23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Am Finance Forum Zürich beschieden die Referenten dem Finanzplatz Schweiz eine solide Zukunft, sofern man aus dem CS-Debakel die richtigen Lehren ziehe, die Aufsicht präventiver gestalte, dabei aber die Regulation nicht überspanne und vor allem die Innovation fördere. Mit der erfolgreichen Veranstaltung scheint sich das Finance Forum Zürich als jährlicher Branchentreffpunkt für die Schweizer Finanzbranche etabliert zu haben.
Das Finance Forum Zürich hat am 1. Oktober im Kongresshaus erneut rund 300 Entscheidungsträger aus der Finanzbranche zusammengebracht, um die aktuellen Chancen und Herausforderungen für den Finanzplatz Schweiz zu diskutieren. In der Begrüssungsansprache betonte die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh die Bedeutung des Finanzplatzes für die Wirtschaft und das Potenzial von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, um die Branche weiter wettbewerbsfähig zu halten.
Im Anschluss warf der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück im Gespräch mit Andi Lüscher, dem Moderator des Anlasses, einen internationalen Blick auf den Finanzplatz und lobte, dass die Schweiz richtige Lehren aus der Finanz- und Bankenkrise gezogen habe. «Es wurde einiges in Gang gesetzt, um die Wiederholung einer solchen Bankenkrise zu verhindern, wenn ich an die gestiegenen Anforderungen denke.» Steinbrück ermahnte die Politik dazu, nicht im Status quo zu verharren, sondern die geopolitischen, gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen ernst zu nehmen.
Eine aktuelle Auslegeordnung zum Finanzplatz Schweiz gab Urs Baumann. Der CEO der Zürcher Kantonalbank sprach über die Zeitenwende nach dem Fall der Credit Suisse und zeigte sich optimistisch, dass der Finanzplatz Schweiz weiterhin weltweit eine führende Rolle spielt, sofern regulatorische Schnellschüsse vermieden werden: «Die Regulierung muss dort stattfinden, wo die Fehler passiert sind, und nicht dort, wo es keine Fehler gab.»
Diesen Steilpass nahm FINMA-Direktor Stefan Walter gerne auf. Er erklärte, dass die FINMA künftig noch stärker auf Prävention und Frühintervention setzen will, um Krisen möglichst zu verhindern. Nach seinen Ausführungen soll die FINMA künftig zu den Klassenbesten unter den internationalen Finanzaufsichtsbehörden gehören: «Die FINMA braucht dafür zusätzliche Kompetenzen und Instrumente, um in der Aufsicht effektiv zu sein.»
Nach der Erfrischungspause gab Stefan Seiler einen Einblick in die Integration der Credit Suisse in die UBS. Der HR-Chef der UBS zeigte einerseits auf, wie das Verschmelzen der beiden Institute vorankommt, und betonte andererseits die Rolle, welche eine einheitliche Unternehmenskultur für die erfolgreiche Integration spielt. «Wir müssen die Mitarbeitenden auf diesem Weg begleiten und unterstützen, damit wir ein beliebter Arbeitgeber in der Finanzbranche bleiben.»
In einem Impulsbeitrag zeigten Andreas Tölke, Head FinTech & Digital Trust Swisscom, und Leunita Saliji, Head Cloud & Innovation Hosting ti&m, warum digitales Vertrauen entscheidend für erfolgreiche Kundeninteraktionen sind. Moderne Identifikationslösungen sind ihrer Ansicht zentral, damit Kunden digitale Geschäftsmodelle im Finanzbereich in Anspruch nehmen.
Auf einem Podium diskutierten anschliessend SIX-CEO Jos Dijsselhof und Daniela Massaro, Schweizer Länderchefin von Mastercard, über das Potenzial neuer Technologien für die Finanzbranche. Sie erörterten dabei, wie digitale Trends und Innovationen das Kundenverhalten verändert und sowohl neue Chancen als auch neue Risiken für Finanzdienstleister eröffnen.
Zum Abschluss der Tagung sprach der bekannte Ökonom Klaus Wellershoff über das neue Zeitalter für Anleger. Er ist überzeugt, dass der technologische Wandel und der Regulierungsdruck dazu führen, dass sich künftig mehr Anbieter als bisher die Wertschöpfung teilen müssen. Laut Wellershoff ergeben sich so zahlreiche neue Möglichkeiten für innovative Finanzdienstleister.
Trotz den optimistischen Voten der Referenten zeigte sich das Publikum bezüglich der Zukunft vom Finanzplatz Schweiz skeptisch, wie Umfragen unter den Teilnehmern während der Veranstaltung ergaben. Fast zwei Drittel beurteilten die Stimmung am Finanzplatz Schweiz kritisch und äusserten die Ansicht, dass die Jobs in der Finanzbranche aktuell unsicherer sind als früher. Die Mehrheit der Befragten zeigte sich zufrieden mit dem Aufsichtsregime der FINMA.