23.12.2024, 08:37 Uhr
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Warum Anleger gerade jetzt auf Wandelanleihen setzen sollten, und in welchen Regionen sich dies besonders lohnt, erklärt Kurt Fisch, Gründer von Fisch Asset Management, im Interview mit fondstrends.ch.
Herr Fisch, Fisch Asset Management hat ein ganzes Geschäftsmodell auf der Anlageklasse Wandelanleihen aufgebaut: Haben denn Wandelanleihen immer Konjunktur oder gibt es auch Phasen, in denen sie sich weniger gut eignen?
Kurt Fisch: Einer der grossen Vorteile von Wandelanleihen ist der automatische Timingmechanismus. Bei steigenden Märkten partizipiert man mit einer Wandelanleihe dank dem integrierten Wandelrecht in die unterliegende Aktie, und bei sinkenden Märkten hat man den Bondfloor als Schutz. Darum haben Wandelanleihen immer Konjunktur, solange eine professionelle Diversifikation innerhalb des Portfolios vorgenommen wird.
Wieso sollten Anleger gerade jetzt auf Wandler setzen?
Die letzten Wochen haben erneut gezeigt, dass der Markt zurzeit sehr volatil ist und nicht prognostiziert werden kann, in welche Richtung er sich bewegen wird. Schuld daran sind mitunter auch politische Interventionen. Dank dem erwähnten Timinginstrument bei Wandelanleihen kann in dieser Situation von einem möglichen Kursfeuerwerk bei den Aktien profitiert werden, und gleichzeitig hat der Investor Sicherheit bei einer negativen Börsenentwicklung. Zudem ist das Preisniveau der Wandelanleihen noch immer relativ tief und das integrierte Wandelrecht ist um einiges günstiger als der Kauf einzelner Call-Optionen.
Welches sind die wichtigsten Strategien?
Die wichtigste Strategie ist die anleihenähnliche Strategie, welche aufgrund ihres defensiven Charakters zurzeit auch am stärksten nachgefragt wird. Für sportlichere Anleger bietet sich die opportunistische Wandelanleihenstrategie an, welche eher als Aktienersatz in Frage kommt.
Wandelanleihen verfügen über ein asymmetrisches Renditeprofil. Was versteht man darunter?
Eine Wandelanleihe besteht aus einer Obligation und dem Wandelrecht (Option) auf eine Aktie. Steigt nun der Kurs dieser Aktie, profitiert der Investor. Fällt dagegen der Aktienkurs, so hat der Anleger dennoch die Rendite der reinen Anleihe. Da eine Faustregel besagt, dass Wandelanleihen grundsätzlich rund 2/3 der Aufwärtsbewegung der zugrunde liegenden Aktien mitmachen und nur 1/3 bei sinkenden Kursen einbüssen, spricht man von einem asymmetrischen Risiko-/Renditeprofil.
Werden Wandler grundsätzlich eher als Obligationen- oder Aktienersatz verwendet?
Es gibt beide Möglichkeiten. Dies hängt stark von der gewählten Strategie und dem entsprechenden Risiko ab.
Wieviel Prozent sollte ein Anleger als optimale Beimischung in seiner Gesamt-Allokation in Wandelanleihen investieren?
Das muss individuell betrachtet werden und hängt vom Risikoprofil des Investors sowie Ansatz und Ziel des Portfolios ab. Daher kann ich keine pauschale Empfehlung abgeben. Der Wandelanleihen-Anteil kann von 5% bis zu 50% betragen. In der Praxis liegt er meist zu tief, was wahrscheinlich an der Komplexität der Anlageklasse liegt.
Anleger scheuen zurzeit das Risiko. Wie kontrollieren Sie die Ausfallrisiken der Emittenten?
Die Kontrolle des Kreditrisikos ist bei der Investition in Wandelanleihen elementar, weil bei Ausfällen der Schutz nach unten wegfallen würde. Daher ist ein unabhängiges und qualitativ hochstehendes Kredit-Rating eine unabdingbare Notwendigkeit. Dank unserer Tochtergesellschaft Independent Credit View steht uns dieses zur Verfügung.
Wie hat sich das Emissionsvolumen 2012 entwickelt? Wie sehen die weiteren Aussichten aus?
Das Emissionsvolumen war bis anhin in allen Regionen im langjährigen Vergleich unterdurchschnittlich, was sich jedoch positiv auf die bestehenden Wandelanleihen auswirkt, da diese verstärkt nachgefragt werden. Gründe für diese Passivität auf dem Primärmarkt dürften das tiefe Zinsniveau und die schwache Börsenentwicklung sein. Eine Prognose zu wagen ist schwierig, da diese stark marktabhängig ist. Sollten die Märkte wieder anziehen, werden wieder mehr Wandelanleihen emittiert.
Wie wirken sich steigende Zinsen auf die Performance aus?
Wandelanleihen weisen eine tiefe Zinssensivität aus. Daher rentieren sie gerade in inflationärem Umfeld überdurchschnittlich gut im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien, Bonds oder Rohstoffen. Als Beispiel dient die grosse Inflationsphase von 1973 bis 1982. Wandelanleihen wiesen damals im Vergleich zum S&P 500, US-Staatsanleihen und Rohstoffen als einzige Anlageklasse eine positive reale Rendite von weit über 50% aus, wohingegen andere Investments aufgrund der hohen Inflation negative reale Renditen generierten.
Sie bieten mit dem FISCH CB Int. Convertible Expert Fund einen defensiven Fonds an. Was muss sich der Anleger unter defensiv vorstellen?
Wir bieten alle Wandelanleihenstrategien auch in Fonds an. Der FISCH CB ICEF ist dabei unser Flaggschiff-Fonds, da unsere Grundphilosophie darin besteht, den Markt vor allem bei sinkenden Kursen zu schlagen. Dies haben wir erfolgreich in unseren Strategien umgesetzt. Defensiv bedeutet für uns, jederzeit mindestens 90% Investment Grade Anleihen im Portfolio zu haben und somit für unsere Investoren einen hohen Bondfloor, also ein tiefes Rückschlagrisiko sicherzustellen.
Werden die Währungsrisiken im Fonds abgesichert?
Wir sichern die Währungsrisiken in allen unseren Strategien ab und bieten die Fonds in Schweizer Franken, Euro und teilweise in US-Dollar an.
Mit welchen Renditen kann ein Anleger rechnen?
Dies ist abhängig vom Zinsniveau. Grundsätzlich bieten Wandelanleihenstrategien aktienähnliche Renditen bei viel weniger Risiko an. In der Theorie spricht man, über einen Marktzyklus hinweg betrachtet, von Renditen im Bereich zwischen 2% und 4% über Bundesobligationen, was zurzeit einer Rendite von 2,5% bis 4,5% entsprechen würde. Mit dem FISCH CB ICEF haben unsere Investoren in diesem Jahr 7,5% Rendite erzielt, was einer Outperformance von 1,5 % entspricht.
In welchen Regionen lohnt es sich zurzeit besonders, auf Wandler zu setzen?
Wir suchen immer nach jenen Wandelanleihen, welche die höchsten Asymmetrie-Profile ausweisen. Davon finden wir gegenwärtig in den meisten Regionen, wobei wir die herausragendsten Trouvaillen zurzeit vor allem in Asien entdecken.