US-Zinsen – was folgt nach dem September?

Erwartet wird eine Zinssenkung im September. Was danach kommt, ist weit weniger klar. (Bild: Shutterstock.com/Maxx-Studio)
Erwartet wird eine Zinssenkung im September. Was danach kommt, ist weit weniger klar. (Bild: Shutterstock.com/Maxx-Studio)

Politischer Druck, Personalien und widersprüchliche Konjunkturdaten beschäftigen die US-Notenbank. Unmittelbar steht das Zentralbanktreffen in Jackson Hole bevor. Der Bondmarkt ist nervös, der Aktienmarkt ruhig. Was danach folgt, begutachtet US-Asset Manager Neuberger Berman.

21.08.2025, 15:31 Uhr
Anlagestrategie

Redaktion: hf

Für die Beobachter der Fed waren die letzten Wochen spannend. Der Rücktritt von Vorstandsmitglied Adriana Kugler und ihr vorübergehender Ersatz durch Trump-Protegé Stephen Miran, die immer zahlreicheren Nachfolgekandidaten für Notenbankchef Powell und diverse Konjunkturdaten hielten die Fed-Watcher in Atem.

All das hat ein wieder deutlich grösseres Interesse an der Fed und der künftigen Richtung der Geldpolitik zur Folge, erläutert Shannon L. Saccocia, CIO Wealth des US-Vermögensverwalters Neuberger Berman. Noch immer rechnet der Markt mit Zinssenkungen, auch wenn die mal besseren und mal schlechteren Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten die Lage recht unübersichtlich machen.

Die verflixte Inflation

Ein gutes Beispiel war der starke Produzentenpreisanstieg letzte Woche – um 0,9 Prozent zum Vormonat und 3,3 Prozent zum Vorjahr. Die zuvor bekannt gewordene, eher niedrige Verbraucherpreisinflation zählte da nicht mehr, so der Stratege.

Amerikanische Aktien und Anleihen gerieten aus dem Tritt. Nachdem Aktien noch neue Höchststände erreicht hatten – weil die Kerninflation mit 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat im Juli den Erwartungen entsprach und man fest mit einer Zinssenkung der Fed im September rechnete –, sei jetzt vieles anders.

Anleger erwarten Zinssenkung im September

Der Kursanstieg am Aktienmarkt kam ins Stocken und die Staatsanleihenrenditen legten zu, vor allem bei kurzen Laufzeiten. Aufgrund der Gesamtheit der Daten – einschliesslich der recht stabilen Juli-Einzelhandelsumsätze – rechneten Anleger zwar immer noch mit einer Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt im September. Aber anders als vor einer Woche sei man sich dessen jetzt nicht mehr sicher, folgert CIO Saccocia.

Die Reaktion auf die Produzentenpreisdaten zeige zweierlei: Aktieninvestoren würden erkennen, dass die Inflation ihre Hoffnung auf eine weiche Landung und eine expansivere Geldpolitik zunichtemachen könnte. Anleiheninvestoren erwarteten eine noch längere Phase mit zu hoher Inflation, stärkerem Wirtschaftswachstum und weiteren Zweifeln an den Staatsfinanzen.

Small Caps machen auf sich aufmerksam

Niedrigere Finanzierungskosten würden vor allem kleineren Unternehmen helfen, insbesondere Firmen aus recht zinssensitiven zyklischen Branchen.

Die Gewinne des Russell 2000 Small Cap Index in den letzten Wochen – nach der schon seit einigen Monaten guten Performance mit hohen Gewinnen qualitätsschwächerer Titel – scheinen diese These zu stützen. Offensichtlich rechneten Anleger mit einer expansiveren Geldpolitik und einer vielleicht wieder besseren US-Konjunktur. Aber wann?

Neuberger Berman glaubt, dass die US-Wirtschaft in den nächsten Wochen trotz einer gewissen Schwäche wohl der Rezession entgeht. Sie dürfte stabil bleiben, auch wenn die neuen Zölle Unternehmen und Verbraucher belasten.

Umfeld begünstigt vor allem die Kleineren

Gut für Unternehmen und den mittelfristigen Wachstumsausblick sind auch die Deregulierungsbemühungen der Regierung und das gerade verabschiedete Steuer- und Ausgabengesetz. Es stärke nicht nur die verfügbaren Einkommen und damit den Konsum, sondern dürfte gerade kleinen und mittelgrossen Unternehmen helfen.

Unmittelbar richten sich die Augen auf das Notenbank-Symposium in Jackson Hole. Und besonders interessant dürfte der Arbeitsmarktbericht sein, ergänzt Saccocia. Kurzfristig spreche nur wenig gegen niedrigere Zinsen.

Was machen die Zinsen 2025?

Allerdings könnte jegliches Anzeichen dafür, dass die Dienstleistungspreisinflation nicht weiter fällt, die für 2026 geplanten Zinssenkungen infrage stellen. Dann könnte der Leitzins auch Mitte nächsten Jahres noch über 3,5 Prozent liegen.

Neuer politischer Druck auf die Fed könnte ebenfalls für steigende Renditen sorgen – weil er die Notenbank in Opposition dazu von einer expansiveren Geldpolitik abhalten könne. August und September sind oft volatil, und 2025 sei keine wirkliche Ausnahme.

Das ändere aber nichts an der grundsätzlich positiven mittelfristigen Ausblick des Hauses. Ausserdem glaubt Neuberger Berman, dass die Kombination aus niedrigeren Zinsen, Deregulierung und den wachstumsfreundlichen Elementen des Steuer- und Ausgabengesetzes weiter für Small und Mid Caps spricht. Deshalb sei man da auch übergewichtet.

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