«US-Wahlen verunsichern die Märkte»

Erik Fruytier, CIO Gonet Banquiers über die Aussichten in den USA und den Wahlkampf um das Präsidentenamt. (Bild pd)
Erik Fruytier, CIO Gonet Banquiers über die Aussichten in den USA und den Wahlkampf um das Präsidentenamt. (Bild pd)

«Der US-Markt ist robust, aber anfällig auf Rückschläge. Die Präsidentenwahlen verunsichern zusätzlich. Das bietet Chancen für Investoren», schreibt Erik Fruytier, CIO Gonet Banquiers.

26.09.2024, 10:00 Uhr
Aktien | Anlagestrategie

Die US-Wirtschaft hat sich trotz der seit Mai 2023 über 5 Prozent liegenden Zinssätze laut Fruytier als «sehr widerstandsfähig erwiesen». Diese Widerstandsfähigkeit habe der US-Notenbank mehr Zeit verschafft, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Die Mehrheit der Anleger und Ökonomen sagt für die US-Wirtschaft eine weiche Landung voraus. Die jüngsten Wirtschaftsdaten bestätigen das Szenario einer sanften Landung.

Dabei sollte man sich daran erinnern, dass der Federal Reserve Act die Federal Reserve beauftragt, «die Ziele der maximalen Beschäftigung, stabiler Preise und moderater langfristiger Zinssätze effektiv zu fördern». Anlässlich der Zinssenkung vom 18. September hat der Vorsitzende Jerome Powell deutlich gemacht, dass sich der Schwerpunkt der Federal Reserve nun auf die Unterstützung des Arbeitsmarktes verlagert hat.

Schlechte Daten können zu Korrekturen führen

Die Mitglieder der Federal Reserve erwarten einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit, da es bei Zinssenkungen einen gewissen Verzögerungseffekt gibt. Für die Investoren hat sich der Schwerpunkt eindeutig von der Inflation auf das Wachstum verlagert. Es ist für Fruytier «beruhigend zu wissen, dass die US-Notenbank nun alles in ihrer Macht Stehende tut, um die gleichen Ziele zu erreichen.»

«Wir sind der Meinung, dass US-Anlagen recht grosszügig bewertet sind. Schlechte Wirtschaftsdaten können zu kurzen, scharfen Korrekturen führen, wie wir es Anfang August und September erlebt haben. Diese Rückschläge können gut genutzt werden», schreibt der CIO.

US-Wahlen: Die unklare wirtschaftliche Agenda

Neben der Beobachtung der US-Notenbank und dem Versuch, deren nächsten Schritt zu antizipieren, werden die Investoren bald von den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen beschäftigt sein. Das Rennen war bisher aussergewöhnlich: Es gab einen Wechsel bei der Kandidatur der Demokraten und zwei Attentatsversuche auf den Kandidaten der Republikaner. Seit der Ankunft von Kamala Harris ist das Rennen viel enger geworden.

Leider sei es nicht einfach, die Politik der beiden Kandidaten zu verstehen, da die Schlagzeilen von abfälligen Kommentaren und völlig irrelevanten Themen beherrscht werden. «Wenn wir durch das Rauschen hindurchsehen, können wir im Grossen und Ganzen feststellen, dass Kandidat Trump niedrigere Steuern, weniger Regulierung, höhere Zölle auf Importe und weniger Einwanderung vorschlägt. Kandidatin Harris befürwortet höhere Steuern, mehr Regulierung und Preiskontrollen bei Lebensmitteln und im Gesundheitswesen», schreibt Fruytier.

Unsicherheit führt zu Druck an den Märkten

Die Geschichte der Aktienmärkte zeige, dass die Finanzmärkte im Monat vor den Wahlen in der Regel unter Druck stehen und sich dann erholen, wenn die Unsicherheit nachlässt. «Je knapper das Rennen, desto stärker der Aufschwung nach den Wahlen.» Die Geschichte zeige auch, dass die Märkte im Durchschnitt nach einem Sieg der Republikaner zunächst besser reagieren, aber einen Monat später ist dieser Unterschied fast verschwunden. Die beste Vorgehensweise bestehe wahrscheinlich darin, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren und jede politisch bedingte Volatilität zu nutzen, um aus den Anlagemöglichkeiten, die sich bei einem eventuellen Marktrückgang ergeben, Kapital zu schlagen.

Wird Schuldenlast der USA weiter erhöht?

Das einzige Thema, das in dieser Phase Sorgen bereite, sei das Haushaltsdefizit der USA. Die Programme beider Kandidaten werden die Schuldenlast der USA erhöhen. Keiner der beiden Kandidaten hat sich zu einer Verringerung des Haushaltsdefizits geäussert.

In der Vergangenheit haben die USA davon profitiert, dass ausländische Unternehmen Dollar-Schulden kauften, da der Dollar die dominierende Welthandelswährung war. Infolge der Spannungen mit Russland, China und im Nahen Osten haben viele «bündnisfreie» Länder begonnen, ihren Anteil am Dollar zu reduzieren.

Donald Trump hat dies zur Kenntnis genommen und gedroht, Zölle auf diese Länder zu erheben. Wie immer sei es unklar, wie das funktionieren würde. Aber es sei bemerkenswert, dass der republikanische Kandidat das Thema anspricht, so der CIO.

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