20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die Credit Suisse beugt sich der Realität und löst ihre vier Supply Chain Finance Funds auf, die sie in Verbindung mit der gefallenen australischen Finanzgesellschaft Greensill geführt hat. Die erste Auszahlung von rund 80% der verfügbaren liquiden Mittel der Fonds erfolgt am 8. März. Viel mehr als die Rückzahlung der Barmittel liegt wohl noch länger nicht drin. Da nützen schöne Worte der Bank wenig.
"Wegen Bewertungsunsicherheiten in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte, der eingeschränkten Verfügbarkeit eines Versicherungsschutzes für neue Fondsinvestitionen und der erheblichen Herausforderungen bei der Beschaffung geeigneter Vermögenswerte können die Supply Chain Fonds von Credit Suisse Asset Management nicht weiter im Einklang mit ihrer Anlagepolitik investiert bleiben", gibt die Credit Suisse am Freitag bekannt. Man gehe nicht davon aus, dass sich die Lage ändere. Eine Schliessung der Fonds wurde daher für die Bank unvermeidlich.
Wie sich in den letzten Tagen herausgestellt hat, sind die Beziehungen der CS mit Greensill und deren Umfeld vielschichtig. Die Vorfinanzierung von Forderungen von Lieferanten an Unternehmen, auf die sich die Fonds stützten, ist umstritten. Laut Kritikern können dadurch auch steigende Unternehmensschulden verschleiert werden. Ausserdem bestanden zwischen der CS und Greensill auch Geschäftsbeziehungen im Kreditwesen, und Personen aus dem Umkreis sollen auch Stammkunden der Bank sein.
Diese Gemengelage zu entflechten und aufzuarbeiten ist komplex. Die gegen 1000 in die Supply Chain Finance Funds investierten Anleger (professionelle und sehr vermögende, sie sollen vorwiegend aus dem Ausland stammen) brauchen Geduld, müssen sich aber auch auf finanziellen Schaden einrichten, denn nicht alle Investments der Fonds sind von guter Qualität. Das räumt die Bank selbst ein.
Mehr als die Ausschüttung der überschüssigen Barmittel an die Fondsinvestoren liegt deshalb auf absehbare Zeit nicht drin. Ein langwieriger Prozess, buchhalterisch und rechtlich, zeichnet sich ab. Die Rückgabe der liquiden Mittel hatte die CS am Donnerstag versprochen (investrends.ch berichtete darüber). Davon will sie jetzt rund 80% auszahlen, wie sie am Freitag bekanntgab. Die Rückzahlung ist für die in Luxemburg domizilierten Fonds am 8. März und später in der gleichen Woche für den in Liechtenstein domizilierten Fonds vorgesehen.
Beim grössten der vier Fonds – dem CS (Lux) Supply Chain Finance Fund – machten die liquiden Mittel zur Wochenmitte knapp 39% des Fondsvermögens aus. Bei den drei kleineren, in denen etwa zwei Drittel des Totalvermögens investiert sind, kommt die Cash-Quote auf rund 18, 55 resp. 70%.
Wie die Credit Suisse mitteilt, liegt die Priorität darin, "eine Balance zwischen einer zeitnahen Liquidation der Fonds und einem möglichst hohen Werterhalt für Investoren sicherzustellen." Das sind elegante, ja schönfärberische Worte für einen Ausgang, den sich die Grossbank hätte ersparen können.
Dass Greensill Probleme bekundete und offenbar nicht alles reibungslos verlief, wie man es den Fondskunden versprochen hatte, war schon länger ersichtlich. Schon im Juli letzten Jahres, als sich der japanische Technologie-Konzern Softbank aus den Greensill-Vehikeln der Credit Suisse zurückzog, hätten in der Bank die Warnlampen aufleuchten müssen.
Softbank ist aus dem Schneider. Für die CS resp. die betroffenen (professionellen) Anleger hingegen gilt, wie es bei riskanten Investments – und die Debitorenfinanzierungen von Greensill waren riskant, das zeigt allein die überdurchschnittliche Rendite von 6% p.a. – häufig heisst: Die Letzten beissen die Hunde.