23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst, investiert mit dem MainFirst – Euro Value Stars in substanzstarke Unternehmen in der Eurozone, die deutlich unterbewertet sind, sogenannte Hidden Champions. "Wir präferieren Unternehmen, die über Preissetzungsmacht verfügen und verfolgen einen stilkonsistenten Anlageprozess, der sich über volatile Marktphasen erstreckt", sagt er im Interview.
Die europäische Wirtschaft befindet sich angesichts des Ukraine-Krieges in einer aussergewöhnlichen Situation. Was bewegt Sie derzeit als Portfoliomanager des MainFirst – Euro Value Stars am meisten?
Grundsätzlich befindet sich ein Portfoliomanager im Spannungsfeld zwischen makoökonomischen Ereignissen und den Fundamentaldaten der Unternehmen. Der Ukraine-Krieg mit dem Effekt von steigenden Rohstoff-, Lebensmittel- und Energiepreisen trifft den Endkonsumenten substantiell im Konsum. Des Weiteren sorgt die chinesische Pandemiebekämpfung für Verwerfungen in den Wertschöpfungsketten. Die Wirtschaft hat ihren Erholungspfad aus der Pandemie bereits wieder verlassen müssen, um auf die neuen Widrigkeiten zu reagieren. Dennoch sind wir weiter konstruktiv auf die wirtschaftliche Entwicklung. Wir beobachten eine Verlangsamung, aber sind von einer tieferen Rezession weit entfernt.
Welche Risiken stehen derzeit beim Management des Fonds im Vordergrund?
Investoren treibt derzeit wie die Erzeuger und Endverbraucher das Inflationsthema um. Sie stellen sich die Frage, wie die Unternehmen auf die hohen Input-Kosten reagieren und ob sie im Stande sind, diese weiterzugeben. Wir präferieren Unternehmen, die über Preissetzungsmacht verfügen. Diese sind meist in Nischen spezialisiert oder agieren in Wettbewerbsstrukturen mit hohen Marktanteilen. Des Weiteren beschäftigen wir uns mit der derzeitigen Zinsentwicklung in den USA und in Europa. Im Angesicht der grassierenden Inflation sind die Notenbanken gezwungen, ihre monetäre Geldpolitik zu straffen. Wobei sie hierbei die Wirtschaft nicht abwürgen dürfen, historisch ein heikler Balanceakt.
Treffen Sie infolge der aktuellen Entwicklungen bestimmte Massnahmen und Vorkehrungen für den Fonds?
Insgesamt verfolgen wir einen stillkonsistenten Anlageprozess, der sich über volatile Marktphasen erstreckt. Wir hatten bereits vor dem Konflikt keine direkten Investitionen in Russland oder der Ukraine. Im zweiten Schritt analysieren wir die Kostenstruktur unserer Unternehmen und wieviel Umsatz sie in den betroffenen Regionen generieren. Der Umsatzanteil ist verschwindend gering und die Unternehmen in unserem Fonds haben eine hohe Kosteneffizienz.
Angenommen, das Szenario einer Rezession wird in Europa Tatsache, was bedeutet das für das Fondsmanagement?
Der Kapitalmarkt nimmt bereits Entwicklungen vorweg und preist diese im Kurs ein. Wir beobachten bereits einen signifikanten Bewertungsabschlag von zyklischen sowie klein- und mittelgrosskapitalisierten Unternehmen. Dieser Bewertungsabschlag preist bereits einen erheblichen Wirtschaftsrückgang ein. Sollte sich das Wirtschaftsumfeld nochmals signifikant verschlechtern und die Bewertungen nochmals signifikant korrigieren, dann werden wir die Chance aktiv nutzen, um in attraktive Geschäftsmodelle mit mittel- bis langfristig hohem Aufholpotential zu investieren. Ein ähnliches Umfeld hat sich zu Beginn der Pandemie im März 2020 ergeben.
Der MainFirst Euro Value Stars investiert in substanzstarke Unternehmen in der Eurozone, die deutlich unterbewertet sind (Hidden Champions), aber durch ihr Management und solide Geschäftsmodelle überzeugen. Wie gehen Sie bei der Auswahl der Unternehmen für das Portfolio vor?
Wir selektieren die Unternehmen auf Basis von qualitativen und quantitativen Kriterien. Um das Chancen-Risiko Potential zu bewerten, durchlaufen die Unternehmen einen akribischen Analyseprozess. Die quantitativen Kriterien umfassen neben Vermögens , Ertrags- und Finanzkennzahlen auch Forschungs- & Entwicklungsausgaben. Zu den qualitativen Kriterien zählen die Managementqualität und Unternehmenskultur. Unser Ziel ist es, ein holistisches Unternehmensbild zu generieren.
Was für ein Investmentansatz verfolgt der Fonds?
Der Investmentansatz umfasst ein breites Spektrum an Value-Strategien, um eine Diversifikation über unterschiedliche Marktzyklen und Marktphasen zu erreichen. Wir selektieren klassisch unterbewertete Unternehmen mit hohem Wertaufholpotential. Darüber hinaus betrachten wir auch antizyklische Aspekte wie beispielsweise Restrukturierungsfälle. Des Weiteren besitzen wir einen verhältnismässig kleinen Anteil an Event- und Deep-Value-Titeln. Event-Titel beschreiben Spin-offs, Managementwechsel oder Squeeze-outs. Unter Deep-Value finden sich Unternehmen, die zu einem signifikanten Bewertungsabschlag im Verhältnis zu Wettbewerbern und dem breiten Aktienmarkt handeln.
Können Sie ein Beispiel eines solchen Hidden Champions beschreiben?
Ein Nischenspezialist den wir präferieren, ist Carel Industries. Das italienische Familienunternehmen ist auf Heiz- und Kühlanlagen spezialisiert, insbesondere führend in der Steuerungssoftware dieser Anlagen. Durch den strukturellen Trend zu Energieeffizienz verzeichnet das Unternehmen weiterhin starke Auftragseingänge. Zudem hat das Management die bereits existierenden Unwägbarkeiten von volatilen Wertschöpfungsketten, Chip-Mangel und inflationären Tendenzen hervorragend bewältigt. Dies spiegelt sich in der anhaltend hohen Profitabilität wider. Aufgrund seiner hohen Preissetzungsmacht erwarten wir auch im Umfeld von hohen Energie- und Rohstoffkosten weiterhin eine starke Unternehmensentwicklung. Zusammengefasst erfüllt das Unternehmen unsere qualitativen und quantitativen Kriterien mit einem derzeitigen attraktiven Bewertungsniveau.
Was sind derzeit die Vorteile von Value-Titeln, was die Nachteile?
Der Value-Investmentstil hat in einem Umfeld von niedrigen bzw. negativen Zinsen stark gelitten. Die Pandemie und der Ukraine-Krieg haben zu grundlegenden Veränderungen geführt. Wir kommen aus einer Kapitalmarktdekade, die durch negative Zinsen und eine niedrige Volatilität gekennzeichnet waren, nun in eine Dekade mit höheren Inflationsraten. In diesem Kontext profitieren Value-Aktien aus klassischen zyklischen Sektoren. Das inflationäre Umfeld erlaubt es beispielsweise Industrieunternehmen ihre Preise anzuheben, um die Profitabilität zu schützen.
Die volatile Phase hat defensive Sektoren ("Safe Haven") und Rohstoffkonzerne sowie Öl- & Gasunternehmen begünstigt. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn die defensiven Konzerne sind bereits deutlich in ihrer Bewertung gestiegen. Ausserdem ist es ungewiss, inwiefern Rohstoff- sowie Energieproduzenten durch Ausgleichsproduzenten sowie durch ein schwächeres makoökonomisches Umfeld leiden werden. Wir finden die zweite Reihe der Profiteure deutlich interessanter, d.h. Zykliker mit Preissetzungsmacht sowie klein- und mittelgrosskapitalisierte Nischenspezialisten.
Eine Schlüsselfrage bei einem Fonds betrifft natürlich immer auch die Rendite. Wie schlägt sich der Fonds gegenüber seinen Mitbewerbern?
Der Fonds verfolgt mit seinem Spektrum an Value-Strategien einen Investmentansatz, der unabhängig von der aktuellen Marktlage und Stilpräferenz über die Zeit einen Mehrwert dem Investor generieren soll. Hier unterscheiden wir uns bedeutend von den meisten Wettbewerbsprodukten, die einen rein fokussierten Value-Ansatz haben. Vor diesem Hintergrund besitzt der Fonds mittel- bis langfristig eine attraktive Wertentwicklung gegenüber Wettbewerbsprodukten.
Thomas Meier ist seit Januar 2015 Teil des MainFirst Teams. Er verantwortet den MainFirst Global Dividend Stars und den MainFirst Euro Value Stars. Zuvor arbeitete er im Fondsmanagement der Sparkassen-Tochter Deka, wo er das Team "Europa" und davor das Team "Aktien entwickelte Märkte" leitete. Darüber hinaus lancierte und managte er erfolgreich ein globales Dividendenprodukt. Zudem war er drei Jahre Vorstand und Portfoliomanager bei der inhabergeführten Investmentboutique Loys sowie acht Jahre bei der Union Investment als Portfoliomanager tätig. Hier verwaltete Thomas Meier das Flaggschiffprodukt UniGlobal und leitete außerdem das globale Aktienteam. Er studierte an der Frankfurt School of Finance & Management und ist Diplom-Betriebswirt.
Auch die Resultate der neuesten Studien, welche die Performance von aktivem und passivem Fondsmanagement nach Gebühren vergleichen, sprechen nicht wirklich für aktives Management. Was sind Ihre Pro-Argumente?
Aktives Fondsmanagement steht natürlich seit Jahren in einem besonderen Licht, da ein Vergleich mit passiven Produkten stets eine dauerhafte und lebhafte Diskussion mit sich zieht. Wir finden, dass sich aktive Produkte natürlich mit passiven bzw. Indizes messen sollen und müssen! Der erste Kritikpunkt liegt auf der Branche an sich, die meisten aktiv verwalteten Fonds besitzen keinen nennenswerten "Active Share". Als Active Share wird die Abweichung des Fonds zu einem Vergleichsindex bemessen. Eine Vielzahl an Produkten orientiert sich relativ stark an dem Index, dies erschwert eine Überrendite mit der Zeit. Zweitens bietet die höhere Volatilität am Markt deutlich mehr Möglichkeiten zum Generieren von Überrenditen. Drittens, der Trend zu nachhaltigen Produkten nach ESG-Kriterien lässt sich mit aktiv verwalteten Fonds deutlich besser kontrollieren und Veränderungen lassen sich effektiver einleiten.
Welche Rolle spielen ESG-Kriterien für den Fonds?
Wir wollen uns dem strukturellen Trend zur nachhaltigen Anlage nicht entziehen und arbeiten stetig an dessen Weiterentwicklung. Der Fonds unterzieht sich monatlich einer ESG-Auswertung und weist die unterschiedlichen Risiken für die Anleger aus. Das Investmentteam verfolgt in der Unternehmenskommunikation einen aktiven Ansatz und diskutiert ESG-Entwicklungen und Risiken, um eine Verbesserung herbeizuführen. Neben traditionellen Ausschlusskriterien werden gesonderte Analysen für klein- und mittelgrosskapitalisierte Unternehmen erstellt, da diese nur bedingt von externen Rating Agenturen abgedeckt werden. Abschliessend verfolgt der ESG-Investment Ansatz die Dialogstrategie bei der Adressierung von Nachhaltigkeitsaspekten.