23.12.2024, 08:37 Uhr
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China biete attraktive Möglichkeiten, die Anleger nicht verpassen sollten, meint Geoffrey Wong, Emerging-Markets-Spezialist bei UBS AM. Seiner Ansicht nach belastet der Handelskonflikt mit den USA die Konjunktur lediglich nur kurzfristig.
Wachsender Konsum, die Weltmarktführerschaft bei innovativen Produkten und Technologien sowie eine Vormachtstellung bei der Gewinnung und Nutzung von Daten: Laut Geoffrey Wong, Head of Global Emerging Markets and Asia Pacific Equities bei UBS Asset Management (UBS AM), sind das nur drei schlagkräftige Argumente, die auch künftig für ein starkes wirtschaftliches Wachstum in China sprechen.
China öffne Schritt für Schritt seine Finanzmärkte und biete so auch europäischen Investoren über Aktien und Anleihen beste Möglichkeiten, um an der Wachstums-Story des Landes zu partizipieren. "Investoren sollten sich nicht von den aktuell häufig negativen Schlagzeilen zum Handelskonflikt, der hohen Verschuldung und Wachstumsschwächen verunsichern lassen", rät Wong und ergänzt: "Ein zu starker Fokus auf die derzeitigen Herausforderungen birgt das Risiko, die enormen Anlagechancen in China zu verpassen."
Wachstumstreiber der Weltwirtschaft
China war 2018 der stärkste Wachstumstreiber weltweit und dürfte laut dem UBS-Experten auch 2019 die Weltwirtschaft anfeuern wie keine andere Nation. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass China im Zeitraum 2018/19 zum globalen Wachstum 27,2 % beitragen wird - deutlich mehr als die weiteren Zugpferde Indien (12,9 %) und die USA (12,3 %). "Für 2019 und 2020 rechnen wir mit einem Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft von je 6,1 %", sagt Wong.
Der Handelskonflikt mit den USA belaste kurzfristig zwar die Märkte, langfristig sollte er jedoch eher als Katalysator wirken. So beschleunige er den Trend zur Diversifizierung der Exportmärkte, weg vom starken Fokus auf die USA, hin in Richtung Asien, Afrika und Mittlerer Osten, erklärt Wong. Zudem steige der Reformeifer, vor allem hinsichtlich der Öffnung des Landes für ausländische Investitionen.
Chinas Schuldenberg war 2017 auf 261 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen. Im vergangenen Jahr ist es der Regierung jedoch gelungen, die Verschuldung zu stoppen, bis hinein in den Schattenbankensektor. "Der grösste Teil der Schulden konzentriert sich auf staatseigene Unternehmen, Hauptgläubiger ist der chinesische Staat. Im privaten Unternehmenssektor hingegen ist die Verschuldung relativ gering", so Wong.
20 bis 25 Prozent der globalen Datenmenge wird in China produziert
Abgesehen von diesen kurzfristigen Störfaktoren, gebe es eine Reihe von thematischen Trends, die Chinas Wirtschaft künftig weiter antreiben und auch Anlegern zugutekommen dürften. Dazu zähle Chinas Vormachtstellung bei der Datengenerierung und -nutzung. Das Reich der Mitte produziert 20 bis 25 Prozent der weltweiten Datenmenge. Kein Land hat so viele Internetnutzer wie China, und das Wachstumspotenzial ist noch gross.
Auch im Bereich der bargeldlosen Zahlungen hat China die USA in den vergangenen Jahren überholt und deutlich abgehängt. "Chinesische Unternehmen zeigen, dass sie Daten nicht nur sammeln, sondern auch über Produkte und Dienstleistungen in Cash wandeln können", sagt Wong. Beispielsweise nutzte eine führende Internetplattform Daten aus Millionen von Transaktionen täglich, um Geschmack und Kaufverhalten von Kunden für ein ausländisches Unternehmen zu ergründen. Der daraus resultierende Schokoriegel war ein sofortiger Verkaufsschlager. "Chinas Datenmacht, die das Land noch weiter ausbauen wird, ist ein Grund, warum wir gute Wachstumsperspektiven für Unternehmen der New Economy in China sehen", erklärt der Experte.
Wachsender Konsum und innovative Einzelhandelskonzepte
Wong sieht den wachsenden Konsum als einen weiteren Stützpfeiler des künftigen Wirtschaftswachstums in China. Die staatlich gewollte Verschiebung zu einer stärker konsumorientierten Volkswirtschaft trage erste Früchte: "Seit 2016 verfügt China über den grössten Einzelhandelsmarkt weltweit, und der Konsum war 2017 für über die Hälfte der Wirtschaftsleistung verantwortlich."
Im Vergleich zu Industrieländern wie den USA oder Grossbritannien sei hier aber noch grosser Spielraum für weiteres Wachstum. Vor allem drei Trends kurbeln laut Wong die Verbrauchernachfrage an: Erstens schreitet die Urbanisierung weiter voran; zweitens steigen die verfügbaren Einkommen, was drittens den Lebensstil vieler Chinesen und damit die Nachfrage nach hochwertigen Markenprodukten und Dienstleistungen anhebt. Auch im Konsumsektor spielten Daten eine wichtige Rolle. Unternehmen entwickelten mithilfe von Datenströmen neue Einzelhandelsformate, die Online-Funktionen in den Offline-Bereich integrieren. Als Beispiel nennt Wong Alibabas Supermarktkonzept Hema.
Von der Werkbank der Welt zum Innovationsführer
Neben dem Konsum sei der Fortschritt in der Produktion ein wichtiges Element auf Chinas Weg in Richtung grösste Volkswirtschaft der Welt. Das Land klettere seit Jahren die Wertschöpfungskette hinauf und habe sich von der "Werkbank der Welt" hin zu einem Hersteller und Exporteur hochwertiger Produkte und Technologien entwickelt. "Die Regierung fördert den Prozess hin zu mehr Qualität. Aber es sind die privaten Unternehmen, die den Trend der industriellen Aufwertung vorantreiben", sagt Wong.
Unterstützt würden sie dabei durch vorteilhafte Rahmenbedingungen. Riesige Produktstätten böten ausreichend Kapazität, um innovative Produkte zu entwickeln und diese schnell und günstig auf den Markt zu bringen. Hinzu komme eine wachsende Zahl an qualifizierten Arbeitskräften und ein gigantischer Binnenmarkt.
"Vor diesem Hintergrund steigen die Ausgaben chinesischer Unternehmen für Forschung und Entwicklung rasant. In der Folge haben sie in vielen fortschrittlichen Produktionsbereichen die Nase vorn", stellt Wong fest. Ein Beispiel sind Elektro-Fahrzeuge. 2009 ist China in den Markt eingestiegen. Heute werden dort am meisten E-Autos produziert und auch am meisten E-Autos verkauft. Die guten Voraussetzungen am chinesischen Markt und sein Wachstumspotenzial locken Investitionen ausländischer Autohersteller, die China auch als eine Art Labor betrachten, wo sie ihre Technologien weiterentwickeln können.
Dies gilt ebenfalls für den Bereich Robotik. "2016 stellte den Wendepunkt dar: Mit 340'000 Robotern im Gebrauch hat China die USA als grössten Robotik-Markt abgelöst, sagt Wong. "Mit 36 Robotern pro 10'000 Arbeitern liegt das Verhältnis aber noch weit unter dem Durchschnitt. Das Potenzial ist hier also noch enorm wie auch in so vielen anderen Bereichen."