20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich insgesamt gut abgesichert, sieht aber in Bezug auf die finanzielle Altersvorsorge erhebliche Sicherheitslücken. Langfristig in Frage gestellt werden vor allem die Finanzierung der AHV sowie die Leistungsfähigkeit der Pensionskassen. Das Kommittent zur Lösung des Problems ist jedoch ambivalent.
Herr und Frau Schweizer fühlen sich in den meisten Lebensbereichen sicher und geborgen. Dies gilt für die Wohnsituation und das soziale Umfeld ebenso wie für den Arbeitsplatz und die polizeiliche Sicherheit. Allerdings befürchten über drei Viertel der Schweizer Bevölkerung, dass sie im Ruhestand nicht «voll und ganz abgesichert» sind. So lautet eine Erkenntnis aus dem jährlich erhobenen SVV Sicherheitsmonitor, der 2019 zum zweiten Mal durchgeführt wurde; dies von der Forschungsstelle sotomo in Zusammenarbeit mit der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich im Auftrag der Schweizerischen Versicherungsverbands SVV.
Insgesamt erwarten 73 Prozent der 1’013 Befragten sinkende Renten. Davon gehen 51 Prozent von «eher sinkenden» und 22 Prozent von «deutlichen sinkenden» Renten aus. Als Grund nennen jeweils rund drei Viertel der Befragten eine Finanzierungslücke in der AHV bzw. ein Leistungsversagen der Pensionskassen. Das Kommittent zu einer nachhaltigen Reform des Schweizer Vorsorgesystems fällt allerdings ambivalent aus.
Die Befragung zeigt, dass das Prinzip der obligatorischen beruflichen Vorsorge in der zweiten Säule (BVG) im Vergleich zur ersten Säule tendenziell als sicherer, nachhaltiger und effizienter eingeschätzt wird. Das Umlageverfahren der AHV wird dagegen häufiger mit der Fairness unter den Generationen in Verbindung gebracht. Insgesamt sind 38 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die zweite Säule in Zukunft mehr Gewicht bei der Rentenfinanzierung haben soll. Deutlich weniger (28 Prozent) wünschen sich dagegen eine Verschiebung hin zur umlagefinanzierten ersten Säule (AHV).
Der Glaubwürdigkeit der 2. Säule zum Trotz stelle sich eine relative grosse Mehrheit der befragten Personen gegen die Senkung des Umwandlungssatzes. Von vielen werde die Lösung der Finanzierung des ständig wachsenden Ungleichgewichts von Jung zu Alt in der Sozialisierung des Defizits gesehen. Die Allgemeinheit soll (etwa in Form von Mehrwertsteuerbeiträgen) für das Defizit der Pensionskassen aufkommen. Nur eine Minderheit von neun Prozent unterstütze gemäss SVV den Ansatz, dass jüngere Versicherte die Deckung des Pensionskassendefizits übernehmen.
Es sei das Dilemma der Reform der Altersvorsorge in der Zeit des demographischen Wandels, betont der SVV: Zwar wollen die wenigsten ein Defizit anhäufen, zugleich sollen auch die Renten möglichst unangetastet bleiben. Geht es um konkrete Massnahmen der Rentenreform, wird am deutlichsten die Angleichung des Frauenrentenalters an jenes des Mannes unterstützt. Dies zeigt auf, dass in dieser hochpolitischen Frage ein Sinneswandel stattfindet. Am zweitmeisten Unterstützung findet die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Bemerkenswert hoch ist die Unterstützung für eine Reduktion der AHV-Renten für Gutverdienende.
Immerhin zeigen sich 37 Prozent der 56- bis 65 Jährigen bereit, länger zu arbeiten, um das Rentensystem zu stärken. Die schrittweise Reduktion des Arbeitspensums erweist sich womöglich als erfolgversprechendster Ansatz, um die Erwerbsphase zu verlängern. Die Flexibilisierung des Rentenalters, die gerne als Königsweg für eine auf die individuellen Umstände angepasste Erhöhung des Rentenalters angesehen wird, scheint dagegen weniger Anklang zu finden. Unter den jüngeren Befragten betrage die Bereitschaft, sich frühzeitig zu pensionieren, zwar nur 20 Prozent. Mit zunehmendem Alter steige dieser Wert gemäss SVV jedoch.