Wie Impact Investing positiv auf Umwelt und Gesellschaft wirkt

Dort ansetzen, wo das Bevölkerungswachstum am grössten ist – in Asien. Strassenszene in Ho Chi Minh (Bild: Shutterstock.com/Xuanhuongho)
Dort ansetzen, wo das Bevölkerungswachstum am grössten ist – in Asien. Strassenszene in Ho Chi Minh (Bild: Shutterstock.com/Xuanhuongho)

Um die Wirkung von Geldanlagen zu messen, braucht es eine sorgfältige Kombination von qualitativen und quantitativen Kennzahlen. Aber die Arbeit beginnt schon vorher, wie Chefanalyst Nick Parsons von ThomasLloyd erklärt, bei der Frage: Wie und wo investieren, um eine möglichst nachhaltige Entwicklung zu erzielen? Ein Schwerpunkt ist Asien.

08.12.2021, 17:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: hf

Per Definition muss eine Investition mit positivem Impact notwendigerweise der Wirtschaft neues Geld zuführen. In diesem Punkt unterscheidet sich die Schaffung von Sachwerten vom Handel mit Finanzwerten. Erstere stellen neue Mittel bereit, schaffen Arbeitsplätze und bauen Infrastrukturen auf. Bei letzterem wird lediglich Eigentum an einem Aktienzertifikat übertragen, ohne dass frisches Geld für Investitionen zur Verfügung steht und ohne, dass es Auswirkungen auf die Beschäftigung, das Wirtschaftswachstum hätte oder grössere gesellschaftliche und ökologische Erfolge bewirken würde.

"Wir sind der festen Überzeugung, dass der Schlüssel für echten Impact in der Schaffung von Arbeitsplätzen liegt", sagt Nick Parsons, Head of Research & ESG der ThomasLloyd Group. Eine Beschäftigung bringt Menschen nicht nur Einkommen, sondern auch Sicherheit, Verantwortung und Würde.

Infrastruktur schafft Arbeitsplätze

Die Entwicklung von Infrastruktur ist sowohl kapital- als auch arbeitsintensiv. Sie erfordert hohe finanzielle Aufwendungen, schafft aber auch Arbeitsplätze und hat damit einen Einfluss, "der weit über die ursprünglichen Projektinvestitionen hinausgeht", so Parsons.

Der Experte von ThomasLloyd streicht mit Blick auf eine positive Wirkung für Wirtschaft und Gesellschaft Arbeitsplätze in der "grünen" Wirtschaft hervor, die sich der Erzeugung nachhaltiger, erneuerbarer Energie widmen, um beispielsweise sauberen, lokal produzierten Strom bereitzustellen.

"Die Verfügbarkeit zuverlässiger, sauberer Elektrizität verändert das Leben in den am schnellsten wachsenden Ländern Asiens, auf die sich unsere Bemühungen um eine schnelle Eindämmung des Klimawandels jetzt konzentrieren müssen", erläutert Parsons.

Schwerpunkt Asien

Asiens Bevölkerung wird in den nächsten 30 Jahren um 650 Mio. Menschen wachsen. Das sind achtmal so viele, wie derzeit in Deutschland leben, oder das Zehnfache der Einwohnerzahl Frankreichs. "Deshalb muss der Hebel im Kampf gegen den Klimawandel in Asien ansetzen", fordert der Chefanalytiker.

Am Beispiel der Investitionen von ThomasLloyd in Biomasseanlagen auf den Philippinen, in denen bei der Zuckerrohrernte anfallende Abfälle verbrannt werden, könne man auf konkrete, messbare Auswirkungen verweisen:
- Steigerung des Einkommens von Landwirten, da «Bargeld für Abfall» gezahlt wird.
- Beseitigung von Abfällen von den Feldern, wodurch der Befall mit Nagetieren verringert wird.
- Verbesserte Bodenqualität durch mechanisierte Sammlung.
- Bessere Luftqualität, da das Abbrennen von Pflanzenresten auf den Feldern vermieden wird.
- Erzeugung von lokal produziertem "grünem" Strom.
- Autarkie und wirtschaftliche Sicherheit durch geringere Abhängigkeit von importierten Brennstoffen.

Man könne nicht oft genug auf den grundlegenden Unterschied zwischen Sach- und Finanzwerten hinweisen, beteuert Parsons.

"Impact Investing ist nicht dasselbe wie das Investieren unter Berücksichtigung von Umwelt, Sozialem und Governance, ESG, das in letzter Zeit in Mode gekommen ist und beträchtliche Nettozuflüsse von Investoren angezogen hat. Wir glauben, dass ESG lediglich eine Reihe von Verhaltensweisen subsummiert, die jeder verantwortungsbewusste Mensch oder jedes verantwortungsbewusste Unternehmen bereits leben sollte", sagt er.

Über den Tellerrand schauen

Es möge immer ausgefeiltere Checklisten geben, um das Engagement oder die Einhaltung der Vorschriften zu demonstrieren, aber das sei weder der Katalysator für einen grundlegenden Wandel noch der Standard, an dem dieser Wandel gemessen werden könne.

Vielmehr müsse man, um den grösstmöglichen positiven Impact auf die Umwelt, das Klima und die Armut zu erreichen, über den Tellerrand schauen. Die besten Möglichkeiten und der grösste Nutzen für alle erschliesse sich, "wenn wir dort investieren, wo unser Geld für Dutzende oder Hunderte von Millionen Menschen einen Unterschied macht – durch nachhaltige Infrastrukturinvestitionen in Asien, um die dortige Energiewende zu unterstützen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen", betont Parsons, "das ist es, was wir Impact nennen."

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