21.11.2024, 10:45 Uhr
In seinem wirtschaftlichen Ausblick für 2025 prognostiziert Robeco ein weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft. Die US-Wirtschaft zeige sich trotz einer Abkühlung des Verbrauchs weiterhin...
Die Weltordnung steht vor einem Übergang in ein autoritäres Zeitalter, befindet Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute in Deutschland. Er zeigt auf, was dieser Trend für Wirtschaft und Kapitalmärkte bedeutet.
Westliche Demokratien stünden am Beginn eines «Superzyklus der Unsicherheit», in dem politische, wirtschaftliche und soziale Instabilitäten zunehmen. Es droht der Übergang in ein autoritäres Zeitalter, das die Fundamente der liberalen Demokratie ernsthaft gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt das FERI Cognitive Finance Institute in einer jüngsten Studie, betitelt mit «Globale Rezession der Freiheit: Die Selbstaufgabe der Demokratie und ihre gefährlichen Folgen».
In vielen westlichen Ländern zerfällt die politische Mitte und radikale Ränder werden gestärkt. «Das zerstört die Grundsubstanz westlicher Demokratien», folgert Autor Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des Instituts.
Diese Tendenz werde durch das Ergebnis der Europawahlen 2024, die jüngsten Wahlen in Ostdeutschland sowie den mutmasslichen Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA klar bestätigt.
Hinzu komme ein weltweiter Trend zur Autokratie: «Insbesondere Russland und China setzen sich aktiv an die Spitze dieser Bewegung und bilden eine regelrechte Front gegen die Freiheit. Damit verstärken sich langfristige Risikotreiber auch für Wirtschaft und Kapitalmärkte», verdeutlicht Rapp die zentralen Ergebnisse der Studie.
In vielen westlichen Ländern – besonders deutlich in den USA – hat sich seit Jahren enorme Unzufriedenheit aufgestaut, begleitet von massiver Kritik an der etablierten Politik. Dieser strukturelle Vertrauensverlust führe zu Frustration und wachsender Ablehnung des demokratischen Systems, was den aktuellen Rechtsruck westlicher Gesellschaften massgeblich erklärt.
Immer mehr werde dabei das Prinzip demokratischer Freiheit vom Wunsch nach einfachen Lösungen abgelöst. «Viele Menschen entwickeln daraus – bewusst oder unbewusst – eine wachsende Sehnsucht nach Autokratie, übersehen jedoch die negativen Folgen für Freiheit und Bürgerrechte», führt Rapp aus.
Speziell für Europa werde die Lage kritischer: Zum einen, weil antidemokratische Kräfte in wichtigen EU-Ländern – zuletzt auch in Deutschland – den Druck von innen deutlich erhöhen. Zum anderen, weil gleichzeitig auch der Druck von aussen massiv zunehme, angeführt von Diktaturen wie China und Russland, die im Verbund mit anderen Ländern die globale Ordnung zunehmend herausforderten.
Falls Donald Trump im November die US-Wahlen gewinne, werde sich die globale Rezession der Freiheit weiter verschärfen. Denn Trump plane unverhohlen, die USA in eine Art Präsidialdiktatur umzubauen.
«Die tektonische Transformation politischer Systeme – weg von Demokratie und hin zu Autokratie – hat auch für Wirtschaft und Finanzmärkte spürbare Konsequenzen», betont Rapp. Populistisch oder autokratisch geführte Systeme hätten nicht nur eine schlechtere ökonomische Performance, sondern würden meist auch die Freiheiten ihrer Bürger massiv beschneiden.
Deshalb sei die verbreitete Aussage, politische Börsen hätten kurze Beine, hier völlig falsch. «Ganz im Gegenteil hat die weltweit fortschreitende Rezession der Freiheit konkrete Auswirkungen auf Kapitalströme, Vermögenswerte und Eigentumsrechte», mahnt der Experte.
Vermögensinhaber, Unternehmer und Investoren sollten sich dieser Risiken bewusst sein und in den kommenden Jahren insbesondere dem Schutz persönlicher und finanzieller Dispositionsfreiheit erhöhte Priorität einräumen, lautet sein Fazit.