23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Nick Jenni, Anlagespezialist von swisspartners, erwartet ein erfreuliches 2019 und hält an seiner wachstumsorientierten Anlagestrategie fest.
Das Börsenjahr 2019 hat fulminant begonnen, ohne dass sich die Rahmenbedingungen gegenüber dem Dezember grundsätzlich verändert haben. Ist das Pulver für dieses Jahr schon verschossen?
Nick Jenni: Wir sehen noch Potential, zumal sich positive Veränderungen anbahnen. Der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell sorgte im Dezember mit der Ankündigung von Zinserhöhungen für eine starke Marktkorrektur. Nachdem er weitere Zinsrunden zurückgestellt hat, haben sich die Märkte ab Januar wieder deutlich erholt. Positiv stimmt auch, dass die USA im Handelsstreit mit China eine Pause einlegen.
Was bestärkt Sie am meisten darin, dass 2019 ein besseres Jahr für die Finanzmärkte wird als 2018?
Grundsätzlich glauben wir, dass es 2019 zu einer Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China kommen wird, was Stand heute noch nicht komplett in den Marktpreisen reflektiert ist. Ausserdem erwarten wir trotz schwachen Vorlaufindikatoren keine Rezession. Wir gehen von einem nachhaltigen, wenn auch abgeschwächtem Wirtschaftswachstum aus, sofern die Notenbank keinen Strich durch die Rechnung macht.
Was passiert, wenn beim Handelskrieg USA-China und beim Brexit das Worst-Case-Szenario eintritt?
Die Erhöhung einzelner Zölle wird den internationalen Warenhandel nicht zusammenbrechen lassen. Zudem hat auch Trump eine Ablauffrist. Beim Brexit wird es zuerst deutliche Überreaktionen geben, welche sich mittel- bis längerfristig aber wieder legen dürften.
Wo sehen Sie besonders attraktive Anlagechancen?
In der Digitalisierung, insbesondere in Bereichen wie dem Internet der Dinge, autonomem Fahren oder generell in der künstlichen Intelligenz oder der Verwendung bzw. Analyse von Big Data. Unsere Portfolios fokussieren stark auf neue Technologien, da diese ein neues Zeitalter einläuten. Auch grosse und bekannte Brands wie Amazon, Alphabet oder Alibaba haben noch viel Innovationspotenzial.
Wo steht die Schweiz bei diesen innovativen Technologien im Vergleich mit dem Ausland?
Ganz gut. Denken wir an die Pharmabranche, wo mittels neuen Datenerfassungstechnologien die Forschung vorangetrieben wird. Oder an den Industriesektor, wo sich beispielsweise die ABB zunehmend auf die Robotik fokussiert. Aber auch in anderen Branchen ist die Schweiz als Zulieferer sehr gut positioniert.
Sind Sie in Aktien übergewichtet?
Ja, einerseits aufgrund unseres mittel- bis langfristigen positiven Ausblicks und andererseits sehen wir in Europa und der Schweiz ausserhalb der Aktien nach wie vor einen Anlagenotstand. Während in den USA wieder attraktive Zinsen geboten werden, kommen wir in Europa damit auf keinen grünen Zweig. Zudem erzielen wir mit der Beimischung von alternativen Anlagen einen gewissen Hedge für geopolitische Risiken, die wir nicht vorhersehen können.
Worauf setzen Sie bei den alternativen Anlagen?
Auf einen Mix von Strategien, welche nicht mit herkömmlichen Anlageklassen korrelieren. Darunter Katastrophenanleihen oder Relativ-Value-Ansätze wie Arbitrage- oder Market neutral-Strategien.
Welche Bedeutung messen Sie bzw. Ihre Kunden den ESG-Faktoren bei?
Viele Anleger interessieren sich dafür, solange die Aktienmärkte zulegen. In schwierigen Marktsituationen lässt das Interesse zumindest für Environment und Social nach. Am Beispiel Renault sehen wir aber, wie wichtig eine starke Governance wäre.
Welche Regionen favorisieren Sie?
Im Gegensatz zu Mitbewerbern aus der Schweiz verfolgen wir keinen Home-Bias-Ansatz. Das heisst, wir kaufen für die Kunden nicht vorwiegend Schweizer Titel. Wir investieren mehrheitlich in Einzeltitel und Anlagefonds aus den USA und Europa, aber auch aus China und anderen Schwellenländern. Eben dort, wo wir am meisten Kurspotenzial sehen.
Wieso nicht die Schweiz?
Der Ort, wo eine Unternehmung ihren Hauptsitz hat, ist für uns kein ausschlaggebendes Anlagekriterium. Was zählt ist die Region, wo die Umsätze generiert werden. Dennoch halten wir neben unseren globalen Werten auch Schweizer Einzelwerte im Depot. In den USA finden wir aber attraktivere Technologietitel und in der EU interessantere zyklische Werte. Schwellenländer profitieren von der wachsenden Mittelschicht, sind also bezüglich Demographie aussichtsreich.
Sind Sie mit dieser Strategie in den letzten Jahren gut gefahren?
Ja, in den bisher sieben Jahren, seit ich bei swisspartners bin, erzielten wir mit Ausnahme des letzten Jahres sehr attraktive Renditen. Unser Fokus auf Wachstum, Technologie und zyklische Konsumwerte hat extrem geholfen. In den letzten zwei Quartalen 2018 haben wir zwar entsprechende Verluste eingefahren, haben aber seit Jahresbeginn wieder überdurchschnittlich zugelegt.