22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Finanzmärkte waren während der letzten vier Jahre von einem relativ stabilen Marktumfeld begleitet. In der jüngsten Vergangenheit haben sie jedoch eine Phase erhöhter Volatilität erlebt. Auch weiterhin dürften Aktieninvestoren den Turbulenzen kurz- und mittelfristiger Zyklen ausgesetzt sein. Die Analysten der Credit Suisse gehen aber davon aus, dass Investoren ihr Vermögen durch Anlage an den Märkten langfristig deutlich vermehren können.
Die seit 2003 anhaltende Börsenhausse dürfte sich mittelfristig fortsetzen. Eine Analyse langfristiger Aktienmarktzyklen legt allerdings nahe, dass kurzfristig turbulentere Zeiten für Aktieninvestoren bevorstehen. Historisch dauerten Bullenmärkte, d.h. Märkte fortgesetzt steigender Aktienkurse, mehrere Jahrzehnte. Beispiele sind etwa die lange Hausse nach dem US-Bürgerkrieg bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, die Periode nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 60er Jahre sowie die Phase vom Anfang der 80er Jahre bis zur Internetblase im Jahr 2000. Diese Boomphasen wurden alle von Basisinnovationen wie etwa der Eisenbahn, Elektrizität, Automobil, Luftfahrt oder der modernen Telekommunikation angetrieben.
Boom, Kollaps und Erholung
Dauerhafte Bärenmärkte, d.h. Märkte sinkender Aktienkurse wie etwa die Periode 2000-2003, dauern in der Regel zwei bis drei Jahre und ziehen kumulierte Verluste von 40% bis 80% nach sich. Sie münden historisch in einen neuen Bullenmarkt mit verhältnismässig wenigen und milden Markt-korrekturen in den ersten vier bis sechs Jahren - im jüngsten Fall vermutlich von 2003 bis Mitte 2007. Die zweite Phase eines dauerhaften Bullenmarkts ist meistens durch eine Korrekturperiode mit Verlusten von 15 bis 20% gekennzeichnet, bevor die Hausse fortgesetzt wird. Die heutigen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sprechen eindeutig für einen anhaltenden Bullenmarkt. Neue Technologien (Digitalkommunikation, Nanotechnologie), die rasche Industrialisierung aufstrebender Regionen wie China sowie demographische Veränderungen (Urbanisierung in Asien, Überalterung in manchen Industrieländern) schaffen günstige Voraussetzungen für Wachstum. Sorgen um Energieknappheit, geopolitische Spannungen und Umweltprobleme werden aber auch für schwierigere Phasen sorgen. Investoren müssen daher in ihren Anlagestrategien auch Krisenzeiten berücksichtigen.
Mit Asset-Allokationsmodellen zyklusübergreifend investieren und Verlustrisiko minimieren
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich Anleger in der momentanen Situation passiv verhalten sollten. Zu häufige kurzfristige Portfolioumschichtungen schmälern zwar die Rendite; eine rein passive Anlagestrategie in Phasen sinkender Kurse wiederum könnte zu (Buch-) Verlusten von 40 bis 80% über ein paar Jahre führen. Zwischen 1926 und 2006 etwa brauchte es bisweilen mehr als 20 Jahre, um mit Schweizer Aktien höhere annualisierte Erträge als mit Schweizer Anleihen zu erzielen. Die entsprechenden Zahlen für die USA zeichnen ein ähnliches Bild. Aktieninvestoren sind langfristig am erfolgreichsten, gleichzeitig aber erheblichen Wertschwankungen ausgesetzt. Wer starke Nerven beweist und in schwachen Marktphasen kauft, kann hohe Gewinne erzielen - gleichzeitig sollte das Verlustrisiko von Käufen nahe am Höchstpunkt einer Hausse nicht unterschätzt werden. Märkte neigen zu Übertreibungen: Die bekanntesten Beispiele sind die Aktien- und Immobilienblase in Japan Ende der 80er Jahre, als die Immobilienfläche des kaiserlichen Palastes in Tokio rein rechnerisch gleich viel wert war wie ganz Kalifornien. Ebenso erwähnenswert ist die Technologie- und Internetblase im Jahr 2000 mit atemberaubenden Marktkapitalisierungen für Unternehmen, die oft keine Gewinne und manchmal sogar keinen Umsatz vorweisen konnten.
Vor diesem Hintergrund haben die Analysten der Credit Suisse untersucht, ob einfache Entscheidungsregeln das Risiko von Aktienanlagen hätten vermindern können. Die Analysen zeigen, dass einfache Indikatoren wie Saisonalität ("Sell in May and go away"), Momentum, die Geldpolitik der Notenbanken sowie die Zinsstrukturen an den Kapitalmärkten nützliche Anlagehinweise liefern. Kombinationen dieser Faktoren haben zu besseren Renditen mit weniger Abwärtsrisiko geführt. Diese Ergebnisse legen nahe, dass ausgeklügelte taktische Asset-Allokationsmodelle attraktive Renditen und gleichzeitig eine spürbare Reduktion des Verlustrisikos bieten können. Zu diesem Segment zählen u.a. die Total-Return-Strategien.
Vor- und Nachteile von Total-Return-Anlagestrategien
Ziel der Total- oder Absolute-Return-Strategien ist es, eine Minimalrendite zu erreichen (oft in der Grössenordnung der Geldmarktrendite + 2-3%) und gleichzeitig das Verlustrisiko zu minimieren. Die Mehrheit solcher Strategien beabsichtigt, über einen Jahreshorizont eine positive Rendite zu erzielen. Total-Return-Strategien nutzen sowohl eine dynamische Anlagetaktik als auch Diversifikation, um diese Ziele zu erreichen. Die Nachfrage nach solchen Strategien steigt tendenziell in volatilen Marktphasen. Ihr Gegenpol sind Relative-Return-Strategien, die ihre Rendite gegenüber einem Benchmark messen. Dieses Vorgehen führt allerdings dazu, dass Fondsmanager den Benchmark trotz Nettoverlusten ihrer Kunden übertreffen können - etwa bei Verlusten eines Fondsmanagers von 12% bei gleichzeitigem Sinken des relevanten Aktienindex um 20%. Umgekehrt verhält es sich, wenn die Total-Return-Strategie einmal 10% abwirft und der Aktienmarkt im selben Jahr 20% erreicht. Anleger müssen berücksichtigen, dass nicht nur die Renditen, sondern auch das einzugehende Risiko unterschiedlich sind. In der Praxis müssen sich Total- und Relative-Return-Strategien nicht gegenseitig ausschliessen. Viele Kunden wünschen sich eine aktive Risikoüberwachung für einen Teil ihrer Anlagen, achten aber gleichzeitig auch auf die erreichte Rendite im Verhältnis zu herkömmlichen Anlageformen wie Aktien oder Obligationen.