22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
UBS geht davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft – sofern die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden kann – im ersten Halbjahr Schaden nimmt und im zweiten Halbjahr zur Normalität zurückfindet. Lässt sich das Virus jedoch nicht oder nur mit deutlich stärkeren Massnahmen als heute eingrenzen, so dürften die Auswirkungen wesentlich stärker ausfallen.
Der Ausbruch und die Verbreitung des Coronavirus haben schwerwiegende Konsequenzen für die globale Wirtschaft. Wie stark diese sind, hängt davon ab, ob die Ausbreitung des Virus rasch begrenzt werden kann und welche Massnahmen dafür nötig sind, meint Alessandro Bee, Ökonom bei UBS, in seinem jüngsten Marktausblick.
Die Schweiz kann sich den globalen Entwicklungen nicht entziehen. Erstens ist sie über den internationalen Handel stark vom globalen Konjunkturverlauf abhängig. Zweitens ist mit der Ausbreitung des Coronavirus innerhalb der Schweiz nun auch die Binnenwirtschaft betroffen. Standen bisher die Auswirkungen über den internationalen Handel im Vordergrund (z.B. der Unterbruch von internationalen Wertschöpfungsketten, geringere Exporte nach China oder die Verunsicherung bei Industrieunternehmen), gesellen sich jetzt die Schäden für die Binnenwirtschaft hinzu. Der Ökonom sagt: "So trifft das Verbot grosser Anlässe und die allgemeine Unsicherheit insbesondere den Gastro- und Hotellerie-Sektor in der Schweiz. Diese Gründe führen dazu, dass die Schweizer Wirtschaft im ersten Halbjahr wahrscheinlich kein oder gar ein negatives Wachstum aufweisen dürfte."
Wird das Virus eingegrenzt – global und in der Schweiz – und kehrt wieder Normalität ein, dürfte das Vertrauen der Haushalte in den
mittelfristigen Konjunkturausblick erhalten bleiben und somit auch die Nachfrage nach Schweizer Produkten – sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Dies gilt für UBS als Basisszenario (siehe Abbildung links). "In diesem Fall gehen wir davon aus, dass ab dem zweiten Halbjahr der Kauf von Konsum- und Investitionsgüter, der heute nicht getätigt wird, nachgeholt wird. Wir rechnen mit einer deutlichen Erholung ab dem dritten Quartal. Insgesamt dürfte aber das Wachstum im 2020 schwächer ausfallen als bisher prognostiziert", meint Bee. Er erwartet ein BIP-Wachstum von 0,7% statt bisher 1,1%. Das Wachstum im nächsten Jahr dürfte stattdessen leicht stärker sein als bisher geschätzt. "Wir sehen für 2021 ein Wachstum von 1,4% statt 1,3%. Je stärker der Einbruch in den nächsten Monaten ausfällt, umso dynamischer dürfte sich die Erholung in der zweiten Jahreshälfte und im Jahr 2021 präsentieren."
Gelinge es jedoch nicht, die globale Wirtschaft zur Normalität zurückzuführen, dann dürfte die prognostizierte Erholung im zweiten Halbjahr ausbleiben oder nur sehr verhalten ausfallen, meint Bee. Dieses Szenario stuft UBS als Risikoszenario ein (siehe Abbildung oben). Die Weltwirtschaft müsste sich mit einem sehr schwachen Wachstum im Jahr 2020 zufriedengeben und könnte erst im nächsten Jahr auf eine Erholung hoffen. Insbesondere dürfte dann die Erholung im zweiten Halbjahr ausbleiben. In einem solchen Szenario ist auch eine Rezession hierzulande möglich.
Die Ausbreitung des Coronavirus und die entsprechenden Gegenmassnahmen haben nicht nur Auswirkungen auf das Wachstum, sondern auch auf die Inflation. Der deutlich stärkere Franken (gegenüber dem Euro und dem US-Dollar) und die geringere Auslastung der Schweizer Wirtschaft setzen die Preise hierzulande unter Druck. Hinzu kommt laut dem Experten der UBS der Zerfall des Ölpreises aufgrund des Streits zwischen Saudi-Arabien und Russland. "Wir rechnen in den nächsten Quartalen mit Ölpreisen zwischen 40 und 50 Us-Dollar pro Fass (Brent). Das dürfte 2020 zu einem deutlichen Inflationsrückgang führen", erwartet Bee.
UBS senkt ihre Inflationsprognose für das Jahr 2020 von 0,5 auf -0,3%. Knapp die Hälfte dieser Prognoserevision geht auf die tieferen Ölpreise zurück, die andere Hälfte auf den stärkeren Franken und die geringere Auslastung. Für das Jahr 2021 erwartet die Grossbank wieder eine positive Inflationsrate von 0,5% (vormals 0,7%).
Die US-Notenbank Fed hat auf die Konjunkturrisiken bereits reagiert und die Leitzinsen um 0,5% gesenkt. "Auch von der Europäischen Zentralbank erwarten wir eine Zinssenkung von 0,1%. Der anhaltende Aufwertungsdruck auf den Franken dürfte in dieser Umgebung die Schweizerische Nationalbank zu einer Leitzinssenkung von -0.75 auf -1% zwingen. In einer Umgebung, wo die grossen Zentralbanken mit deutlichen Zinssenkungen die Risiken einzudämmen versuchen, dürfte es der SNB schwerfallen, sich diesem Trend zu widersetzen" ,erklärt Bee.