20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Das kommende Jahr dürfte laut Geoffroy Goenen von Candriam insbesondere von erhöhter Inflation und einem deutlich reduzierten Wirtschaftswachstum gekennzeichnet werden. Den Höhepunkt der langfristigen Zinsen erwartet er im ersten Halbjahr.
Nach einer fünfmonatigen Stil-Umschichtung von Growth zu Value, bei der die Gewinne mitgenommen wurden, zeichnet sich jetzt eine Rückbesinnung auf Fundamentaldaten und Wachstumswerte ab. Insbesondere innovative Unternehmen, deren Umsätze und Gewinne schnell steigen, sind nachgefragt. Vor diesem Hintergrund erkennt Geoffroy Goenen, Head of Fundamental European Equity bei Candriam, seit Sommerende Anzeichen für eine Überhitzung der Quality- resp. Value-Titel.
Bei den Zinsen sei das Ende des Anstiegs der langfristigen Zinssätze wahrscheinlich noch nicht erreicht. "Kurzfristig können wir erwarten, dass sich die Renditen der amerikanischen und deutschen zehnjährigen Anleihen weiter normalisieren. Wir sollten diesen Aufwärtstrend bis Anfang nächsten Jahres beobachten können", so der Experte.
Konnten die Zentralbanken die Inflationssorgen anfänglich noch beruhigen, holte die Realität die Märkte später dann doch noch ein. Auf beiden Seiten des Atlantiks bleibt die Inflation hoch, gemäss Goenen dürfte das auch auf den Grossteil von 2022 zutreffen. "Obwohl wir im internationalen Handel mit weniger Barrieren rechnen, erwarten wir in den nächsten Quartalen eine beschleunigte Teuerung der Lebensmittel. Die Zentralbanken drosseln ihre Anleihenankäufe, was die Normalisierung der langfristigen Zinsen sowohl in den USA als auch in Europa erleichtern dürfte", erklärt er.
Zudem würden die entstandenen Defizite und die damit verbundene hohe Verschuldung in den USA und in Europa die Staaten dazu zwingen, eine gewisse Haushaltsdisziplin zu wahren. Das dürfte Folgen für das Wirtschaftswachstum haben.
Liquiditätsspritzen für Konsumentinnen und Konsumenten sowie für kleine und mittlere Unternehmen werden immer schneller abgesetzt. Goenen befürchtet deshalb, dass das Wirtschaftswachstum in Europa und den USA 2022 und danach mehr oder weniger deutlich abkühlt. "Das globale Wirtschaftswachstumspotenzial wurde von der Covid-19-Pandemie stark beeinflusst, die zu einer Explosion der Staatsdefizite und der Schulden führte. In diesem Sinne dürfte das Szenario für die nächsten Jahre auf schwachem Wachstum beruhen", meint der Experte. Darüber hinaus dürfte China, seit mehr als zehn Jahren der unbestrittene Wirtschaftsmotor der Welt, ein geringeres Wachstumspotenzial aufweisen, da es die finanziellen Hebel der eigenen Wirtschaft sanieren will.
Vor diesem Hintergrund sei es wahrscheinlich, dass die langfristigen Zinsen ihren Höhepunkt im ersten Halbjahr 2022 erreichen. Diese Entwicklung entspreche auf Börsenebene wohl einer Beschleunigung der Performance von Quality- resp. Growth-Aktien, die trotz der abkühlenden Konjunktur ein rentables strukturelles Wachstum bieten können.
"In Erwartung höherer Anleihenrenditen Anfang 2022 dürften Value-Aktien bis dahin zu einer letzten Hausse ansetzen. Dieses Phänomen könnte bis zum Ende des 1. Quartals dauern. Wir halten es jedoch für sinnvoll, diesen weniger günstigen Zeitraum für Wachstumsaktien zu nutzen, um komfortable Positionen in Unternehmen aufzubauen, die in den nächsten Jahren wohl ein rentables und strukturelles Wachstum generieren", empfiehlt Goenen.
Damit der Value-Stil langfristig erfolgreich sei, müsse sich das Wirtschaftswachstum deutlich beschleunigen, was allerdings nicht das wahrscheinlichste Szenario für das nächste Jahr sei. 2022 bestehe die Herausforderung darin, Unternehmen zu wählen, die von einer deutlichen Beschleunigung ihres Segments mit hohem Potenzial oder ihrer Innovation profitieren. Davon gebe es auch unter europäischen Aktien viele Kandidaten – insbesondere solche, die Lösungen für die zahlreichen sich beschleunigenden Herausforderungen bieten können, sei es im Bereich der Energiewende oder der neuen Technologien in den Bereichen Gesundheit, Digitalisierung bzw. Automatisierung der Wirtschaft.