Bankenbranche will ihr Potenzial ausschöpfen

Von den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse hängt viel ab am Finanzplatz Schweiz. (Bild: Shutterstock.com/Denis Linine)
Von den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse hängt viel ab am Finanzplatz Schweiz. (Bild: Shutterstock.com/Denis Linine)

Der Bankiertag stand im Zeichen des Bankings der Zukunft. Die Bankiervereinigung sieht in den Handlungsfeldern Datenökonomie, Cybersicherheit, Nachhaltigkeit, Regulierung sowie Marktzugang die Eckpunkte für Wachstum und Prosperität in der Bankbranche und in der Schweiz.

16.09.2021, 16:00 Uhr
Finanzplätze

Redaktion: rem

Basierend auf ihrer Arbeit über die letzten fünf Jahre hat die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) fünf Handlungsfelder für die Zukunftsfähigkeit des Finanzplatzes identifiziert. Der scheidende Präsident Herbert Scheidt erläuterte an der Jahresmedienkonferenz vom Donnerstag: "Die Zukunft des Finanzplatzes hängt entscheidend von seiner Wettbewerbsfähigkeit ab. Datenökonomie, Cybersicherheit, Nachhaltigkeit, massvolle Regulierung sowie die Verbesserung des Marktzugangs bleiben dabei die Leitthemen. Sie sind die Eckpunkte für Wachstum und Prosperität in der Branche und in unserem Land."

Datenökonomie als Erfolgsfaktor

Datenökonomie ist ein Erfolgsfaktor für die Finanzbranche. Es geht darum, mit Daten verantwortungsvoll umzugehen und sie gezielt zu nutzen, um einen Mehrwert für Kundinnen und Kunden zu schaffen. Für die SBVg ist es zentral, dass der Schutz der anvertrauten Daten gewährleistet ist und ihre Mitglieder gleichzeitig mit möglichst wenigen Einschränkungen von den Chancen neuer technologischer Entwicklungen profitieren können. Vor diesem Hintergrund und im Zuge der Einführung des neuen Datenschutzgesetzes hat die SBVg im Mai 2021 einen Leitfaden zum Umgang mit Daten veröffentlicht. Dieser dient den Banken als Orientierungshilfe.

Der Austausch von Daten sei die Grundlage nicht nur für digitalisierte und personalisierte Produkte sowie Dienstleistungen, sondern auch für innovative Geschäftsmodelle. Open Banking und die Zusammenarbeit mit Fintechs seien in diesem Zusammenhang zwei wichtige Entwicklungsfelder für die Schweizer Finanzbranche.

Schutz vor Cyberrisiken

Den wirksamen Schutz vor Cyberrisiken sieht die SBVg als essenziellen Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und die Reputation des Finanzplatzes. Die Schweizer Banken arbeiteten seit vielen Jahren intensiv an ihrer eigenen Cybersicherheit und hätten beträchtliche Summen in diesem Bereich investiert. Dem Aufbau von koordinierten Abwehrdispositiven komme eine besondere Bedeutung zu. Zusammen mit den Behörden werde gegenwärtig ein gemeinsames Cyber-Kompetenzzentrum errichtet.

Nachhaltigkeit bleibt Top-Priorität

Die Nachhaltigkeit bleibt für die SBVg eine Top-Priorität. Der Schweizer Finanzplatz wolle führend im Bereich nachhaltiger Finanzdienstleistungen sein. Aufgrund seiner Historie und der vorhandenen Kompetenzen bringe er dazu ausgezeichnete Voraussetzungen mit. Dies werde durch das grosse Volumen nachhaltiger Anlagen unterstrichen. Diese haben sich über die letzten fünf Jahre hinweg in der Schweiz mehr als verzehnfacht: von CHF 140 Mrd. im Jahr 2015 auf über CHF 1'520 Mrd. im 2020. Gleichzeitig seien die kreditgebenden Institute verpflichtet, die Transition zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft mitzufinanzieren. Das Gelingen dieser Transition sei ein Anspruch, den die Branche an sich selbst, an die Realwirtschaft und an die Gesellschaft stelle.

Durch Regulierung Wettbewerbsfähigkeit erhalten

Das Ziel der Regulierung soll darin bestehen, neben Stabilität, Solidität und Sicherheit die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu stärken, und so den Nutzen einer prosperierenden und wachsenden Finanzbranche für die Schweizer Volkswirtschaft zu gewährleisten, so die SBVg. Zwei Prioritäten stehen dabei aktuell im Zentrum: die verhältnismässige Umsetzung von Basel III und der Dialog mit den Behörden bei der globalen Mindeststeuer, um die steuerliche Standortattraktivität zu wahren.

Als drittwichtigste Schweizer Exportindustrie will die Bankenbranche ihr Potenzial ausschöpfen. Entscheidend sei hierzu eine grundsätzliche Verbesserung des Marktzutritts zu wichtigen Staaten. Es braucht einen klaren Plan des Bundesrats, wie die Zukunft mit der EU gestaltet werden soll. Der Dialog mit der EU muss intensiviert und konkretisiert werden.Jörg Gasser, CEO der SBVg, wies darauf hin, dass bei zwei Gesetzesrevisionen deutliche Fortschritte gemacht wurden: "Das revidierte, moderne und zeitgemässe Geldwäschereigesetz und seine rasche und umfassende Umsetzung durch die Schweizer Banken werden zur weiteren Festigung der Integrität des Schweizer Finanzplatzes beitragen. Und der schon heute wirksame und bewährte Einlegerschutz wird mit der Revision des Bankengesetzes noch weiter gestärkt. Im Bereich Steuern haben mich die wichtigen Schritte zur Reform der Verrechnungs- und der Abschaffung der Stempelsteuer besonders gefreut. Für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes ist dieses Dossier von hoher Bedeutung."

Wechsel beim SBVg-Präsidium

Im Rahmen des Bankiertags 2021 übergibt Herbert Scheidt nach fünfjähriger Amtszeit als Präsident der SBVg das Amt an Marcel Rohner. Rohner ist seit 2018 Mitglied des Verwaltungsratsausschusses der SBVg und seit 2016 Vice-Chairman of the Board of Directors der Union Bancaire Privée (UBP). Ausserdem war er bis vor Kurzem Präsident der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV). Zwischen 2002 bis 2009 war er in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, zuletzt als CEO.

Ebenfalls zu Wechseln kommt es im Verwaltungsrat der SBVg. Folgende Persönlichkeiten nehmen neu im Verwaltungsrat Einsitz: Renaud de Planta, Senior-Teilhaber der Pictet Group; Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse Group; Jürg Staub, unbeschränkt haftender Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung der Reichmuth & Co Privatbankiers; Zeno Staub, CEO der Vontobel Holding und der Bank Vontobel; Bruno Thürig, CEO der Obwaldner Kantonalbank und designierter Präsident des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB).

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