23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Quirien Lemey, Portfoliomanager bei Degroof Petercam AM, ist angesichts der geldpolitischen Straffung in den USA, Trumps Handelspolitik und der Überzeugung, dass die Sorgen um China wiederkehren werden, gegenüber Schwellenländern zurückhaltend.
Seit November 2016 erleben wir, wie die mittlerweile berühmte Trump-Rallye alle wichtigen Indizes nach oben führt. Die Märkte legten zunächst ihr Augenmerk auf die möglichen Auswirkungen der Politik des neuen Präsidenten auf die US-Wirtschaft. Der Konsens ging von neuerlichem Wachstum durch eine vorteilhafte Steuerpolitik, weniger (Banken-) Regulierung und höhere Infrastrukturausgaben aus. Ende Februar erhofften sich die Anleger dann weitere Einzelheiten durch die Rede des Präsidenten vor dem Kongress. Die Rede erfüllte diese Hoffnung nicht und bot nur wenige Einblicke in die zukünftige Politik, doch die Märkte betrachteten Trumps Rede als "präsidial" und ruhig mit einem Aufruf zur Geschlossenheit. Der anhaltenden Peso-Rallye nach zu urteilen wurden die Äusserungen des US-Handelsministers Wilbur Ross ebenfalls als beschwichtigend betrachtet. Derweil berücksichtigten die Anleger zunehmend die höhere Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im März, die dann auch eintrat. Bisher hat kaum jemand die Hoffnung aufgegeben, dass Trump für ein neuerliches US-Wachstum sorgen könne, aber man muss sich fragen, ob es bei der Umsetzung einiger Reformen länger als erwartet dauern könnte, wo doch die tatsächlichen Einzelheiten der Reformen ebenfalls enttäuschen.
Zugleich zeigen die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft weltweit eine zunehmende Wachstumsdynamik (siehe Abbildung 1), während die Rohstoffpreise die Inflation anheizen und die Marktvolatilität im historischen Vergleich nach wie vor sehr niedrig ist. Angesichts all dessen ist eine defensivere Aktienpositionierung empfehlenswert, zumal der Kreditboom in China nicht nachhaltig erscheint.
Quirien Lemey, Portfoliomanager bei Degroof Petercam Asset Management, ist angesichts der geldpolitischen Straffung in den USA, Trumps Handelspolitik und der Überzeugung, dass die Sorgen um China wiederkehren werden, gegenüber Schwellenländern zurückhaltend. So steigen die Holzimporte Chinas infolge der kletternden Wohnimmobilienpreise derzeit um fast 20 % auf ein ähnliches Niveau wie 2011.
Europa bleibt hinter der Wertentwicklung von US-Aktien zurück
Japan werden die bessere Inflationsdynamik, die anhaltende Fokussierung auf Corporate Governance (z.B. verstärkte Rückkaufaktivität) und die langsam steigenden Stimmungsindikatoren zugutekommen. Die durchschnittlichen Eigenkapitalrenditen sind mit weniger als 9 % nach wie vor nicht optimal, verbessern sich jedoch (wohingegen die Eigenkapitalrenditen in den USA auf Spitzenwerten liegen), während die Bilanzen nach wie vor solide und die Bewertungen attraktiv sind. Bei langfristigen Themen wie z. B. Automation oder Elektrofahrzeuge verfügt Japan über Weltklasse-Akteure wie Fanuc, Nidec oder Keyence. Interessanterweise bleibt Europa seit November hinter der Wertentwicklung von US-Aktien zurück, und dieser Abstand ist bei Japan noch grösser (siehe Abbildung 2). Südkorea, ein weiteres asiatisches Land, wurde von chinesischer Vergeltung getroffen, nachdem die USA mit dem Aufbau eines Raketenschildes auf südkoreanischem Boden begonnen hatten. China ergriff Massnahmen zur Begrenzung der Anzahl chinesischer Touristen in Korea, was die Sektoren Tourismus und Kosmetik traf.
In Europa steht die Europäische Union in den nächsten Monaten vor einigen schweren Prüfungen. Kurzfristig liegt das Augenmerk auf der anstehenden Wahl in Frankreich. In den Niederlanden gelang es dem Rechtspopulisten Geert Wilders nicht, den rechtsliberalen Ministerpräsidenten Rutte abzulösen.
Französische Präsidentschaftswahl sorgt für Unsicherheit
Tatsächlich ist eines der Hauptrisiken für die Märkte ein Sieg von Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl. Ihr Sieg könnte in Frankreich zu einem Referendum über die EU und den Euro führen. Nach dem überraschenden Brexit-Votum und dem Sieg Trumps beides wurde von fast niemandem für möglich gehalten wäre es töricht, einen Triumph von Marine Le Pen auszuschliessen. Trotz politischer Unsicherheit sowie anziehender Inflation und Industrieproduktion hält die Europäische Zentralbank an ihrem Lockerungskurs fest. Die relativ niedrigen Bewertungen seit Anfang des Jahres haben auf dem europäischen Kontinent zu verstärkter M&A-Aktivität geführt. Auch wenn einige Transaktionen fehlschlugen, bemühen sich Zielunternehmen wie z.B. Unilever und Akzo Nobel um die Steigerung ihres Unternehmenswertes.
Ein auf globale Aktienanlagen angewendetes Nachhaltigkeits-Overlay kann das Risiko-Ertrags-Profil einer Anlage weiter verbessern. Die Aufnahme von Unternehmen, die bei ihren Geschäftsmodellen ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) Rechnung tragen, dürfte auf lange Sicht allen Aktionären zugutekommen. Überdies verringert der Ausschluss von Unternehmen, die sich nicht zur Einhaltung internationaler Standards verpflichten (Global Compact) und an höchst umstrittenen Aktivitäten beteiligt sind, das Risiko.