktion: sw

Die US-Notenbank löste ein Mittwoch einen Ausverkauf an den US-Börsen aus. Der Dow Jones verlor 2,6 Prozent. Der breit gefasste S&P 500 schloss 2,4 Prozent schwächer. Der technologielastige Nasdaq gab sogar um 3,6 Prozent nach. Zwar senkte die Fed den Leitzins wie erwartet um einen viertel Prozentpunkt auf die Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Doch den Anlegern missfiel der Ausblick auf die Zinspolitik im kommenden Jahr.

Die Notenbanker gehen nun noch von zwei Zinssenkungen aus. Im September hatten die Geldpolitiker noch mit vier Zinsschritten gerechnet.

«Es war eine knappe Entscheidung, aber die richtige Entscheidung», sagte Fed-Chef Jerome Powell zur Zinssenkung vom Mittwoch. Die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland, Beth Hammack, stimmte gegen die Zinssenkung. Sie hätte es vorgezogen, die Zinssätze konstant zu halten.

Mehr Verwirrung

Investoren zeigten sich überrascht von der neuen Zurückhaltung der Fed und monierten Powells widersprüchliche Aussagen. «Er war sehr verwirrend, als er über den Arbeitsmarkt sprach. Einerseits sagte er, er schwäche sich ab. Andererseits sagte er, er sei stark», kommentierte etwa Stefanie Link, Investment-Strategin beim Vermögensverwalter Hightower.

Der Arbeitsmarkt kühle sich weiter ab und sei nun weniger stark als vor der Pandemie, betonte der Fed-Chef. Doch er stellte auch klar, dass die Arbeitslosenquote mit derzeit 4,2 Prozent vergleichsweise niedrig sei.

«Es gibt jetzt viel mehr Verwirrung als noch vor ein paar Monaten, was die zukünftige Strategie der Fed angeht», klagte der Bond-Investor Jeff Gundlach von Doubleline Capital im US-Börsensender CNBC. Powell habe einerseits angedeutet, dass er den Arbeitsmarkt weiter stützen wolle, aber gleichzeitig die Inflation bekämpfen müsse. Für Ersteres müsste er die Zinsen weiter senken, für das Zweite müsste er die Zinsen anheben.

Auf höhere Zinsen einstellen

Das Fed hob auch ihre Schätzungen für den längerfristigen neutralen Zinssatz leicht an, von 2,9 Prozent im September auf 3,0 Prozent im Dezember. Vor einem Jahr waren sie noch davon ausgegangen, dass der neutrale Zinssatz bei 2,5 Prozent liegen würde.

Es sei schwer, den neutralen Zins präzise vorherzusagen, wie Powell betonte. Doch die Entwicklung zeige, dass sich Marktteilnehmer auf langfristig höhere Zinsen einstellen müssen, mahnt Dan Siluk, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Janus Henderson. «Wir befinden uns in einem strukturell höheren Inflations- und Zinsumfeld.»

Trump könnte für Inflation sorgen

Der künftige Präsident Donald Trump hat Einfuhrzölle auf praktisch alle Importe in die USA geplant. Das könnte die Inflation zusätzlich anheizen und den Dollar stärken, warnen Ökonomen. Gleichzeitig kündigte er Massenabschiebungen an. Das wiederum könnte höhere Löhne zur Folge haben und die Inflation ebenfalls antreiben.

Die Inflation zog im November bereits zum zweiten Mal in Folge an und liegt nun bei 2,7 Prozent. Fed-Chef Powell hat angekündigt, die Teuerungsrate zurück auf das Niveau von zwei Prozent zu bringen. Davon werde er sich auch nicht abbringen lassen, wie er am Mittwoch betonte. Doch dies könnte nun länger dauern als gedacht. Die Notenbanker gehen im Mittel davon aus, dass die Inflation Ende kommenden Jahres bei 2,5 Prozent liegen wird. Im September lagen die Prognosen noch bei 2,1 Prozent.

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