04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Die globalen Makrotrends bleiben positiv und verweisen erstmals seit Jahren auf ein konvergierendes Weltwirtschaftswachstum. Auch daher zeigen die Börsen Europas und der Schwellenländer immer häufiger relative Stärke. Diese fundamentale Entwicklung bewegt die Anleger dazu, rein "technische" Korrekturwarnungen zu ignorieren. Das dürfte die Kurse über die Zeit weiterhin höher treiben, meint Mikio Kumada von LGT.
Am vergangenen Mittwoch hat LGT im Zuge der jüngsten monatlichen Strategieüberprüfung ihre aktuelle Markteinschätzung erneut bestätigt. Die Diskussionen waren im Detail zwar nuanciert, die Konklusion des Strategieteams war aber klar:
Positives makroökonomisches Umfeld bleibt bestehen
Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für die verarbeitende Industrie erreichten in Europa und Japan neue mehrjährige Hochs, während sie in den USA, China und den EM im Februar leicht zurückfielen. Allerdings bleiben diese vorauslaufenden Konjunkturindikatoren überall klar auf Wachstum eingestellt, während die vorläufigen Schätzungen für März ("Flash PMI") für China und die EM inzwischen schon wieder nach oben zeigen.
Auch die zurückblickenden Daten hellten sich generell weiter auf. Bemerkenswert waren die Inflationsimpulse: Die herkömmlichen Inflationsindizes näherten sich im Euroraum und China den Zielwerten an, in den USA und in Grossbritannien wurden diese teilweise sogar übersprungen. Entsprechend kam es zu Spekulationen über vorgezogene geldpolitische Wenden, wovon die USA natürlich am unmittelbarsten betroffen ist: Hier rechnet der Markt inzwischen mit einer 25 Basispunkte-Zinserhöhung am kommenden Mittwoch.
Die wohldosierte Haltung der Notenbanken unterstützt die Hausse
Mit dieser stetigen Konjunkturaufhellung lässt auch die Urangst der Märkte vor Zinserhöhungen nach. Die Ölpreisrallye vom ersten Halbjahr 2016 und der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften haben die normalen Inflationsindizes zuletzt belebt, während die konjunkturpolitischen Pläne der neuen US-Regierung die Inflationserwartungen zusätzlich nach oben getrieben haben.
Wichtig ist, dass sich diesmal keine Notenbank davon zu einer übermässig strengen Wende verleiten lassen hat. Stattdessen ist es der Geldpolitik weltweit gelungen, das richtige Gleichgewicht zwischen Wachstumsfreundlichkeit und Inflationsbekämpfung zu finden. So blieben die Marktkorrekturen seit Dezember sehr kurz und flach (mit Ausnahme Brasiliens und Russlands, deren Börsen 2016 allerdings besonders hohe spekulative Kursgewinne in USD von 66% bzw. 55% verbucht hatten). Die Anleiherenditen bewegten sich weitgehend seitwärts, während sich der USD seit Februar wieder von seiner Schwächephase im Januar erholt.
In diesem Kontext sollte dem genauen Zeitpunkt der nächsten US-Zinserhöhung keine allzu grosse Bedeutung beigemessen werden. Erstens haben sich die mittelfristigen Markterwartungen wenig geändert. Die Marktteilnehmer rechnen nach wie vor mit etwa drei Zinserhöhungen bis nächsten März. Zweitens notieren die Kerninflationsraten weltweit weiterhin träge unter den Zielwerten, während die kurzfristigen Zinsschritterwartungen extrem schwanken können. Was wirklich zählt ist, dass der globale Policy-Mix weiterhin so kalibriert bleibt, um mehr Wachstum ohne nachhaltige Inflationsrisiken ermöglichen zu können.