23.12.2024, 08:37 Uhr
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Prognosen zufolge wird das Marktwachstum von Elektroauto-Ladestationen durch einen harten Wettbewerb gekennzeichnet sein. Dies könnte Firmen daran hindern, angemessene Gewinne zu erwirtschaften, meint die Schroders-Expertin Isabella Hervey-Bathurst.
In diesem Jahr erhöhte sich der Verkauf von Elektroautos spürbar. In den zwölf Monaten bis Juni 2021 stiegen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen um über 160% gegenüber dem Vorjahr. Der Zuwachs zum Vergleichszeitraum 2019 betrug über 130% (laut BNEF-Daten).
Die Umstellung auf Elektromobilität ist in vollem Gange. Das sei aber erst der Anfang und es gebe noch viel zu tun, stellt Isabella Hervey-Bathurst vom Globalen Aktienteam bei Schroders fest. Von den insgesamt verkauften Personenkraftwagen entfielen im Vereinigten Königreich beispielsweise 11% auf Elektrofahrzeuge im vergangenen Jahr. In weniger als neun Jahren müsse der Anteil jedoch auf 100% anwachsen, denn 2030 sei der Verkauf von Benzinern in vielen Ländern untersagt.
Immer mehr Unternehmen verpflichten sich laut der Aktienexpertin zu ambitionierten Dekarbonisierungszielen, weshalb die Emissionen der Nutzfahrzeugflotten auf den Prüfstand gestellt werden. "Zur 'EV100'-Gruppe zählen 111 Mitglieder, unter anderem Tesco und Ikea, die sich verpflichtet haben, bis 2030 die Flotten auf Elektrofahrzeuge umzustellen und/oder Ladesäulen für Mitarbeiter und/oder Kunden zu errichten", so Hervey-Bathurst.
Zu dem politischen Rückenwind und den von Unternehmen gesteckten Zielen komme hinzu, dass sich die Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen mit dem Wachstum der Branche weiter verbessere. In den kommenden Jahren dürften Elektroautos billiger werden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Dies sei ein entscheidender Wendepunkt für den Markt, der die Umstellung noch zusätzlich vorantreibe.
Laut Schätzungen von Bloomberg werden bis 2040 weltweit über 300 Mio. neue Ladestationen für Wohngebäude und in öffentlichen Bereichen für das Schnellladen benötigt. Das wäre ein Anstieg gegenüber den 6 Mio. Ladestandorten, die heute zur Verfügung stehen. Zur Umstellung auf Elektromobilität werde daher eine gewaltige Anzahl an Ladeparks für Personenkraftwagen und Nutzfahrzeuge benötigt. Man könne deshalb davon ausgehen, dass dieser Wachstumsmarkt bis ca. 2035 existieren werde. Zu diesem Zeitpunkt dürften die Investitionen in die benötigte Ladeinfrastruktur ihren Höhepunkt erreichen.
Die etwas ehrgeizigeren Wachstumsszenarien von Bloomberg gehen bis 2040 von einem weltweiten Bedarf von über 500 Mio. Ladestationen aus. Dies entspreche einer Gesamtinvestition von nahezu 1,6 Bio. US-Dollar für die Ladeinfrastruktur.
Bisher sei es für Kapitalanleger schwierig gewesen, direkt in das Thema Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu investieren: So seien die Unternehmen entweder in Privatbesitz oder Ladestationen als kleine Geschäftsbereiche in grösseren, diversifizierten Unternehmen integriert gewesen, erklärt Hervey-Bathurs. In den vergangenen zwölf Monaten seien jedoch eine Reihe von Unternehmen, die Ladeparks bauen, über SPACS (Special Purpose Acquisition Companies) an die Börse gegangen. Daher seien die Anlagechancen für Investoren erheblich grösser geworden.
Durch die zunehmende Anzahl kapitalkräftiger Anbieter von Ladeinfrastruktur – was zeige, dass die Industrie die Energiewende sehr wohl unterstütze – stelle sich jedoch die Frage, wie es um die Investitionsperspektive stehe. Insbesondere sei zu hinterfragen, ob unter dem herrschenden Wettbewerb angemessene Gewinne vereitelt würden, da so viele Unternehmen mit dabei sein wollen.
Kurzfristig dürften viele dieser Unternehmen gut zurechtkommen, da der Ausbau des Ladenetzes schnell expandiere, meint Hervey-Bathurs. Langfristig werde sich allerdings ein deutlicher Unterschied abzeichnen: Und zwar zwischen Firmen, denen es gelungen sei, die Kunden mithilfe von Software-Abonnements an sich zu binden sowie den Unternehmen, dessen Geschäftsmodell sich ausschliesslich auf den Verkauf von Ladestationen bzw. Strom konzentriere.
"Investoren werden sich noch gut daran erinnern, wie es der Solarbranche in den vergangenen zehn Jahren ergangen ist. Der Markt kann schnell wachsen, aber Aktionäre erzielen schlechte Renditen", so die Schroders-Expertin. Wichtig sei es über die augenfälligen Wachstumszahlen hinwegzuschauen und nach Unternehmen mit langfristigen Wettbewerbsvorteilen Ausschau zu halten.