04.12.2025, 15:39 Uhr
«Die jüngste Marktvolatilität, ausgelöst vor allem durch KI-Werte, war Signal und Noise zugleich. Der KI-Ausbau wird noch viele Jahre weitergehen. Anleger müssen auf die Reihenfolge achten», schreibt Jeff...
«Die überzeugendsten Chancen bieten derzeit Schwellenländer. Sie stellen den Grossteil der Weltbevölkerung, tragen immer stärker zur globalen Produktion bei und werden dennoch mit erheblichen Abschlägen gegenüber Industrieländern bewertet», schreibt Zoltan Palfi, Schwellenländerfondsmanager bei Fidelity International.
In den vergangenen zehn Jahren haben Anleger oft gehört, dass Aktienmärkte, vor allem in den USA, überbewertet oder riskant seien. Doch wer aus Angst vor Turbulenzen Aktien gemieden hat, verpasste laut Palfi meist das grosse Ganze. Historisch haben Aktien andere Anlageklassen übertroffen, Inflation ausgeglichen und das Wirtschaftswachstum widergespiegelt. Die entscheidende Frage laute daher nicht, ob man Aktien hält, sondern in welchem Umfang und auf welche Märkte man sich konzentriere.
In Ländern mit anhaltend hoher Inflation, etwa in Mitteleuropa, suchen viele Anleger Wege, ihre Kaufkraft zu erhalten. Neben Immobilien oder Gold verdienen Aktien mehr Beachtung. Unternehmen mit Preissetzungsmacht und dominanter Marktposition können steigende Kosten weitergeben, Gewinne erhöhen und so den realen Wert des Vermögens sichern. Wer langfristig investiert bleibt und die Aktienquote regelmässig anpasst, schneidet langfristig besser ab.
Globale Aktien erscheinen seit Jahren teuer, doch die Märkte steigen weiter. Phasen niedriger Bewertungen fallen meist in Krisen, wenn Angst überwiegt. Sobald Vertrauen zurückkehrt, sind die Kurse bereits gestiegen. Den Markt zu timen ist meist erfolglos. Erfolgreicher ist eine konstante Aktienanlage mit flexibler Anpassung an Bewertung und Risiko.
Die überzeugendsten Chancen bieten derzeit Schwellenländer. Sie stellen den Grossteil der Weltbevölkerung, tragen immer stärker zur globalen Produktion bei und werden dennoch mit erheblichen Abschlägen gegenüber Industrieländern bewertet. Viele dieser Länder haben Haushaltsdisziplin bewiesen, Reserven aufgebaut und durch frühzeitige Zinserhöhungen Glaubwürdigkeit gewonnen. Dadurch verfügen sie heute über Spielraum für Zinssenkungen, während viele entwickelte Märkte geldpolitisch eingeschränkt sind. Ein schwächerer US-Dollar entlastet zudem von Dollarschulden und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Auch strukturell haben sich die Schwellenländer verändert. Der Handel zwischen ihnen wächst, wodurch sie unabhängiger von Exporten in Industriestaaten und widerstandsfähiger gegenüber geopolitischen Störungen. Diese Diversifizierung des Handels, kombiniert mit wachsender Binnennachfrage, stabilisiert ihr Wachstum.
Viele Schwellenländer verfügen über geringere Schulden und gesündere Leistungsbilanzen als Industrieländer. Ihre Zentralbanken haben frühzeitig auf Inflation reagiert und können nun die Geldpolitik lockern. Besonders Asien zeigt Dynamik: Während China wieder Stabilisierungstendenzen zeigt, entwickeln sich Indien, Indonesien und Vietnam zu Motoren demografischen und technologischen Wachstums. Analysten erwarten dort ein Gewinnwachstum von rund 14 Prozent gegenüber etwa 10 Prozent in entwickelten Märkten.
Investieren in Schwellenländer bedeutet nicht nur, auf Regionen zu setzen. Entscheidend ist die Auswahl der richtigen Unternehmen. Erfolgreiche Investoren konzentrieren sich auf Firmen mit Innovationskraft, klaren Wettbewerbsvorteilen und fähigem Management.
Mehrere globale Trends sprechen dafür, Schwellenländeraktien jetzt stärker zu berücksichtigen. Die fiskalischen Belastungen in den USA, ein schwächerer Dollar und ein fragiles globales Wachstum erhöhen das Interesse an Diversifikation. Schwellenländer kombinieren günstige Bewertungen, solides Gewinnwachstum und strukturelle Treiber wie Digitalisierung, Urbanisierung und Energiewende.
Langfristig orientierte Anleger finden hier überzeugende Perspektiven. Schwellenländer verbinden fiskalische Stabilität mit überdurchschnittlichem Wachstum und bieten eine der wenigen Regionen, in denen noch echte Wachstumsprämien zu finden sind. Portfolios, die die Stabilität entwickelter Volkswirtschaften mit der Dynamik der Schwellenländer verbinden, können Renditen verbessern und Inflationsrisiken mindern.
«In einer unsicheren Welt bleiben Aktien Ausdruck menschlichen Fortschritts, Innovationskraft und Wohlstandsschaffung. Sorgfältig ausgewählte Schwellenländeraktien bieten derzeit eine der attraktivsten Möglichkeiten, an diesem Fortschritt teilzuhaben», so das Fazit.